5/11/2007

Gravity's Rainbow, Thomas Pynchon, pt. 1

Onkel Tom's Hütte ist sehr geräumig. Ihre Erforschung ist noch nicht abgeschlossen und trotzdem hageln die Notizen in den Konsumgraben. Das soll dem Subjekt bei der Navigation helfen und als Objekt für die Belustigung Dritter Sorgen.

So wie bei "Lost".

Was bisher geschah. Ein höchst prägnanter erster Satz donnerte herbei und verhallte flux im darauf folgenden Wortschwall. Es geht um London im Krieg gegen die Deutschen. Einen Ort, der A.C.H.T.U.N.G. heisst. Bananen. Teddy Bloat. Geoffrey "Pirate" Prentice. Tyrone Slothrop. Irgendwas mit Nuklearwaffen.

Das war der Inhalt bis Seite 20. 740 bleiben.

Spoiler sind unerwünscht. Es gibt bestimmt kompetente Seiten, die ihre Version des Ganzen preisgeben.

Wo soll das nur hinführen?

Enduring Love, Ian McEwan

Wie konnte das nur geschehen? Wie kann es sein, dass vor der letzten Seite dieses Buches die letzten Seiten von etwa vier anderen Büchern erreicht wurden? Was hat dieses Buch so zäh gemacht? Das ist nicht gerecht. Der Zementgarten und Abbitte sind zwei grossartige Werke des eloquent-gediegenen englischen Mr. McEwan. Der Konsumgraben ist ein Ort der fixen Behandlung, des wachen Pflügens. Und dann diese Schlamperei?

Es wird noch schlimmer. Enduring Love ist auch noch ein Film! Und schon auf DVD! Und Danny Craig spielt da auch mit! Konnte das jemand ahnen?

Das Leseerlebnis war so erschütternd langatmig, dass der Film jetzt auf jeden Fall hinterher konsumiert werden muss. Ironischerweise ist Enduring Love kein Schinken und kommt mit weniger als 250 Seiten aus. Der Wahnsinn geht weiter: denn inhaltlich klingt das Ding ebenso interessant.

Ein Kopfmensch führt eine dieser modernen und doch schalen Ehen ohne Kinder und die Psycho-Gattin verrennt sich in die Grabschändung toter Dichter unter dem Vorwand der Kulturverpflichtung. Die Welt stellt sich auf den Kopf als ein Ereignis welches einen Heissluftballon, ein Kind und den Tod eines Passanten beinhaltet, den Kopfmenschen (Wissenschaftsjournalist, muahahaha) mit einem fanatisch liebenden Christen zusammenbringt, der fortan akutes Stalking betreibt.

Auf Seite 200 wird dann auch noch eine Waffe gekauft. Der Irre kommt ins Heim und das Paar kriegt endlich ein Kind, irgendwo her. Thematisch gehts um den ewigen Todes-Twist zwischen objektiver Welt, Aufklärung und Chirurgie auf der einen Seite und der uneingeschränkten Liebe, erfüllenden Fanatismus, und rauschhafte Verzückung auf der anderen Seite.

Eine fabelhafte Entsprechung des aktuellen Beuteschemas. Und trotzdem über drei Wochen Umhergekaue. Allerhand.

Irgendwas stimmt da nicht. Der Roman ist wie ein beliebtes Bohnengericht und alle Welt geniesst es und nur hier im Konsumgraben stellt sich eine Bohnenunverträglichkeit ein und der Trog geht immer wieder zurück ins Regal.

5/10/2007

Das Stopfen der Lücke

Jetzt, wo Hank weg ist, brauchen wir mehr von demselben. Also, leicht anders halt. Von der Rückseite des soeben Beendeten kommen die Namen Pete Dexter, Robert Stone und James Crumley. Allesamt beim Wikipedia.

Man muss ja klein anfangen.

Letzterer Herr scheint besonders interessant, da man sich bei der Texas State in San Marcos um ihn kümmert. Das führt ja zwangsweise wieder zu Cormac McCarthy. So schliessen sich heute abend einige Kreise, hu?

A Dangerous Man, Charlie Huston

Es ist vollbracht. Eine ganze Trilogie hat ihr Ende und Hank den Strand erreicht.

Schon schade. Huston's Prügelknabe war immer willkommen; der zweite Teil, Six Bad Things, wurde hier jüngst begeistert abgehakt. Und der dritte Teil schliesst sich nahtlos an - mit bewundernswerter Konsequenz bricht Huston seine Geschichte nicht ab, nein, er führt sie vielmehr zu einem plausiblen Ende, und das ohne die Grundstimmung der anderen Teile zu verraten.

Inhaltlich liegen die Dinge genauso massvoll zwischen Knochenbruch und Symbolkraft. Hank trifft auf einen kotzjungen Baseball-Star, wie er selbst einst einer hätte werden können. Er bemerkt, dass seine bisherigen Irrfahrten ein beliebtes Thema in chatrooms geworden sind. Ausserdem lösen sich mal wieder ganz viele soziale Seilschaften auf - teils durch plötzliches Ableben, teils als Reaktion auf selbiges.

Es wird schwer, einen wie Mr. Henry Thompson zu ersetzen.

5/09/2007

Iron Man, Regie: Jon Favreau

Ja, klar, der Herr war immer einer der interessantensten Avengers und der Anzug ist echt cool und so... aber der Bart des Alter Egos! Buah! Ein Kinn-Schnauz-Dingsi wie bei den Musketieren! Gut, dass die Maske immer ganz war (damit man auch in den Weltraum kann, Galactus kloppen und so) und das Unglück verdeckte.

Doch Bart- und Helmträger wird demnächst kein geringerer als Robert Downey Jr. sein, bekannt aus der ReHa Ihres Vertrauens. Die Laune steigt. Erste Bilder gibt es auch.





In einem Jahr solls los gehen. Hier gehts zu Marvel.com. Und das hat alles nüscht mit RoboCop zu tun, neinein, das seht ihr alle falsch.

5/08/2007

Little Children, Regie: Todd Field

Schön. Hinter dem bescheidenen Titel verbirgt sich ein Werk in der Tradition von Magnolia und American Beauty, wie man durch die PR auch erfährt.

Das stimmt sogar. Es ist die Ödnis der Vororte, die hier als Spielplatz (jawohl!) der zerwundenen Lebensläufe herhalten muss. Illustre Gestalten finden sich ein, um sich gegenseitig zu finden und zu verlieren, darunter ein psychotischer Polizist und ein stoischer Kinderschänder.

Bemerkenswert, wichtig und wohl auch wahr ist die Beiläufigkeit des Irak-Krieges, der eigentlich nur in einer Szene überhaupt genannt wird. Greifbar ist die tiefe amerikanische Verunsicherung, die Mensch und Welt hier durchdringt. Wie erwartet gibt es ein melancholisches Ende, das im richtigen Masse Versöhnung ohne künstliche Süssstoffe verteilt.

Mit grossem Wohlwollen wurde die Zerstörung der Hummel-Figuren aufgenommen, die den Vorspann des Films zu einem gruseligen Erlebnis machen.

Schön.

Hier der Eintrag bei der IMDB.

5/06/2007

Erbarmungslos, Regie: Clint Eastwood

Ein überraschend alter Film, der am Anfang von Clints zweiten Frühling steht und hier im Konsumgraben, da The Road immer noch im Schädel brummt. Wieder gibt es Gewalt, Männer auf Reisen und eine finstere Welt jenseits von Gesetz und, ja eben, Erbarmen.

Jeder einzelne Schritt im Plot erzählt von den finsteren Seiten, die Menschen haben können - angefangen bei der missbrauchten Prostituierten, fortgeführt bei dem kalten "Erlegen" der Verbrecher durch die altgewordenen Kopfgeldjäger. Am grosteskesten ist wohl die Gestalt des Groschenromanciers, der sich an die finsteren Gestalten hängt, um sich wie eine Zecke von ihrer Aura zu nähren.

Ein grosser Moment ist es freilich, wenn der kurzsichtige junge Möchtegern-Shooter durch Erstes Blut geläutert wird. Klassisch.

Hier nimmt einen kein Western-Klischee in den Arm. Dies ist in den letzten zwanzig Jahren eh nur noch bekannt, da es von allen möglichen Regisseuren zerbombt wird.

Der englische Titel passt auch, meint aber bezeichnenderweise etwas anderes: Unforgiven heisst das Ding von Hause aus. Fragt sich, was das da ist, was die Menschen antreibt, zwischen Vergebung und Erbarmen. Clint weiss es auch nicht genau, masst sich aber nicht gegenteiliges an.

Was sind wir aber wieder ernst heut. "Erbarmungslos" hilft da wirklich nicht weiter.