4/22/2009

Crank 2: High Voltage, Mark Neveldine & Brian Taylor

Körper überall und deshalb ###SCHNELLAAAAA!!!!### spritzt alles mögliche ###SCHNELLAAAAA!!!!### ficken, und die fetten ###SCHNELLAAAAA!!!!### Statham funktioniert und rast wie ###SCHNELLAAAAA!!!!### Hektik, die begeistert, aber der ###SCHNELLAAAAA!!!!### voll krass, wie die Schlampe ###SCHNELLAAAAA!!!!### und er dann voll so ###SCHNELLAAAAA!!!!### ganz schön ungezwungen ###SCHNELLAAAAA!!!!### jedenfalls ist der Jackie-Chan-mässige Abspann sympathisch und beweist, dass eben doch Menschen und keine Marketing-Idioten diesen Film produziert haben.

Der erste Crank war charmanter, legte aber schon die Übertreibung in einem möglichen Sequel fest. Also ist Crank 2 konsequent - und immer noch eine schnelle Gaudi.

4/20/2009

Darkness Visible, William Styron

Dieses Essay wird oft in der Augenzeugen-/Patienten-/Konsumentenliteratur zur Depression erwähnt. Nun wurde es also flux zerkaut, und siehe da: man sagt "Recht so!".

Styron ist ein Literat, von dem bisher nüscht im Konsumgraben landete und deshalb hatte er auch keinen Ruf zu verteidigen/beschädigen. Sein Text ist autobiographisch und direkt und beschreibt in knappen, aber menschlichen und leicht verständlichen Worten, wie es zu seinem persönlichen Zusammenbruch kam und wie er ihn überlebte. Dabei tangiert er in typisch anglophoner Lässigkeit kulturgeschichtliche und biologische Fakten zum Thema. Kurzweilig ist das alles auch, aber nur für Newbies - alle anderen müssen sich komplexerer Literatur zuwenden. Mit etwas mehr Zeitaufwand kann man sich aber auch gleich dem Mittagsdämon von Herrn Solomon anvertrauen.

Death Race, Paul W. S. Anderson

Ah, dieses Rumpel-SciFi-Remake begeistert durch knallharten Materialismus: Es gibt Autos und Menschen und die Menschen sind nur aus Fleisch und das Metall der Autos ist so viel härter und härter ist besser denn die Zukunft ist auch hart. Die Härte der Zukunft liegt im knallharten Gefängnissystem, welches eine Ökonomisierung des Strafvollzugs ermöglicht und somit eine Running-Man-Gladiatorik ermöglicht.

Laufen, laufen. Erst der Blade Runner, und der Running Man. Dann gibt es noch Logan's Run, der nichts mit Wolverine zu tun hat. Schneller, schneller. Je schneller ein Objekt, desto härter wird der Aufprall... auch beschleunigtes Fleisch donnert ganz schön, wenn es auf kinetische Widerstände stößt. J G Ballard (RIP) hätte seine Freude dran, zumindest an der Idee.

Death Race ist ein sehr OKer Film, der Bock auf Autofahren macht. Außerdem macht er klar, dass der einzig wahre Autolack ein dumpfes, feuerfestes Schwarz ist.

Knowing, Alex Proyas

Nicolas Cage unterwegs im Namen des Herrn: Halleluja! Endlich sind zwei eigentlich unversöhnliche Himmelsversionen im Mainstream-Kino vereint, das ist so als ob fantasy auf sci-fi trifft. Die Macht kommt von oben, ihr Menschen! VON OBEN! Aliens und Engel bekriegen einander nicht, nein, sie sind gleich! Beide Himmelsversionen machen die Menschlein nichtig und lassen sie staunen, beide lassen Prophezeiungen verlauten, die dann angezweifelt, bewiesen und beweint werden können.

Das Ende war selten schöner, und weil das Ende immer zählt, ist das hier ein guter Film für das verkackte RTL-Eventkino ("Schatz, machse ma Nudelsalat, da is hoidamd der Kerl aussem Con Air inna Glotze").

Die Wohlgesinnten, Jonathan Littell

Ohne den Hype beim Erscheinungstermin wäre das Erlebnis etwas geringer. Da fragt man gleich, wer die Wohlgesinnten denn nun sein sollen: der berichtende Feuilleton, die preisenden Leser, die buhenden Leser, die Nichtleser oder etwa einige der Romanfiguren? Und wenn man sie schon als klassische rasende Rachegöttinnen akzeptiert, dann bleibt die klare Zuweisung ebenso offen. Die Wohlgesinnten ist ein geduldiger Roman, ein Kübel, der von innen beschrieben ist. Und in dem Kübel, so die Inschrift verdeckend, ist eine Menge Mist, Dreck, Jauche und Müll. Hinein!

Oh, wie zynisch: die Lektüre macht Spaß. Da ist das perverse Schauspiel im Großen und Kleinen: Stalingrad und Holocaust bieten genügende Horrormotive und auch der Protagonist Max bietet mit seiner Schwesternliebe, dem eventuellen Matrizid und der passiven Vergewaltigung eines Baumes genug Anlass zum schaurigen Ekel. Voll der Irre, äi! Das name-dropping allein ist pervers im Sinne von grob fahrlässig: fix trifft Max Mengele und Konsorten, Eichmann und Hitler selbst werden ebenso abgeklatscht wie die geographischen greatest hits des Top20-Albums "WW2".

Der Roman besteht aus fiktiven Erinnerungen. Das allein mag das perverseste sein: da setzt sich einer hin, denkt sich einen Erinnerer aus und macht dann einen mit historischen Fakten zersetzten Würgreizcocktail. Dabei ist das Getränk süffig: die vielen, vielen Seiten fliegen dahin und mit Staunen und Thrill folgt der Leser den Irrfahrten des SS-Schergen Max. Dabei bedient sich der Autor einer bemerkenswerten sprachlichen Dichte: oft driften die Erinnerungen in essayhafte Sphären ab und der Leser erfährt viele (gefilterte) Informationen über Ethnographie, sogenannte Rassenkunde und pseudo-kultistischen Nazi-Klimbim. Das ist dann ein wenig so, als wenn Dr. Henry Jones Jr. über Gräle und Laden referiert.

Und hier ist man wohl im Herz der Grausamkeit: all die furchtbaren, seelenfressenden Fakten sind ja letztlich eine Geschichte. Eine von vielen. Andere Geschichten, wie die von Indy, bedienen sich der Fakten, der Bilder und der Meme auf andere Art und Weise. Da war eine Katastrophe, da ist sie nun in der Vergangenheit und da liegt sie quer als unverdaulicher Brocken. Lasst uns daraus U-Artikel bauen!

Netterweise erwähnt Littell/Aue an einer Stelle sogar explizit die klassischen Tarzan-Romane, übereinfache (heutzutage trashige) Jugendliteratur von früher. Das passt.

Littell nimmt eine Position zwischen Joachim Fest und John Barth ein indem er sich sowohl einem der größten Themenkreise der Westlichen Zivilisationen widmet als auch dem (gotifizierten) Schelmenroman. Das ist in dieser Form und in diesem Ausmaß originell. Welch miese Sache: eine geduldige Erörterung von Werwiewas ergibt niemals zwangsläufig eine Antwort auf das Warum. Der Roman bestätigt eine längst verbreitete Erkenntnis: Humanismus ist Puppentheater für materiell sichere und isolierte Menschen - mit dem Menschsein selbst hat Humanismus freilich wenig zu tun. Alles was bleibt, ist Text - und der ist geduldiger als die müßige akademische, journalistische oder spirituelle Wahrheitssuche. Vorstellungen und Vorhänge fallen stetig und Fragen müssen offen bleiben.