3/29/2014

Captain America: The Winter Soldier, Anthony Russo, Joe Russo, Joss Whedon

Hier und hier. Jawohl, jawohl, jawohl. Oscars gehen an andere Filme und die dürfen sie auch behalten aber das Fanboy-Herz wird monatlich abgemolken und will es auch. Dieser zweite Kapitän ist besser als sein etwas unbeholfener Vorgänger, da nun die Entstehungsgeschichte nur noch korrigiert, aber nicht produziert werden muss. Vor allem ist das Zusammenspiel des Teams sehr gelungen: der Erste Patriot ist eben auf seine Freunde angewiesen und formt mit ihnen ein sehr sympathisches A-Team (ha!).

Dass Herr Redford den Antagonisten gibt macht großen Sinn (inhaltlich: "Heil Hydra!"; äußerlich "OK, als RR muss ich nicht dauerhaft in einem franchise mitmachen). Der reuige Ex-sidekick verspricht spektakuläre Läuterung in weiteren Teilen und kann dann bei Avengers 5 oder so ein paar Szenen retten. Der Fanboy wird weiterhin angefüttert mit weiteren Charakteren aus Marvel's zweiter und dritter Reihe. Eine Freude. Auch für normale Menschen geht natürlich viel kaputt und die Akrobatik mit dem Schild macht Bock auf Frisbee oder Vibranium im Allgemeinen.

One Cap fits all.

Preacher Book One, Garth Ennis, Steve Dillon

Hier. Immer wieder als Referenz bemüht, wenn es um Erwachsenencomics geht, nun endlich anverdaut. Das Ergebnis ist nüchtern: vielleicht war es zu seiner Zeit innovativ, doch so richtig mitreißen kann die Geschichte um den Super-Priester, der Leuten mit elysischer Stimme befehlen kann, nicht. Eventuell ist die Zusammenstellung der Hefte in einem Buch nicht gelungen. Vielleicht fehlen ganz viele Präludien.


Letzten Endes ist es eine kurzweilige und sehr splatternde Bearbeitung der himmlisch-irdischen Sachzwänge wie zum Beispiel "schlechte Kindheit" oder "unqualifiziertes Führungspersonal". Die Winchester-Jungs bedienen dieses Feld in einem anderen Medium aber viel sympathischer.


Taken 2, Olivier Megaton

Hier und hier. Wer nimmt wen? Die Bösen natürlich die Guten. Ansonsten alles beim alten (Mann): Vati boxt die Sippe raus und bestraft die Nehmer, die ihrerseits eigentlich nur für Teil 1 Rache nehmen wollen.

Der erste Teil gefiel, da er das Thema Rache so konstruktiv bemühte: man kann das unmoralische Handeln dann besser verstehen und verteidigen, denn der Held wird ja von äußeren bösen Kräften zu allerlei Leichenproduktion gezwungen. Der zweite Teil fällt fast durch, da außer der typischen Besson-Aktions-Bebilderung wenig übrig blieb. Irgendwie ein bisschen wie der Transporter mit seinem BMW.

3/25/2014

Autobiography of Red, Anne Carson

"A Novel in Verse". Hier. Nach einiger Zeit verschwimmen die Verse und man beginnt den Text in enorm handlichen Brocken einzusaugen. Ähnlich wie bei einem Revolver-Bong. Da passiert etwas, da sind seltsame Anspielungen auf uralte Epik, da ist das Klischee des Bildungsromans... alles kommt zusammen und formt eine seltsame und sehr beeindruckende Textflut, die leider viel zu schnell abebbt. Und das wäre vielleicht der einzige Makel an diesem Werk: es geht schnell vorbei.

Aber. Aber, aber, aber. Wenn es nicht so flüchtig wäre, stünde es seinem Thema entgegen. Der junge Protagonist ist eben nicht in der bewährten Taktung Anfang-Mitte-Schluss, er ist im Flug, er ist im Sturz, im Umsturz vielleicht. Da ist es egal ob in der Handlung Jahre vergehen oder Ozeane durchkreuzt werden. Anne Carson hat nicht weniger als die Schnittmenge von Herz, Hirn, Text, und Satz im Ziel. Manchmal kann eine Geschichte in einen Satz passen und manchmal reichen zehntausend Sätze nicht aus, um einen einzigen Moment/Blick/Geschmack/Verdacht zu beschreiben. Intimidating.

On Being Different, Merle Miller

"What It Means to Be a Homosexual." Soso! Hier. Dies ist also eine Quelle im historischen Sinn, eine wichtige publizistisch relevante Ansammlung von Sätzen eines bestimmten Autoren aus einer Zeit, als es noch Politik gab. Ein Bild von Stonewall oben drüber und fertig ist die Laube.

Im Gedächtnis bleibt der Wechsel von autobiographischem und politisch-forderndem Jargon und man fragt sich, ob und wie das heute möglich wäre. Damals wäre es wohl in anderer Form eben genau nicht möglich gewesen. Fortführende Frage wäre, ob man jemals die eigene Biographie dabei außen vor lassen kann - es wäre schön, wenn die academy das schaffen könnte. Das vorliegende Essay ist zum Glück mit Vor- und Nachworten ausgestattet, die den zeitgeistigen Diskurscharakter des Textes schon allein durch ihre Anwesenheit widerspiegeln. Ja, so war das damals. Wie ist es heute? War es damals wirklich so und wie kann es werden? Das Gegenteil von Belletristik, aber letztlich erbaulich.