3/07/2013

Oh Boy, Jan Ole Gerster

Hier. Dieser überraschend schwere deutsche Film ist Schwarzweiss und erzählt die ewig aktuelle Geschichte des coming-of-age-Debakels, diesmal mit einem etwas verspäteten Protagonisten. Dessen Darsteller ist eine Wucht, da er in manchen Szenen quasi wie vierzehn aussehen kann, dann aber wieder die routinierte Apathie der frühen Dreißiger hinbekommt.

Ach, Berlin. Ach, gäbe es doch nur endlich irgendwo einen ganz normalen Kaffee ohne alles. Wie früher. Oh, boy.


The Campaign, Jay Roach

Hier. Konnte gefallen durch die komödiantischen Schwergewichte. Wer echte Politsatire erwartet wird enttäuscht werden: hier geht es eher um brachialere Varianten des Humors. Ein Baby wird ge-suckerpunch-t. Hähä!

Sehr toll die Überspitzung amerikanischer/globaler Televisionspräsenzen: auf der einen Seite ultra-slick und auf der anderen beeindruckend unbedarft. Beides kann letztlich nicht als Volksvertretung herhalten, aber darum ging es bei Kampagnen ja wohl eh nie.

Hotel Transylvania, Genndy Tartakovsky

Hier. Noch mehr Animationen. Eine Liga unter Wreck-it Ralph anzusiedeln, nicht nur weil der dämliche Adam Sandler dabei ist. Es ist diese Schmonzette, die nervt. Julia und Romeo, einmal mit Fangzähne und einmal ohne, und dann kriegen sie sich halt obgleich Daddy Drake da was gegen hatte. Kann die Zielgruppe gleich mitreden, bei der Pizza danach.

Die Monsterklischees werden zugegebenermaßen wunderbar bedient, obgleich selbst diese Verballhornung schon untot ist. Der Werwolf mit too many puppies? Ausgezeichnet.

Wreck-It Ralph, Rich Moore

Hier. Genau, hau's kaputt, Ralph! In zuckrig-feinen Metapixel-Bildern wird hier eine vortreffliche Geschichte erzählt, die alle Arten von Humor (angezogen) bedient. Nostalgie hoch zehn: endlich wieder Zeitverschwendung mit einzeln erkennbaren Leuchtkästen. Da will man sich gleich noch einmal das Mario-Theme besorgen. Oh, hier ist es ja.

Aber warum sind die dann so lange in Zuckerhausen? Und musste ausgerechnet ein Autorennen als finaler Aktionsselektor hinhalten? Das war ja schon bei Tron kaum anders. Wann macht endlich jemand einen süffigen Film über Computerwelten, die diese spezifische Umwelt auch respektiert? Dämliche Echtzeitverankerung des Menschenviehs.

Seven Psychopaths, Martin McDonagh

Hier. Ja, es sind sieben, man kann sie zählen. Die Auflösung ist leider vorhersehbar und der letzte Akt wird durch den Mangel an Schusswaffen (was ja eigentlich auch wieder lustig ist) unnötig in die Länge gezogen.

Ansonsten ist dies ein Ensemble-Film: die Typen sind einfach von sich aus schon eine Schau. Teils spielen sie freilich nur Klischees ihrer selbst, das dann aber mit einer Wonne, dass man nur zulächeln kann. Irgendwann wird dann doch noch tüchtig gestorben, das rundet diesen kompakten Film dann doch noch ab.

2/25/2013

Melancholia, Lars von Trier

Hier. Barock around the clock: der irre Lars gibt Geld aus. Für Schauspieler, Bauten, Häuser - eben alles, worum es beim Weltuntergang so richtig schade ist.

Melancholia ist ein dichter Film und keinesfalls nur eine Allegorie auf die Endlichkeit oder eine böse Pädagogik des "carpe diem" (am Arsch, ihr Karpfen). So wie der Barock sich mit Tüll und Falten und Prunk und Protz und Umleitungen beschäftigt, so sind die Hauptcharaktere ineinander verstrickt. Angeführt werden sie von der kunsthistorisch fast schon überladenen Figur der verlorenen Braut, die Kirsten Dunst (Mary fuckin' Jane?!) zweifellos wunderbar darstellt. Des Filmes zweite Hälfte faltet somit die Relevanz der ersten Hälfte noch einmal hoch - da braucht es eigentlich gar keine Planetenkollision, um die massiven Verwerfungen darzustellen.

Zumindest ist nach dem feinen Leuchten Schluss mit dem niederen Menschengezücht, und das ist wohl die erhebendste Lektion des irren Lars von und zu Schachtelhausen.

Looper, Rian Johnson

Hier. Der Film wurde leider zu sehr gehypt, und auch mehr in die aktionslastige Geschmacksrichtung. Wenn man einmal die höchst willkommene Rückkehr des Terrorkindes als Antagonisten abzieht, bleibt eine etwas kopflastige Bearbeitung des Noir-Prinzips (nur eben mit mehr Feldern als Straßen). Das haben die Herren schon bei Brick geleistet.

Muss man noch einmal schauen. Aber so ist das ja meistens mit diesen Zeitreisefilmen.

Shame, Steve McQueen

Hier. Das ist erwartungsgemäß einer der inszeniertesten und durchästhetisiertesten Filme des letzten Konsumzyklusses. So kommt die Schande sehr fein zur Geltung. Der unglaubliche Hauptdarsteller, der eben nicht nur Magneto und 'nen Fleischroboter darstellen kann, trägt die besten Anzüge der Welt und lebt in einer enorm teuren Kälte, die gerade durch die Bluray durchscheint. Diese herrliche Leere, diese Laken: ein Bett das nicht wärmt und keine Hitze, die warmhält. Und nichts wird heruntergebrochen auf ein dumpfes "fuck" als Tu- und Stellwort. Nein, der schandhafte Held ist unfuckable, imprägniert durch massiven Beischlaf und frei von Kontrolle.

Schande ist Kontrollverlust? Wunderbarer Film jedenfalls, und höchst kontrolliert abgebildert.

2/19/2013

Batman: Dark Victory, Tim Sale, Jeph Loeb

Hier. Endlich einmal Robin. Im Vorwort wird zurecht auf dessen recht limitierten Coolness-Faktor hingewiesen, aber gerade mit dem letzten Nolan kommt man nicht umhin, dem boy wonder ein wenig Aufmerksamkeit schenken zu müssen.

B:DV wurde nicht von Jim Lee gezeichnet, was natürlich nicht so toll ist. Inhaltlich nervt der Mafia-Mist. Batman und Mafia, das passt irgendwie nicht. Aber immerhin Robin: das erste Mal wird das nervige Bald gut eingeführt und seine Position im Kanon ohne quietschbuntes Gepränge sinnvoll verteidigt.

Captain America: The First Avenger, Joe Johnston

Hier. So, abgehakt. Hier wird schon arg auf die dann bombastisch erfolgreichen Avengers hingewiesen. Freude macht der Film durch den altbekannten Nerd-Impuls: das Drehbuch beinhaltet und respektiert viele Aspekte der Vorlage und setzt sie zeitgemäß um, freilich ohne dumpfe Unterhaltungsmechanismen zu ignorieren.

Sorge macht Herr Weaving. Der kann doch bestimmt auch andere Sachen. Hat er sich jetzt auf den lauten Karneval festgelegt? Seine Rolle als Schurke ist recht unterrepräsentiert - und mit der Uniform wird er wohl schwerlich in Avengers 2 zum Zuge kommen... oder etwa doch?

2/17/2013

Moon, Duncan Jones

Hier. Moon ist wichtig weil er Blade Runner und 2001 nicht ignoriert, sondern deren Ideen fortsetzt. Im klinischen und doch speckigen Innenraum der Mondstation mimt Rockwell einen herrlich fahrigen Arbeiter, der die Definition von Einsamkeit erweitert. Kammerspiel? Ha! So ist das wenn die Kammer weit, weit weg vom Hier und Jetzt steht (oder etwa nicht?).

Letztlich geht es um Fleisch - dessen Verfall, dessen Anwendung und dessen Überwindung. Freilich erhält die Stimme der Zivilisation aus Blech und Plastik (Kevin Spacey) somit eine ganz besondere Relevanz.

Rango, Gore Verbinski

Hier. Im Fahrwasser der Piratenoperetten entstand also dieses CGI-Juwel, das fix den Western aufs Wesentliche herunterbricht. Ein richtig guter, richtig lustiger kleiner Film der den Sympathiefaktor für Herrn Depp wieder in die Höhe treibt.

Nur der Hals der Echse macht verlegen: das sollte sich einmal ein Profi anschauen.

Atemlos, John Singleton

Oje. Hier. Dieser kurzweilige Teenie-Quatsch erzählt eine altbekannte Geschichte mit altbekannten Bildern. OK, Prügeleien im Zug gab es wenige letztens.

Werktags im Fernsehen für den verkaterten Teenager. So muss es wohl sein.

2/16/2013

Mission Impossible: Phantom Protokoll, Brad Bird

Nummer vier, hier. Tja. Ist eben MI4. Ist eben Cruise in Aktion und viel vertikale Aktion und Code-knacken und so.

Hell ist das Ding. Hell wie ein Urlaubsprospekt. Doch es ist letztlich wie eines seiner fein bebilderten settings: Dubai mag ein interessanter Ort sein und was für's Auge, aber warum sollte man dort für länger hin? Und auch wieder die Frage: ist Cruise in der Lage, einmal einen selbst-reflexiven und einigermaßen innovativen Film zu machen? Kann er sich je ent-Cruise-en? Mit solchen Rollenangeboten nicht...