11/10/2009

The Omen, Richard Donner

1976! Und doch anders als erwartet. Der Exorzist legte drei Jahre zuvor den Standard fest, der bei Rosemary's Baby noch nicht abzusehen war.

Wieder das Motiv des bösen Kindes, im Falle vom Omen aber mit besserem Marketing, da der Signifikant "666" so schlüssig wie auch prägnant durch die marketing-Hallen driften kann. Diverse Fortsetzungen hat's gegeben, doch keine soll so sein wie das Original mit Gregory Peck.

Zwei Horrorelemente sind zu nennen. Zum einen freilich das böse Kind. Da ist die verfluchte Familie, eine sich durch Zeit und Raum fortsetzender Gen-Stamm, der irgendwann sabotiert weil infiltriert wird. Der ultimative Andersartige von Ultra-Draußen, der Teufel, schleicht sich in den Kern des Menschengefüges ein und erobert das zukünftige Potential. Kinematographisch wurde das sehr subtil eingefangen und der gegen Ende zerbrechende common sense kann lange auch vom Zuschauer mitgetragen werden. Die sogenannten "Schock"-Szenen sind wohldosiert und sitzen. Ist ja auch kein Splatter, hu?

Zum anderen gibt es den Horror der 1970er. Diese Zeit ist ekelhaft in jeder materiellen Beziehung: Haare, Mäntel, Telefone, Autos - WIDERLICH. Wie konnten die Menschen in einer so erdrückend anti-ästhetischen Gegend überleben? Dieses Jahrzehnt (und kein Atomkraftwerk) rechtfertigt das Anlegen von unterirdischen Endlagern. Der ganze Mist von damals muss einfach versenkt werden, so dass kein Auge mehr von derartiger Hässlichkeit vergewaltigt wird.

The Brief Wondrous Life of Oscar Wao, Junot Diaz

Pulitzer-Preis, Ethno-Atmo, big business. Warum sollte das gute Literatur auszeichnen? Diesmal passt es aber: Diaz entstaubt den altbackenen Terminus der "Tragikomödie" und schildert in eindringlichen Worten und mitreißendem Tempo eine mehrere Generationen und Ären (Ähren? Wohl eher Zuckerrohre! Ha!) durchfließende Geschichte.

Mehr Informationen freilich beim wiki.

Genetik ist dabei nur ein Teil der Verbindung. Der andere Kleister ist Popkultur: Oscar ist ein Nerd deluxe. Er kennt den ganzen SciFi-Ramsch und bekommt keine Lady ab. Als Latino-Tolkien will er über Dynastien und große Opern schreiben und so seine raumzeitliche Isolation überwinden. Pech bei den Ladies, Glück an der Kinokasse und im Buchladen. Oscar ist eine genetische Sackgasse. Ein patriarchalischer Endpunkt, der der zerfallenen Macho-Dikatur in der Dominikanischen Republik entspricht, welcher seine "Blutslinie" nur knapp entkam.

Eines der besseren und überraschendsten Bücher dieses Jahres.