7/04/2014

Super, James Gunn

Hier und hier. Eine kleine herbe Geschichte mit dem Motiv des Superheldentums und unter Verwendung einer Rohrzange. Aufpassen: hier ist tatsächlich der gleiche Regisseur am Werk der der Welt die Guardians of the Galaxy bescheren wird.

Hier heißt herb auch nah am Trash und am Splatter: wie auch beim herrlichen Slither geht es eher preisgünstig aber von Herzen zur Sache. Das Ende ist unversöhnlich, aber eben doch schön. Das Konstrukt des maskierten Rächers bleibt eine fruchtbare Provokation für Gut und Böse und anderen ausgedachten Mist.

7/01/2014

My Struggle, Book One, Karl Ove Knausgård

Hier. Scherze über skandinavische Klischees sind vollkommen unangebracht in dieser (zumindest laut Marktpropaganda) unerhörten Reichweite dieses Werkes. Da schreibt Herr K. also Dinge aus seinem Leben auf, aber mit einer Dichte und einer Feinheit und einer Atemlosigkeit die teils an ein Murmeln und teils an ein Zweifeln erinnert.

Der Konsum stand an, da amerikanische Postillen sich mit diesem Ding, dieser auf mehrere Bände ausgelegten Autobiographie eines Menschen der nicht Astronaut oder Verbrecher oder Politiker ist, aufopfernd beschäftigen. Vielleicht ist es die vermeintlich harte Ehrlichkeit eines exotischen Atheisten, die hier zur allgemeinen Begeisterung breitgeschrieben wird. Vielleicht liegt es daran, dass es hier um ein Buch-Buch geht - hier wird gelesen und nicht geschaut. Bei seiner Entstehung wurde keine Verfilmung in Aussicht gestellt.

Warum ist das auf deutsch tatsächlich "Mein Kampf" heißende Buch hier so schnell (400+ Seiten in 4 Tagen, Schlafentzug und Internet ignoriert und alles) konsumiert worden? Labels wie "Realismus" und "Fokalisierung" oder "Authenzität" (LOL) helfen freilich nur wenig um das Verschlingen zu beschreiben. Auch der ständige von der Presse aufgegriffene Vergleich zu Proust ist balla-balla denn wer hat schon Zeit für Proust wenn es Batman gibt. Und Knausgård schreibt auch keinen Krimi, obgleich er gern Informationen vorenthält (es sind aber auch zu viele).

Aber er hilft, profanen Quatsch besser zu verdauen und zu verstehen. Immer geht es um Dinge und Objekte und Teile und eben des Autoren Schreibe, die das alles in ein mäanderndes Universum einfügt. Assoziative Ketten bauen sich auf, vergehen, und nach ein paar Dutzend Seiten ändert sich die Klangfarbe - das macht Herr K. aber stets süffig und mit lebendiger, direkter Sprache. Er leistet sich Essays, Versuche des Nachdenkens über seine Erlebnisse. Min Kamp ist mehr als nur eine Erzählung, es ist auch eine orgiastische Grübelei, die aber stets rege und zumindest nachvollziehbar bleibt.

Wo wird denn gekämpft? Zunächst freilich in der Jugend. Bier besorgen und im Schnee verstecken. Vater aushalten. Mutter verstehen. Dann die Bitternis des Erwachsenseins: Vater beerdigen. Oma verstehen. Fäkalien aus Eigenheimen extrahieren. Saufen. Essen. Frauen im Allgemeinen.

Der zweite Band ist schon halb durch. Vielleicht lodert das Feuer noch bis zum dritten. Go, Karl, go.

Zodiac, David Fincher

Hier und hier und hier. Der kalifornische Ripper also wiederholt konsumiert. Das Rätsel an sich verspricht ja beste Unterhaltung und ist es nicht der Sinn des Krimis, dass der Konsument miträt und sich kognitiv einbringt? Hier haben wir auch noch die echte Welt auf unserer Seite und können uns fragen, was "true crime" eigentlich für ein Genre ist und ob Zodiac als echter Person oder Zodiac als Finchers Film hier einen Kommentar formuliert. Wer war Zodiac, was kann er sein? Das Rätsel steht in den Sternen und es kann saisonabhängig neu gelesen werden. Keine Antwort trägt durch alle Jahre.

6/29/2014

Pain & Gain, Michael Bay

Hier und hier. Dieser furchtbare Film ist wie erwartet viel zu lang und schlägt eine ähnlich aggressive Verrohung an wie Bad Boys 2, dem wohl erniedrigendsten Blockbuster des jüngeren Kinos.

In seiner Furchtbarkeit hat P&G aber Schauwert für Gaffer wie wir alle es sind, rühmt er sich doch auf wahren Begebenheiten zu beruhen. Das irrationale Verbrechen und Gier in Verbindung mit Dummheit lassen immer wieder aufhorchen und die supersimple "Kritik" am amerikanischen "Traum" stimmt in die Tonart des Dramas.

Das Ende der Zivilisation, das Ende der Maskulinität, der Abstieg in die moralische Schwerelosigkeit. Hey, das ist ja eine Dokumentation.