10/08/2010

Generation A, Douglas Coupland

Die Bienen sind tot und die Apfelernte wird ein Problem. Fünf Menschen werden dennoch von ersteren gestochen und können sich letztere kaum leisten. Wie schon bei Generation X beleuchten abwechselnde Perspektiven und Unterhandlungen ein größeres Panorama - dieses umfasst vor allem die Pharmaindustrie, die wahrscheinlich einzige Institution in der ad nauseam durchglobalisierten Welt mit spirituellem Potential.

Selten ist eine Wiederaufbereitung eines Erstlings so gelungen: Coupland kann es wirklich. Enorm süffig perlt das Zeitgeistinferno über die Seiten und William Gibson's Name steht als Referenz auf der Rückseite. Die Lektüre ist fast schon zu schnell, um wahr zu sein: lernt man diesen unprätentiösen Sprachgebrauch in Kanada? Coupland thematisiert nicht nur memes und Kollektivgedächtnis und Kulturkluften sondern arbeitet auch mit ihnen. Der Aufbau seines Romans mag zufällig, albern und unkonzentriert wirken, doch am Ende spiegelt sich Inhalt in der Form.

Oh, und lustig ist das Ding auch noch.

Hier bei DC auf der Heimseite.

Resistance: Fall of Man, Insomniac Games

Der Platzhirsch auf der Konkurrenzkonsole kam jüngst als "Reach" heraus. RFoM erinnert nicht nur daran - die Schergen so wortlos wie bei Doom und die Weltkriegsoptik wie bei diesen unzähligen Shootern, die nach Saving Private Ryan aufkamen. Der Held redet eher wenig - Gordon Freeman tat das ja auch nie. Und die Aliens haben ihn irgendwie infiziert: das erinnert an den ins Fleisch gegrabenen Kristallsplitter von Diablo.

Kurzweilig, jawohl. Aber das Ding wird nicht kurzfristig erneut durchgespielt, um neue Vehikel freizuschalten. Wahrscheinlich ist das wieder so ein Multi-Player-Ding, welches erst im PS-Netzwerk fesselt. Uriger Charme wie bei GTA baut sich so nicht auf.

10/04/2010

I Write Like... FAZ testet die Schreibe

Friedrich Schiller


Was würde JCF von Schiller nur selbst dazu sagen? Schreibt er eigentlich wie er selbst? Und heißt das nun, dass die Aufklärung (die olle Spaßbremse) den Konsumgraben im Griff hat? Schnell wieder sitcoms schauen, zur Beruhigung.

Gentlemen of the Road, Michael Chabon

Die Widmung lässt tief blicken: Michael Moorcock will Chabon ehren, einer jener Giganten, die mehr als nur pulp for pulp's sake geschrieben haben. Im zwanzigsten Jahrhundert scheint der Buchmarkt ja explodiert zu sein, und sowohl an der einen als auch an der anderen Flanke formten sich Intertextualitäten, die nebeneinander existieren. Und jetzt, anything goes, findet das Ganze wieder zusammen. Chabon hat dazu maßgeblich beigetragen, als er die genialen Kavalier and Clay verfasste.

Und so geht es um die Haudegen und Schurken der phantastischen Literatur, die Chabon hier auf genreunüblichen 200 Seiten paradieren lässt. Da wo Orient und Okzident am wildesten sind trifft man sich und hetzt von Scharmützel zu Stand-off, zum Todesstern und zum Showdown. Geradezu tollkühn aber irgendwie funktionabel ist die Erwähnung diversester Ethnien. Juden werden zu Elben, der Afrikaner zur Gimli-mäßigen Axtmaschine. Das ist echt genug für eine spannende Handlung. Echt: ha!

Nach dem kurzen Vergnügen fragt man sich aber doch, wann Chabon sich einmal wieder die volle Distanz zutraut und einen schicken 600-Seiter braut.

God Jr., Dennis Cooper

Mit God Jr. widmet sich Dennis Cooper einem toten Sohn und schickt den Vater in ein mittelmäßiges Konsolenspiel.

Bemerkenswert ist die Kunst des Minimalen - der Roman hat nur 150 Großdruckseiten und es fehlt kein einziger Buchstabe. Die großmütterlichen Leser können da gern mit dem Konzept Trauma (der erzählende Vater hat den Unfall verursacht, bei dem der Sohn starb und er selbst im Rollstuhl landete) kommen: das arme Opfer kann ja gar nicht "richtig" erzählen... Unfug. Hier geht es nicht um Sinn, der sich auf der letzten Seite enthüllt. Es ist eher eine Expedition in die Sinnsuche, die auch zu den Pixelavataren führt, mit denen der Sohn seine letzten Tage verbracht hat. Der Vater nimmt den gespeicherten Spielstand auf und sucht nach obskuren Blaupausen für eine Architektur, die der Tote mit sich herumtrug. Da kann man nicht mit vielen Worten kommen: Spiele und Bauten erklären sich ja auch nicht.