7/18/2007

No Dominion, Charlie Huston

Und wieder Herr Huston, diesmal zum vorerst letzten Mal. Sein Philip Dracula Marlowe eumelt sich mal wieder durch Manhatten und es macht freilich wieder Spass. Diverse Gangs und Fraktionen prügeln sich im Finsteren um paar Blocks. Hautfarben werden gegen Blutwerte gehalten, quasi. Die Einführung der neuen Droge aktualisiert die Vampirqualitäten noch weiter.

No Dominion lebt vom urbanen Zechkultursimulakrum. Joe, der Held wurde schliesslich auf dem CBGB-Klo gebissen, und zwar in den 1970ern, als Rocknroll noch knarzte. Und wenn man herum-club-t, dann kann das Morgengrauen tatsächlich todesähnliche Schmerzen mit sich bringen. Die Jacke ist dabei Trophäe und Uniform zugleich. Mit ihr lehnt man an Wänden, sie schützt vor spritzenden Substanzen und beinhaltet den Proviant.

Big W sagt, dass der Vorgänger verfilmt werden soll.

Hustons Erfrischung von Moon Knight ist derweil ziemlich gelungen. Nun wird auf "The Shotgun Rule" gewartet.

7/15/2007

Oldboy, Park Chan-wook

Uh-uh, Rache. Grosses Thema, grosse erzählerische Möglichkeiten. Und hier herrlich ausgenutzt, aber nicht so wie man denkt. Zunächst die Optik. Gleichermassen wuchtig und wahr. Humor ist erlaubt. Die Details sind aber so herrlich, dass Old Boy kein Werktagsfilm sein kann. Ein hastiger Konsum liesse alles fix zu einem grauen Brei gelieren.

Mehr als nur hübsch die vielen Spiegelungen im Geschehen. 15 Jahre Gefangenschaft werden begründet mit etwas, was 15 Jahre zuvor geschah. In der zweiten Hälfte des Films wird eine überraschend sinnvolle Sub-Geschichte erzählt. Sie schmückt die ganze Geschichte nicht nur aus, sondern führt sie in die Vergangenheit fort. Der Ursprung der Rache wird kompliziert und Schicksale werden mutwillig gekreuzt. Das "d" und das "b" im englischen Titel formen so eine Linie, die das Alter vom Jungen trennt. Das Ende ist trotzdem nicht das simple Lösen eines Knotens.

Ein Haarschnitt bringt nur halbe Ordnung im Kopf. So wie das sein soll. Die Frage, wie gross eine Zelle sein muss, um sich nicht als Gefangener zu fühlen, bleibt schmerzhaft offen.

Bringing Out the Dead, Martin Scorsese

Wie konnte der Film nur verpasst werden? Vermutlich trägt Herr Cage nach den vielen Flops auf seinem Weg eine Aura der Verwesung mit sich. Was vollkommen unbegründet ist, denn er hat an einigen höchst erfreulichen Projekten mitgearbeitet. Eines Tages wird er wohl den Status eines Dennis Hopper erreichen, der sich für nichts zu schade ist, sich aber genausowenig festlegen lassen will.

Aber Verwesung passt hier ganz gut. NYC ist weit weg vom Nirvana und in Hell's Kitchen wandern tatsächlich verstümmelte Seelen in den zerkratzten Backofen. Scorcese kennt durchaus die Bewandnis dieses Ortes. Seltsame Einzelgänger und der abgewetzte Asphalt ergänzen sich. Die Spezies des Rettungssanitäters bekommt ja eigentlich wenig Aufmerksamkeit... die üblichen Helden eines Films rufen sie entweder her oder sie kommen zu spät und die Helden fluchen.

Der Fokus liegt auf dem Fleisch und dem Schmutz, der es zu infizieren droht. Erst spät wird klassisch Mund-zu-Mund beatmet, also das getan, was man als Durchschnittsopfer mit Säntitätertum assoziert. Auch schön der spärliche Einsatz der Pietà-Symbolik, beispielsweise mit dem Dealer auf dem Zaun.

Und dazu ist das Ding auch noch ziemlich klug-witzig.