9/06/2007

The Narrative of A. Gordon Pym of Nantucket, Edgar Allan Poe

1838 hat der alte Martin Van Buren gerade die Präsidentschaft der USA übernommen. Vor ihm war niemand geringeres als Old Hickory Jackson am Ruder, ein zäher Bursche, der den Blick auf die Wildnis im Westen richtete. Und genau dann erschien das sonderbare Textlein über die Reise eines gewissen Mr. Pym.

Sehr klassisch.

Im folgenden Jahrzehnt wurde "Manifest Destiny" ein Motto amerikanischen Stolzes und territorialen Anspruchs. Und wahrlich lässt sich Pyms Quest als Geschichte der *weissen* Landnahme charakterisieren: ein grüner Bengel fährt zur See, erlebt allerhand (furchtbares) und landet schliesslich am Südpol. Dort endet die verstörend kurze Geschichte im *weissen* Nebel - Pym's Ende ist das Ende der Welt.

Interessanterweise wurde die Antarktis erst in den 1820er vom Gerücht zur Tatsache, als entprechende Expeditionen zurückkehrten.

Obacht. Gothic hat nicht unbedingt mit Schlössern zu tun. Es ist eher die windschiefe Architektur der Seele, die hier das Grauen vorantreibt. Münchhausen ist was für Schulkinder, Poe ist was für die Anstalt.

9/04/2007

Hallam Foe, David Mackenzie

Wenn man den Namen "Holden Caulfield" oft genug nuschelt, könnte man auch zu dem Namen dieses Knaben kommen. Aber Foe heisst ja auch Feind und im Anglistischen ist "Defoe" ja auch nicht weit - der mit der Insel.

Hallam ist so einsam wie Holden, aber er hat auch Grund dazu. Psychoanalytisch beladen hat sich die ganze Familie seit Muttern tot und Dads Neue verdächtig ist. Somit wird der Junge zum Voyeur, um dem Jetzt zu entgehen. Der Film lässt sich zu einigen Denkanstössen hinsichtlich des Schauens und des Seins nutzen: Beim Sehen ist man ganz da wo das Auge ruht und entkommt somit der Misere, die der eigenen Existenz anhaftet. Und so sieht sich Hallam sinnvollerweise einmal selbst, wie er sich durchs Fenster beobachtet. Zwei Seelen harren in ihm: und wenn Menschen ihn als Spanner und Mitwisser identifizieren, wird er ganz Foe und Feind. Des Filmes zweite Hälfte ist ein wenig übermässig fleischlich - als wollte man dem Label des umgangssprachlichen Spannens nachträglich noch gerecht werden.

Jamie Bell könnte ja auch Ballett tanzen, muss er aber nicht. Bei Eastwoods Korea-Film Flags of Our Fathers war er ja auch gut.

So, keine Zeit mehr, muss mein Fernglas polieren und an Mama denken. Ha!