7/10/2013

Point of Impact, Jay Faerber & Koray Kuranel

Hier. Auch Schwarzweiß, auch die Stadt, auch Verbrechen. Aber nicht Sin City! Die Zeichnungen sind etwas konservativer, die Geschichte aber leider auch: eine Frau ist tot und der Leser folgt den Anhaltspunkten, die ihre Todesumstände beleuchten. Die Suchenden finden sich und treffen aufeinander und realisieren.

Es gibt freilich Szenen mit Schusswaffen.

Schönes Ding, aber nichts neues an der Front. Was sollte ein zweiter Teil da leisten?

Sin City 4: That Yellow Bastard, Frank Miller

Hier. Herrje, immer diese Gewalt. Wieder ist Motor und Treibstoff in einem die Rache im Allgemeinen. Der alte Polizist, dessen Stirn ein Kreuz verziert und ihn somit markiert, tut seinen Job und maßt sich an, Richter und Henker zu sein.

Aber in Sin City heiligt der Zweck die Mittel, solange die Mittel drastisch genug sind - und am drastischsten kann nur der Tod sein.

"Hätte ich mal, hätte ich mal" ruft Hartigan und bricht sich seinen Weg, um die unnütze Gnade der Vergangenheit wieder abzugelten.

Der gelbe Bastard ist übrigens ein Bastard. Da ist nichts zu holen, keine Leidensgeschichte, kein Opfer der Umstände. Vielleicht liefert das die gute alte Noir-Kiste ab: endlich bestätigt sich der Verdacht, dass eben nicht jede Kreatur heilig ist und dass man ohne weiteres im comic und im echten Leben an Bastarde geraten kann. Solche hoffentlich optisch erkenntlichen Widersacher, bei denen man nach dem Überfahren gern zurücksetzt. Für solche Bastarde entscheidet man sich gern, die dann blutverschmierte Ölwanne irgendwann später mit einer Unterbodenwäsche und anderer Nachsorge wieder funktional zu machen, auch wenn es etwas mehr kostet.

7/07/2013

The Final Testament of the Holy Bible, James Frey

Hier und hier und hier. Frey ist ein sehr schneller Erzähler und es gibt wohl keinen, der schneller zum Punkt kommt. Ob er nun ein Künstler oder ein Geldverdiener ist, kann dem Leser egal sein: hier gibt's einen feinen modernen Roman mit einem großen Aufhänger und furioser Durchführung.

Der Aufhänger ist die Wiederkehr des Messias bzw. das Jüngste Gericht. Schon ein Brecher. Die Durchführung ist fein, da aus der Perspektive der Jünger und Augenzeugen die ganze Geschichte zusammen gewürfelt wird. So kann sich der Autor auch recht gut verstecken, weist aber auch auf die Endlichkeit menschlicher Beobachter hin. Eine süffige Allegorie auf's Geschichtenerzählen und die Literaturtheorie insgesamt.

Jeder der erzählenden Gläubigen ist mindestens so interessant wie das heilige (?) Subjekt seiner/ihrer Erzählung: die Kaputten und Gestrandeten, die Zweifler und die Fanatiker, alle haben eine Meinung von Ben, dem Messias, und schauen dem vermeintlichen Ende der Welt entgegen. Gibt's ein happy end? Kommt darauf an, ob man lieber zur Rechten oder zur Linken sitzt.

Shortbus, John Cameron Mitchell

Hier und hier. Dieser Klassiker des Vögelns verunsichert Kinobesucher und Dildokunden, da er sehr locker und sympathisch die modernen Körperwelten aufzeigt. Vor allem im Vergleich mit sonstiger amerikanischer Filmware geht es hier freilich arg offen zu, aber nach den ersten Verschreckungen macht das alles Sinn, obgleich soviel Nacktheit den eventuell anvisierten Filmkarrieren der Schauspieler nicht zuträglich gewesen sein konnte.

Die Botschaft des Ganzen? Wenn man es denn lesen will wie Derrida's Oma, dann vielleicht so: Sex ist auch ein Projekt, aber ein grundlegendes, und man tut gut daran sich stetig wie auch immer damit zu beschäftigen. Oder so: keine Lebensbereich sollte unverhältnismässig verkrampft und isoliert betrachtet werden und Shortbus macht Hoffnung, dass da unter den üblichen Flugschneisen des internationalen Films ähnlich offene und herzliche Filme über das Fleisch und seine Möglichkeiten plaudern. Die sollte man immer einmal wieder beobachten und gütig aber auch kritisch mit diesem Einstiegswerk vergleichen können.

Als implizite Lektion kam allerdings bei Wieder-Schauen etwas anderes an: die Hoffnungslosigkeit lauert überall, in und auf der Haut. Das einzige, das man tut, wenn man über das Vögeln redet, ist über das Vögeln zu reden. Letztlich schwitzt, welkt, juckt, und zuckt alles. Und dann ist irgendwann alles hin.

Superman: Unbound, James Tucker

Hier und hier. Auf der Promo-Welle kann man gut mitreiten. Aber nur für sich genommen ist S:U eine schöne animierte Comic-Verfilmung: es ist ein Update für die alte Brainiac-und-Flaschenstadt-Geschichte. Die Darstellungen sind eher für Teenager und Ältere, und die meisten Konflikte sind tatsächlich eher ideologischer Natur und nicht nur physischer.

Ein stabiles Produkt der Kernmarke. Ohne viel Kostümwechsel und ethischen Firlefanz oder Charakterrevolution.

Ich - Einfach unverbesserlich 2, Pierre Coffin, Chris Renaud

Hier. Und im dritten Teil bitte nur noch die Minions. Das so etwas gelbes so viel Freude machen kann. Vielleicht haben die Herren Coffin und Renaud ja mit selbigen angefangen, die wie gemacht sind für Aperitifs wie Trailer und Nebenbei-Cartoons.

Der restliche Film funktioniert aber auch sehr fein, wobei freilich jeder weiß wie. Sonderbar ist die vielleicht nachgeschobene Integration der Menschenkinder - da brauchte man noch einmal fix etwas zum Identifizieren für die eigentliche Zielgruppe, oder? Sei's drum. Ist schön gelb, insgesamt.

Sin City 3: The Big Fat Kill, Frank Miller

Hier. Bei diesem dritten Werk der SC-Reihe fällt auf, wie genau sich Rodriguez' Film damals an der Vorlage orientierte. Und wie gut er daran tat. Miller hat schon mit einem Film im Kopf nachgedacht und entsprechend proportioniert. Sind das alles Karikaturen? Wie sähen denn dann die "Originale" aus? Nein, SC bleibt SC und ist voller mörderischer Bedingungen und wenn die Kleine ein Ninja ist dann ist sie eben ein Ninja.