11/24/2012

Eden Lake, James Watkins

Hier und hier. Schlüsselbegriffe sind Folter und Rache. Neu ist die Darstellung der mörderischen Kindermeute. Die Geschichte geht folgerichtig aus: schlimme Kinder kommen von schlimmen Eltern.

Was in Erinnerung bleibt, ist der Wald und der Schlamm, der letztlich auch die Moralapparatur verklebt. Die hervorragende Hauptdarstellung besudelt sich in einem Versteck (einer Mülltonne) mit dem Unrat der Zivilisation, stinkt wie die Jauche der Menschenbrut an sich, und ist dann in der Lage, einen der devianten Knaben abzustechen. Mit viel Keuchen, viel Ächzen, und einem Zusammenbruch jedweder Zurechnungsfähigkeit.

Dann, im gekachelten Gäste-WC, kann die Schuld nicht abgewaschen werden. Nein, die feinweißen bürgerlichen Fliesen nehmen den Dreck an - another bites the dust, ahem, mud.

American Beauty, Sam Mendes

Hier und hier. Der Klassiker, seit langem wieder. Neu ist die Erkenntnis der Komik: das ist eine sehr sympathische Satire, die sich hier ausbreitet. Der Alptraum der Angekommenen in Suburbia wird mit vielen kleinen Zuckerstückchen präsentiert, die den edukativen Charakter dieser "dramedy" verdecken und schick machen. Jagut, ein Kopfschuss ist nicht komisch, aber hier macht er Sinn und rundet einen rundum berechtigten Oscar-Gewinner ab.

11/21/2012

Synecdoche, New York, Charlie Kaufman

Hier und hier.

Innen ist außen und außen ist innen. Wer rein will, kann nicht rausschauen und wer drinnen sitzt, ist zur Draufsicht verdammt.

Hier gibt es eine Stadt, eine Bühne, ein Leben, einen kreativen Autoren, der zwischen Patient, Schöpfer, Opfer, Zeuge und Kollateralschaden oszilliert. Warum hat dieses Produkt nicht mehr Aufmerksamkeit erhalten als es verdiente? OK, ist ein Denkfilm. Und außerdem wurde die Idee vom Regisseur bereits gepitcht - irgendwo sind da noch Verbindungen zu Spike Jonze und Gondry anzuführen. Jaja, die kennen sich alle und toben sich aus. Vielleicht hatte die Masse aufgegeben? Vielleicht will sie nicht von einem sehr, sehr, eindringlichen Herrn Hoffman an die eigene Nichtigkeit erinnert werden?

Da macht man sich Gedanken um den, der sich da die Gedanken macht, und Kaufman haut einem nach Malkovich und Adaptation dieses Breitwandepos der Breitwandepisierung vor die Augen und in den Kopf. Wer Eternal Sunshine of the Spotless Mind fein findet, kommt an SNY kaum herum, da es ein ähnliches Thema von einer leicht veränderten Perspektive angeht. Dieses Thema ist letztlich nicht zu fassen, da es um die Aktivität des "(er-)fassens" selbst geht. Klingt verkopft, wird aber von Kaufman herrlich direkt ausdekliniert.

Uncharted 2, Naughty Dog

Hier und hier. Wie der Vorgänger, nur lauter: es gibt eine gewaltigen Haufen Aktionsbilder zu durchstehen und nie ist der Schwierigkeitsgrad zu holprig. Bei Uncharted wird man an die große Tradition des Abenteuerfilms erinnert, ohne dass es unangenehm knistert: die große Filmunterhaltung ist längst im Hirn der Masse angekommen, mit all ihrer Akrobatik.

Der Sonnenschein im Himalaya ist mitunter das Schönste, das dieses Jahr in digitaler Form geschaut wurde. Gelb gegen Blau, Wolken, Distanz, schmeckbar kalte, reine Luft. Seufz. Und dann Nazis abknallen, cool.

11/19/2012

Superman: Birthright, Mark Waid

Hier. Leinil Francis Yu ist der Künstler hier und der war eigentlich immer ein Problem. S:BR wurde angeschafft, da es gelobt wurde. Yu hat damals Wolverine gezeichnet und zerstört. Dieses ungenaue, dieses fahrige Gezittere: gerade bei Wolverine will man das Gedärm doch erkennen können und nicht irgendso ein rotschwarzes Chaos. Und diese ewig krummen Leiber. Hier hält er sich ein wenig zurück, denn mit Superman ist er ja im mainstream angelangt und es gibt nicht viel Intraspezies-Gewalt.

Dieses Produkt profitiert von der zeitlosen Geschichte, die in Smallville beginnt und mit dem Sieg über Luthor endet. Es gibt Kryptonit und Lois Lane und niemand kann sich daran stören. Action Comics #1 ist allerdings doppelt so gut: optisch wie auch inhaltlich. Vielleicht ist es der Kostümwechsel, der dort nachhaltig begeisterte.