7/03/2008

Running with Scissors, Augusten Burroughs

Huch!

Was hat Augusten mit William S. gemeinsam außer dem Familiennamen? Zumindest die Vorliebe für eher appetitzügelnde Darstellungen menschlicher Umtriebe in Verbindung mit einer homosexuellen Orientierung. Wenn es bei William u. a. ums Nackte Mittagessen ging, so wird bei Augusten auch einmal nackt gekackt, und zwar vors Klavier. Es wird gebeten, die hiesige Wortwahl zu entschuldigen, doch sie entspricht dem hier abgehandelten Produkt.

Das wohl erschreckendste Wort bei Running with Scissors ist "memoir". So furchtbar kann doch niemandes Kindheit sein! Der junge Augusten wird von seiner grenzwertigen Frau Mutter (eine der anstrengendsten Runzel-Poeten-Karikaturen der Ostküste) bei der Familie eines fragwürdigen Therapeuten abgegeben und wächst in einer Art ranzigen Kommune auf. Augusten träumt vom heiligen Glanz des Vidal Sassoon und kloppt mit seinen Ziehschwestern Löcher in das marode Haus. Psychopharmaka verursachen und lösen seine Probleme teils.

Die Sachlage ist insgesamt verwirrend. Der andere Ziehsohn von Augustens Ziehvaters (über dreißig und freilich arg debil) beginnt eine Beziehung mit seinem Ziehbruder Augusten (dann weniger als halb so alt wie er). Brrr. Sexuelle Ausbeutung ist bei Running with Scissors aber komplex und im Roman werden keinerlei eindeutige Schuldzuweisungen vorgenommen - alle Beteiligten sind gestört, gefangen und erscheinen in menschlich-ekligem Licht. Verstörend komisch wird von körperlichen und seelischen Entgleisungen erzählt. Große Einblicke kommen dem Helden dann barfuß in einer Lobster-Bar.

Eine der größten Pointen lauert am Schluss. Augusten überlebt das alles, geht in die Werbung und schreibt dieses vortreffliche und sehr, sehr witzige Buch. Bei solch einer Vorlage muss die Filmversion konsumiert werden. Aus irgendeinem Grund heißt sie hier "Krass".

Aufgrund der herben Thematik schämt man sich seines Lachens allerdings schon. Wieviel Sprachlosigkeit und Verlegenheit liegen wohl im Humor an sich? Der Abgrund der Päderastie wird demnächst wieder besucht werden, und zwar mit der Lektüre von The End of Alice von A. M. Homes und Samuel Delanys Hogg. Die beiden Romane werden vermutlich eher mit Bataille als Burroughs verknüpfbar sein.

The Happening, M. Night Shyamalan

Da freut man sich auf Kung Fu Panda.

Was kann einem dazu einfallen? Die Dialoge sind abstrus, die Handlung ist nicht nachvollziehbar und die Darsteller reißen auch nichts raus. Spannung stellt sich so nicht ein. Das Geraschel im Gras und in den Bäumen mag einen meditativen Nutzen haben, aber ein Thriller hat doch eigentlich ein anderes Ziel.

Eine unschöne Idee kommt auf: wollte man hier Uma Thurman die Tour vermasseln, die wohl 2010 mit der Schätzing-Verfilmung von "Der Schwarm" um die Ecke kommen will?

Das Ende enttäuscht und man weiß: Shyamalan muss endlich einmal in ein knackiges Drehbuch investieren. Der frühere Ruhm ist nun aufgebraucht.