3/17/2008

Undecided, Benjamin Kunkel

Besser leben durch Chemie. Wenn nicht mit 28, wann denn dann? Der schnittig-kurze Roman des Herrn Kunkel zielt auf die ganz sichere Lebenskrise kurz vor dreißig sowie diverse Klischees der amerikanischen Lebenswelt. So ein bisschen witzig, so ein bisschen bunt ist Unterhaltung durchaus gegeben.

Der Protagonist ist eine aktualisierte Version des slackers, als Philosophieabsolvent hat er bei Pfizer angeheuert und sich aus lauter Ironien ein Gefängnis gebaut. Seine Stimme bestimmt den Roman und der Leser sieht sich einem sehr gescheiten und Verdächtigungen-vorweg-nehmendem Erzähler gegenüber. Schön ist auch die Behandlung von 9-11: am Rande des Geschehens und doch von zeitgeistiger Wucht. Weniger clever die Aufarbeitung von Heilung/Medikament/Placebo, das gab es doch irgendwie schon einmal.

Die zentrale Bedeutung des Begriffs der Entscheidung erfreut, kennt man es doch aus so vielen anderen spannenden Sachverhalten wie Kierkegaards existentialistischen Vorwehen oder der Autopoiesis komplexer Systeme. Doch warum erwähnt Kunkel den Namen Heidegger (in einer recht überfälligen Enthüllung) erst am Ende seines Romans?

Das letzte Drittel des Romans überzeugt nicht mehr so sehr wie die vorangegangenen da die Kombination von Kotzen-Beischlaf-Klassentreffen doch zu sehr nach abgedroschenen Katharsismotiven riecht. Und Südamerika nervt irgendwie auch.

"Weiter, weiter ins Verderben. Wir müssen leben, bis wir sterben." Das ist nicht von Heidegger.

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