7/11/2007

Paris Trout, Pete Dexter

Was für eine furchtbare Gestalt. Mr. Trout ist Ladenbesitzer in Georgia in den späten 1940ern und tut, was er für richtig hält. Und keiner hält ihn auf, denn er ist weiss und nicht arm. Der finstere Süden muss wieder für eine Darstellung menschlicher Grausamkeit herhalten.

Dexter schreibt genre-typisch sehr kalt und somit brutal. Es gibt da auch keine hintergründige Lakonie, nach der man greifen kann. Bei Jim Thompson hört man mit etwas Wunschdenken ein leises "Ätsch" des Autoren (auch beunruhigend), doch nicht hier. Beim Plot verunsichert vor allen Dingen die Zeit, die Paris trotz offensichtlicher Abscheulichkeit in der Mitte des Ortes noch verbringen kann. Der Schluss ist zum einen konsequent, zum anderen aber tatsächlich noch eine Unterstreichung des Irrsinns der Hauptperson.

Wenn es eine Hölle gibt, dann ist Paris Trout da kein kleiner Teufel.

Black Snake Moan, Craig Brewer

Hustle & Flow? Hustle & Flow? Alle reden über Hustle & Flow, dem Werk von Brewer vor Black Snake Moan. Unbekannt. Muss aber auf die Liste, bei diesem Nachfolger.

Black Snake Moan wird eine Reise der Missverständnisse auf dem Unterhaltungsmarkt antreten. Das Geheimnis, das keiner ausspricht, ist das es sich hier um nichts geringeres als einen Musik-Film handelt: einem Genre also, dessen sujet eben nicht auf das Cover von GQ und Esquire passt. Damit hat Herr Jackson also einen Film gemacht wie sein einstiger Kollege Vincent Vega, nur halt nicht mit Disco.

Da-daa-da-DAM.

Disco ist ja auch beknackt und hassenswert, da man da das Leid nicht serviert bekommt sondern suchen muss. Beim Blues ist das zum Glück anders. Da gibts die Galle kübelweise.

Dadadada-DAM.

Die Enttäuschung kann bei vielen Zuschauern gross sein: die (furchtbar) riesige Pulp Fiction Fraktion wird Waffen und Zynismus vermissen. Die Actionista wollen mehr stunts. Die Feierabend-Dramatologen wollen eine klare Lektion am Schluss, ein Erreichen der Sauberkeit. Das Merchandise zu Black Snake Moan kann nicht passen. Zumindest das offizielle Plakat sucht eine Nähe zu der aktuellen Grindhouse-Mikro-Welle. Der Film kann dieses Versprechen nicht halten.

Ricci braucht kein "Monster", um ungewöhnliche Weiblichkeit darzustellen (aber mit solchen Rollen wird sie nie Titanic II spielen können). Jackson kann Musik machen und grau steht ihm auch gut. Die Marke Timberlake nervt überhaupt nicht. Wer hätte das gedacht. Seine Infiltration des Filmgeschäfts wirkt recht geschickt: keine glatten Charaktere spielen, nicht in die Mitte drängen. Damals bei Elvis wurden extra Inseln aufgeschüttet. Und es war IMMER eine Gitarre in der Nähe, auch im brennenden Cockpit.

Besonders schön die Chiasmen im Plot, der (wie auch der olle wiki weiss) deutlich von Silas Marner inspiriert ist. Schwarz und weiss, alt und jung. Abstinenz und Massenbeischlaf. Zum Ende das junge Paar im Wagen: der Junge kann nicht mutig sein, das Mädchen nicht keusch.

Ketten die fesseln, ketten die halten. Dadada-dadada-dadada-DAM. Sex reimt sich mit komplex, deswegen kann der Blues nur mit Einfachheit heilen.

Wenn mal der Score vor dem Film steht und das auch noch passt, dann ist das eine wunderbare Sache.

7/09/2007

Da gehts wohl lang

Randomhouse's Modern Library verkündet bei sich zuhause seit langem die Titel der 100 besten Romane. Listen sind eine faszinierende Sache.

Die selber sagen dies sei die Top 10:

1 ULYSSES by James Joyce
2 THE GREAT GATSBY by F. Scott Fitzgerald
3 A PORTRAIT OF THE ARTIST AS A YOUNG MAN by James Joyce
4 LOLITA by Vladimir Nabokov
5 BRAVE NEW WORLD by Aldous Huxley
6 THE SOUND AND THE FURY by William Faulkner
7 CATCH-22
8 DARKNESS AT NOON by Arthur Koestler
9 SONS AND LOVERS by D.H. Lawrence
10 THE GRAPES OF WRATH by John Steinbeck

6 von 10. Hurra! Bravheit erfüllt das reine Herz.

Die Leser sagen:

1 ATLAS SHRUGGED by Ayn Rand
2 THE FOUNTAINHEAD by Ayn Rand
3 BATTLEFIELD EARTH by L. Ron Hubbard
4 THE LORD OF THE RINGS by J.R.R. Tolkien
5 TO KILL A MOCKINGBIRD by Harper Lee
6 1984 by George Orwell
7 ANTHEM by Ayn Rand
8 WE THE LIVING by Ayn Rand
9 MISSION EARTH by L. Ron Hubbard
10 FEAR by L. Ron Hubbard

Nur 3 von 10. Aber Hubbard?! Achje. Und Atlas Shrugged hat so arg entmutigende Ausmasse.

Die ganze Pracht ist hier. Auf, auf.

Zeitgeist, The Smashing Pumpkins, Prelude

Spannung, aber auch Entsetzen wird mit dem Widergang der Smashing Pumpkins verbunden. Etliche Jahre gehörten sie zur festen Playlist bei Arbeit, Spiel und Agonie. Der immense Rocknroll-Fan-Faktor, den die Musikanten bei anderen Menschen auslösten, wurde als gerechtfertigt wahrgenommen.

Achje. Und nun Zeitgeist. Es wird sein, als käme man in ein verlassenes Haus an dem nur sehr alberne, sehr unreife Sprüche an den Wänden stehen... Ihr Inhalt lässt bei Betrachtung nur schmunzeln, doch ihre blanke Existenz rührt schon ein wenig. Mal sehen.