1/08/2010

Hater, David Moody

Manche Mitmenschen verdienen enorm auf die Fresse, bekommen es aber nicht. Selbst wenn sie zurückschlagen (oder gerade dann). Und es gibt Situationen, in denen will man lieber kämpfend untergehen als noch eine Minute das verlogene Spiel mit den Gedankenfäkalien Anderer ertragen zu müssen.

Der Protagonist ist in der unteren mittleren Mittelschicht gefangen und die drei Kinder kamen zu schnell und die Ehefrau hört zu oft auf ihren alten Vater, den Sack. Der Job ist eine Qual und der Kundenstamm ist ein Eimer voll Unfug. So kommt die Geschichte ins Rollen, die zunächst bewährte Zombie-Epidemie-Zitate aufweist, doch im letzten Drittel noch einen klugen Haken in Richtung Originalität schlägt.

Vielleicht ist das der thrillendste Aspekt des Romans: nämlich dass Gewalt zwar unschön, aber durchaus situativ schlüssig ist.

Hater ist wiederum ein Beweis für die Relevanz von Gollancz (heute Orion), dem wundervollsten SciFi-Verlag im Vereinigten Königreich. Nur dort kann derlei entstehen, scheinbar. Deshalb hier etwas überraschend sinnvolles aus Germanien:

1/07/2010

Avatar, James Cameron

Muss ja sein. Bei dem Lärm, den das Produkt schlägt, muss es freilich auch den Konsumgraben durchwandern.

Schlagwort des Filmes ist Fläche, ebene und barocke Fläche. Eine vollkommen homogen exotische Welt wird geschildert und auch die beteiligten Personen sind erhaben in ihrer Eindeutigkeit. Der Gewinn der optischen Tiefe durch alberne Brillen wird durch einen fruchtfleischfreien Milchshake austariert. Wer sich über die simple Geschichte beschwert, hat Ort und Zeit vergessen: hier soll eine erneuerte Art der Unterhaltung propagiert werden und Propaganda impliziert immer eine Hinwendung zur Masse.

Fragt sich nur, ob der Zuschauer irgendwann willentlich von er Oberfläche der Dinge herunterschlingert, da etwas unter ihr sich aufbäumt und bockt. Aber das ist eine viel zu wirre Frage, als dass sie von Herrn Cameron beantwortet werden müsste. Vielleicht erledigt das ein anderer Regisseur auf einem anderen Planeten.

Demnächst bei RTL, ca. Ostern 2011. Muss ja sein.

1/06/2010

Tales of the Last War, Mark Sehestedt (ed.)

Oops, I did it again. Nachdem das Forgotten-Realms-franchise kürzlich re-memoriert wurde, ist nun der frischeste der D&D-Spielplätze dran.

Eberron ist bunter und wirklich innovativ - freilich ist es immer noch voller hi-fantasy-Klischees, aber mit mehr Explosionen. Das Zaubergelumpe ist viel präsenter und überall sprühen bunte Funken, neue Rassen haben seltsame Fertigkeiten öfters denkt man an die Spielbalance. Aber OK.

Offensichtlich ist die Furcht der Spieleentwickler vor WoW. Was rechtfertigt den Gygax-Kult im dritten Jahrtausend? Vielleicht ist das ganze Medium in der Krise.

Ist das Literatur von "unten"? Sie ist simpel und zweckoptimiert. Handliche Stücke. Aber genau das liebt man doch an allem, was Noir ist. Und an Pornographie bzw. Zombiefilmen (also Fleischschauen). Sollte man deshalb diesen Kurzgeschichtensammelband verdammen? Und das ist schon die falsche Frage - erlaubt ist, was gefällt. Im Folterkeller wie auch auf dem Amazon market place.

1/03/2010

Bald weniger Konsumfrust

Nach dem konsumierten Unfug gestern, der eigentlich nur frustrierend ist, wurde nach besserem Kram gesucht und es wurde dieser Promo-Trailer für Inherent Vice gefunden, welches hier auf dem Regal liegt und der Durchpflügung harrt.

Eigentlich ist hier ja kein Platz für Werbung (nie!). Aber bei dem Produkt und dem Produzenten macht man schon eine Ausnahme.

Obacht: das soll Pynchons echte Stimme sein!

G.I. Joe: The Rise of Cobra, Stephen Sommers

Was für ein Quatsch. Erwartet wurde leichter Quatsch mit netten Bildern, doch die klinischen Effekte konnten nicht für die arg debilen Dialoge entschädigen. Ja, war vielleicht ein Fehler, den Ton anzulassen... aber man muss doch auch das Wumms der Explosionen hören können.

War das Vehikel im Kino erfolgreich? Wenn ja, dann geht eine erhobene Faust Richtung Samstagnachmittagszeittotschlagaktivitäten mit den nervigen Preteen-Kindern. Selbige sind dann kurz vor zwanzig so bräsig, dass sie nur noch als Sandsack in Falludscha anheuern können.

Go Army.

Das Gesetz der Ehre, Gavin O’Connor

Was ist das denn? Mal wieder ein furchtbarer deutscher Titel, aber der englische ("Pride and Glory") ist auch nicht viel besser. Wie soll man auch innovativ sein beim ältesten und konventionellsten Genre der Spannungsunterhaltung, das auf Zombies verzichtet und tricorderfrei funktionieren soll?

Was bleibt im Gedächtnis? Die Western-Zitate, vor allem der Showdown an der Bar. Das machen die Jungs unter sich aus. Es geht ja um Ehre und Gesetz und so. Daddy hat eine Meinung, die nur bedingt akzeptiert werden muss, und die drei Macher-Männer verkörpern alternative Herangehensweisen an das Stadtproblem - den NYC-Sprawl, der Menschen mit Migrationshintergrund in Crack-Nutten verwandelt. Die Stadt bestraft dann auch die Missetäter.

Und worüber könnte man jetzt nachdenken? Über das Unwort "Korruption", welches gern im Zusammenhang mit afrikanischen Staaten oder dem ehemaligen Ostblock benutzt wird. "Ko" wie "mit". "Ruption" wie in "Eruption", also Ausbruch. Alle brechen gemeinsam aus. Alle leben in ihrem Zeitgehäuse und zerstören an mehreren Stellen das Makrosystem (das mit der "Ehre" und dem "Gesetz" und solchen Phrasen). Die Stadt bestraft die Missetäter. Es gibt keine individuellen Richter, nein, das Subjekt und die subjektiven Mächte und Verantwortlichkeiten sind bequeme Fiktion. Korruption.

Und jetzt einen Milchshake.