3/28/2012

A Visit from the Goon Squad, Jennifer Egan

Hier. Eine sehr gelungene Überraschung. Einfacher geht es kaum: eine Gruppe von Menschen hat etwas miteinander zu tun, Einzelne driften in Summen und verlieren sich und finden sich. Eine Handvoll Kapitel, die für sich genommen auch als Kurzgeschichten funktionieren, bieten kompakte Eskapaden aus dem Getümmel. Irgendjemand hat eine Band, irgendjemand wird reich, irgendjemand verliert Herzen und Verstand. Mittendrin wird auch noch geheiratet und gesoffen und gebrochen und gehetzt.

Politisch ist das nicht. Schockierend und entnervend ist das auch nicht. Aber beruhigend und weise... wenn das Kitsch ist, dann von der guten Sorte. Am beeindruckendsten bleibt die an vielleicht an DF Wallace und nicht an William Gaddis erinnernde Form - und trotz der etwas komplizierteren Zeitlinie bleibt alles süffig ohne allzu harmlos zu bleiben. Das allerschönste Kapitel ist jenes der heute noch ungeborenen Tochter, welches nur aus Schautafeln besteht. Der Kindle hakte ein wenig, aber gut.

Eines der wenigen Bücher, das fast ausschließlich auf dem Fussboden gelesen wurde, und zwar nur in zwei Sitzungen. Der deutsche Titel ist freilich sehr senil. Wie alles irgendwann, inklusive der Helden hier.

3/25/2012

American Psycho, Bret Easton Ellis

Achja. Hier. Nach vielen Jahren wieder die Lektüre dieses Klassikers und persönlichen Favoriten. Was hat er nur alles angestellt. Damals dachte man, dass schöne Dinge in Büchern Schönheit erzeugen. Jetzt weiss man, dass das Wort "Schönheit" den Dumpfeimern und Placebotrollen überlassen werden sollte. Äxte sind auch schön. Models sind schön. Videorecorder sind schön. Plastikplanen sind nützlich.

Herrlich. Feierlich. Phil Collins, Whitney Houston. Auf die Laminierung der Karte kommt es an. Wenn die Ratte Hunger hat, macht die Ratte wilde Dinge - gut zu wissen! Narben können nur entstehen, wenn man die Wunden ignoriert. Das geschieht hier nicht. AP ist mehr als schrille Satire: es ist angewandte Überlebenspoesie, eine lebhafte Huldigung dieser überschaubar möblierten Gefängniszelle zwischen Konsumgräben und Grabenkonsum. Das könnte vielleicht konstruktiver Humor sein: einer, der einen laut lachen aber auch nicht schlafen lässt. Man entdecke die Möglichkeiten.

Bald kommt das Musical - dieser Roman wird allerdings nie geteilt werden, er wird immer einen besonderen Platz im verkrusteten Schallschutzbunker verteidigen.