6/21/2012

Blood Meridian, Cormac McCarthy

Hier. Ein drittes Mal dieses wichtige, heftige und einmalige Buch vom sogenannten Westen. Der Junge treibt umher, zwischen Skalpjägern und steinerner Ödnis, und er wird nicht traumatisiert: er überlebt eben irgendwie und erodiert. Überhaupt ist das Menschenpack ein lärmender Haufen, der letztlich nur die Landschaft aufwühlt.

In der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts hätte es auch alles schnell wieder zu Ende gehen können, alle hätten verdursten können und nach ein, zwei Millennia wären ihre Knochen auch nur helle Kiesel unter vielen. Aber der Junge überschreitet einen Horizont, einen substanziellen Meridian, und mit ihm die gierige Menschenbrut. Jetzt geht es los mit dem Müll: Städte, Kirchen, und Straßen werden ins Land gekerbt werden und Blut und Schweiß werden organisiert und konzentriert. Das Prinzip der Inbesitznahme, personifiziert durch die an weiser Wucht fast zerberstende Figur des Richters, verspricht und droht am Ende: ich werde immer da sein. Grenzsetzung, Transgression, Territorialisierung, Orogenese: shit's piling up.

6/18/2012

Y: The Last Man, Brian K. Vaughan, Pia Guerra

Hier und hier. Deluxe Ausgabe #1. Welch eine Gaudi. Die Idee ist recht simpel, aber doch sehr fruchtbar: Yorick ist eines Tages der letzte Mann auf Erden, alle anderen mit Y-Chromosom spien kurz Blut und verendeten. Die Damen sind nun auf sich allein gestellt und machen das, was man aus der Apokalyptik kennt. Sie werden zu Amazonen, Mad Maxines, Piratinnen und Ersatz-Patriarchinnen. Stewardessen greifen zum Steuer. Soccer moms trainieren das Team. Es herrscht verhältnismäßig viel Frieden im Nahen Osten und anderswo.

Allein die vielen kleinen Scherze machen Y zu einem sehr kurzweiligen Vehikel - der Held selbst ist ein taumelnder Chandler ohne Skywalker-Ambitionen, dafür aber mit einem (mysteriöserweise ebenfalls männlichen) Kapuzineräffchen in der Nähe.

Spannende Entwicklungen versprechen Yoricks Verwandte: Schwesterlein ist Terroristin und Mama herrscht in Washington. Wegen dem Anarchiequatsch und dem Stromausfall weiß man auch erst, wie es wo aussieht, wenn man denn da hin trampt - und unterwegs einige Irre und viele Verwirrte kennenlernt. Das (vor-)letzte Y geht nach Westen - denn in Australien soll die Verlobte sein, verschollen in der Fremde.