12/02/2009

Paranormal Activity, Oren Peli

Ja, war es denn nun gruselig? Ja? Voll so Huibu und Schock und Huch und "Aaaah!"?

Falsche Frage.
PA ist freilich das Blair Witch der 00er, aber der Fokus ist leicht verschoben. Die willigen Gruseljünger kennen ja besagten Genre-Urahn, deshalb musste es schon ein wenig innovativer sein: diesmal ist der Horror nicht da draußen, sondern da drinnen. Im Haus, im Heim, im Zufluchtsort hausen die Dämonen und die Protagonistin. Das junge Paar hat keine Kinder. Sonst müssen selbige immer dafür herhalten, den oder die Teufel über die Schwelle zu bitten.

Schön viel Medienreferenz übrigens in der Behausung. Ein gewaltiger Plasmaschirm verdeckt das Panoramafenster im Wohnzimmer, und die WWW-Recherche geschieht auch über elektrifizierte Sehfelder. A Scanner Darkly? Tja.

Die Emotion Angst ist ein seltsamer Begleiter. Gegen Geld will man sie rufen und wenn man sie dann bekommt, wie beispielsweise im vollbesetzten Kino inmitten von plötzlich verstummter Teenagermassen, ist sie doch nicht so genehm. Ist das Schicker Masochismus? Selbsthass? Sehnsucht nach dem Glauben an höhere Mächte?

Den Protagonisten passiert schlimmes. Dabei scheinen sie eigentlich nett. Warum passiert das nicht Mario Barth? Warum bricht bei ihm zu Hause nicht der Gehörnte ein, wieso steckt der ihm keinen Geisterphallus in den Kopf, warum reißt niemand ihm ein Küchenmesser mit Wonne durch die Rippen? Warum zeigt ihn mal keiner im Weinkrampf vor der Treppe? So verschieben sich die Emotionen.

Supergut. Herr Barth atmet vielleicht noch, aber der Film zeigt, was Bild und Ton können und wie irrational man als Konsument eigentlich ist. Der Hype ist annehmbar.

11/30/2009

Law Abiding Citizen, F. Gary Gray

Uh, schroff. "Gesetz der Rache" auf Germanisch.

66% des Films gefielen. Und dann ist das Studio eingeschritten. Das Ende ist dämlich, undankbar, verwüstend und einfach doof. Dabei ist keiner der Darsteller ein Unsympath, nein!

Was passiert bis dahin? Rache wird gefeiert, dieses Grundelement menschlicher Existenz und bald einziges Leuchtfeuer in einer enttraditionalisierten Welt. Rache spüren heißt, dass man eine Waage im Kopf hatte, die durch irgendetwas aus dem Gleichgewicht gebracht wurde. Man bedient sich dann des Füllwortes Gerechtigkeit und schüttet Kinder mit dem Bade aus.

Eigentlich ist das dann immer eine Schau, denn außer in Rachefilmen kann nur noch in Zombiefilmen die Zerstörung zuckender Leiber mit Wonne gefeiert werden (bei Kriegsfilmen ist das so eine Sache, denn da ist, uh-uh, immer ein wenig Pathos dritter oder zweiter Ordnung im Spiel).

Nee, unangenehmer Film. Alle sind gegen das System. Na hui. Wo bleibt die Konsequenz? Verflixt.

Shadowdale, Richard Awlinson

Teil eins des klassischen Avatar-Mehrteilers vom Forgotten-Realms-Franchise.

Auweia.

Schlüsselwort für den Konsum dieses Produktes (es wurde vor einigen Jahren zum Trümmerpreis erstanden und war Teil einer melancholischen Rückbesinnung auf die Jugend und die jugendspezifischen Freizeitbeschäftigungen... ja, es war auch eine Konfrontation mit der eigenen nerd-igkeit) war Avatar. Diese Vokabel wird bald vom Pöbel mit dem Blockbuster von James Cameron verbunden werden.

Auch hier geht es um die Fleischwerdung: die Fantasy-Götter haben beef und poltern hinunter auf die Erde (die hier Faerun heißt) und in menschliche Körper hinein (es geht ja auch um Menschengötter... Elfen- und Gnomgesocks hat das Nachsehen). Dann wird munter weitergeprügelt bzw. -konspiriert. Es geht nur einmal in einen Kerker, ein echter Drache tritt nicht auf.

Das ist wirklicher Fantasy-Porno: alle Schwertkampfstellungen werden durchdekliniert und am Ende wird nicht geheiratet. Noch nicht einmal Humor und Ironie bereichern das Werk, es gibt dem RPG-Opfer einfach ein paar Anreize für die weitere Freizeitbeschäftigung. Das Fantasy-Genre ist in der letzten Dekade sehr gewachsen und ist (ähnlich wie die Fleischschauen der Freikörperindustrie) recht krisensicher.

Muss man die nächsten Teile auch noch lesen? Och... Die neueste D&D-Kampagnenwelt heißt ja Eberron. Die soll erfrischend sein und der Virulenz der MMORPGs die Stirn bieten. Vielleicht wandert ja eine derart deklarierte Gebrauchsliteratur bald in den Konsumgraben.