10/14/2009

Oben, Pete Docter

Geflasht hat's.

Die Kinder haben es nicht wirklich verstanden, aber zurecht: es sind ja nur Kinder und Oben ist kein Kinderfilm. Nein, wirklich nicht! Das hat man bei den anderen Animationsfilmen vielleicht auch gesagt, aber damals meinte man eigentlich nur, dass Kinder niiiiieeeeee die Rechenleistung hinter den Wasser-/Fell-/Fleischoberflächen würdigen können.

Oben ist freilich technisch perfekt und eine optische Orgie. Aber die Geschichte übertrifft Disney-Drolligkeit und Ablenkungsamnesien: so archaisch der Titel, so zeitlos die Geschichte. Es wird gelebt und es wird gestorben. Jung und Alt schildern eine überraschend poetische Geschichte über und für sich. Und Dirk Bach nervt nicht. Puh, da hatten wir aber Angst.

Oryx und Crake, Margaret Atwood

Schlimmes Cover.

Ah, die Zukunft. Aber SciFi von einer Frau? Das ist ja unheimlich! Hat die Zielgruppe nicht eher Angst vor Frauen? Aber Schalk beiseite: Atwood ist schon eine ordentliche Hausnummer, nicht nur in Kanada. Mit Oryx und Crake bringt sie dem geneigten Leser die Gentechnik und ihre Möglichkeiten nahe. Die Ohrenmaus führt zum Organschwein und dann auch zum hühnerfleischigen Baseball.

Gentechnik ist ja eine Zukunftstechnologie, will heißen: ihre Resultate sind erst in der Zukunft absehbar. So wie blind backen. Und in diesem Roman ist es auch fix um die Welt geschehen, da eine systemerschütternde Mixtur aus Konsumwut, Pharmakologie und Fleischdesign die Evolution beschleunigt/verlangsamt/beeinflusst/umherknautscht und den armen Jimmy als letzten Menschen im posthumanistischen Urwald stranden lässt. Genetik bringt außerdem ja stets eine Frage nach Geschlechtlichkeit mit sich. Atwood kokettiert dabei mit Halbbewusstem, ohne dabei zu kokettieren: so kann vielleicht nach dem Unterschied zwischen Mutter Natur und Mutternatur und Vaternatur gefragt werden.

Atwoods Stil ist wunderbar direkt und ihre Erbarmungslosigkeit scheint nie augenzwinkernd/aufgesetzt. Sie weiss, was sie tut und sie verschwendet keine Kapitel. So, und jetzt geht es bald an die Magd, von der der Konsumgräber bereits viel Gutes hörte.