5/16/2014

The Thing, Matthijs van Heijningen

Remake von 2011. Hier. Blöd ist, wenn man Alien kennt und mag und liebt. Das Prinzip ist älter als Scotts Klassiker und geht vielleicht zurück zu Grendel oder Zyklopen oder Medusa oder Deinem Vater wenn er getrunken hatte. Manche Wesen werden zum Ding, zur unerklärbaren, aber dringlich zu bewältigenden Bedrohung. Das Ding wird hier auch mit Feuer bekämpft, wie schon Ripley es vielfach tat.

Hier ist die Lage klassisch: eine abgelegene Forschungstation, die finstere Verlorenheit des Nordlichtes und die Gerechtigkeit der Temperatur (brennendes Fleisch, schmelzender Schnee, sprödes Eis). Drollige Skandinavier. Und dann will ein Besucher nicht mitfeiern. Die Effekte sind zweifellos famos: durch seinen Status als Remake hat dieses Produkt ja auch entsprechend ausstaffiert sein müssen. Da kann es sich nicht auf die längst tradierte Idee verlassen, da muss etwas für's Auge her. Das Ding selbst ist also eine herrliche stets veränderliche Summe an Zähnen, Klauen, Fleisch und Sehnen, die sich geballt gegen die Humanoiden richten. Es ist Parasit, Simulant, und Gegenspieler.

Ein hübscher Winterfilm. Gern Grog dazu.

The Lucky One, Scott Hicks

Hier und hier. Eine weitere Episode in der Wonderboy-Themenwoche. Es fällt auf wie unterschiedlich ein Schauspieler inszeniert werden kann. Lucky One und Efron schaffen es, die Aufmerksamkeit weg von ihm und auf die süssliche und gegebenenfalls feierabendgefällige Romanze zu richten. Nicholas Sparks, der alte Triebtäter. Schluchz.

Freilich wird Efron mit Absicht gecastet, freilich erhofft man (die Castenden) sich (wie von allem, was auf und für den Bildschirm geschieht) Geld und Propaganda und somit mehr Geld. Vor dem Film hat der potentielle Konsument nur die Werbung und das Plakat und vielleicht den Trailer im Kopf. Alles kreist um eine Frage die so alt ist wie das kommerzielle (Film-)Theater: kann man etwas anderes außer sich selbst spielen? Wie würden Filme wirken wenn man von vornherein die daran Beteiligten nicht kennt, weder aus anderen Produkten noch aus der reißenden Populärkultur mit ihrem ADHS und ihrem Tourette? Gesichter merkt man sich. Gesichter werden aufgeladen. Gesichter entwickeln einen Drall, einen Mehrwert: der berühmte Kopf ist mehr als ein Knochenfleischzahnschmelz-Haufen mit sieben Löchern.

Es gab ja auch sehr flache Versuche der audiovisuellen Geldmaschine. Yellow Submarine oder Moonwalker. War Sting Sting in Dune? War Rihanna Rihanna beim Schiffeversenken-Film? Gesicht reimt sich auf Gewicht, und letzteres muss stetig auch als Marktwerkt verstanden werden, auf die entsprechende Anziehungskraft an dem Ort, der zählt: der Kinokasse und dem Pixelfeld wo man "Play" klickt.

Bei dem vorliegenden Film sind jedenfalls die Möbel sehr schön und auch die Landschaft kommt ihrer Pflicht als Idylle sehr gut nach.

Exquisite Corpse, Poppy Z. Brite

Hier. Zwei Serienmörder treffen sich in Nola und bringen einander Kannibalismus und Nekrophilie bei. Verstörender Unterton in diesem sehr saftigen, sehr opulenten und von finsterster Schreibfreude durchtränkten Roman ist der gute alte Virus.

Die Dunkelheit sitzt im Blut, im Gewebe, und im süßen, süßen Fleisch. Wer das weiss kann anders durch die Welt schreiten und kann die Touristen von den Opfern von den Gleichgesinnten unterscheiden. Dementsprechend wird hier auch viel geschnitten, zerteilt, zerhackt, und geschlitzt - das Blut muss raus, die Infektion muss fliegen. Wahre Macht ist die Todesgabe auf Raten, wahre Hingabe ist das Vergessen der Zukunft. Fein schon der Auftakt: da kann ein Inkubator nur aus der Isolation (dem Knast) entkommen, weil er anders ist und somit gefährlich im Geiste wie im Körper. Und weil er beide Existenzaspekte besser versteht wie die Schafe da draußen gelingt ihm auch die transatlantische Expansion.

Frau Brite, Sie können etwas ganz besonders gut. Man weiss nicht ob das etwas Gutes ist, aber Sie können es auf jeden Fall.

5/14/2014

Do the Work, Steven Pressfield

Hier. Genau das. Jedwede Beschreibung ist nur heiße Luft, deshalb nur noch ein Satz hier: konzentrierter und direkter wurden das Thema, das Problem, und die vermutlich allen klare Lösung hier für den Konsumgraben noch nie formuliert.

5/12/2014

World War Z, Marc Forster

Hier. Das hier ist zahm und gleichzeitig lahm. Die Kreaturen können noch so hektisch zucken und noch so schick in Trailer-Bildern aussehen - letzten Endes ist das hier ein ödes Vehikel für die ganze Familie. Der Ur-Spass des Zombiefilms (Theorie und Praxis des Fangenspielens) geht hier ab weil die Dinger zu fix sind und die Menschen zu lahm. Mit dem leidlich interessanten Buch hat das ganze wenig zu tun. Freilich ist ein Sequel möglich. Leider war WWZ auch sehr erfolgreich, so dass damit zu rechnen ist.

Kill Your Friends, John Niven

Hier und hier. Radiohead sind eh total überschätzt! Und mit dem Erfolg von OK Computer hat ja eh keiner rechnen können! Der sehr unterhaltsame Roman verfolgt einen unsäglichen Helden durch das Musikgeschäft der späten 1990er und es werden tüchtig Linien gezogen und Nutten geklatscht und Kollegen geschubst. Wie im echten Leben.

Niven soll selbst einmal in diesem Segment unterwegs gewesen sein. Vielleicht ist die echte Welt ja doch ein wenig wie Irvine Welsh's Drecksau oder Ellis' Psycho. Vielleicht verlangt der Markt solche Typen. Aber der Markt ist ja eh nicht zurechnungsfähig, da er auch die Spice Girls verlangte. Tell me what I want what I really really want. Yeah.

Colombiana, Olivier Megaton

Hier. Ein sehr geradliniger Film, der genau dadurch leider recht öde in der Erzählung wird. Aber Erzählung ist ja nur ein Teilaspekt des Aktionskinos und zum Glück funktionieren hier die Explosionen und die Inkarnationen der Rache einer freilich nur dafür lebenden Heldin. Schaulust entwickelt sich also, wie so oft für diese Zielgruppe, hinsichtlich sterbender Männer und der überlebenden Frau. Warum da der Endkampf im Badezimmer stattfinden muss (mit Zahnbürsten?!) bleibt fraglich.