6/28/2007

Der Historiker, Elizabeth Kostova

Size does matter. Über 800 Seiten währt die Reise durch den Roman und somit durch den Wilden Osten Europas. Diverse Erzähler bahnen sich ihren Weg hin zu niemand geringerem als Dracula.

Achja, Vampire. Nur tot zu kriegen und nicht tot zukriegen, haha. Im Pop sind sie längst etabliert und der Stoff verträgt die Verwurstung bei Blade und Buffy wie auch bei Anne Rice's neo-romantischer Schwülstik.

Wie der Titel schon sagt, hat Kostova sich auf das Thema der Unsterblichkeit konzentriert. Wer über 500 Jahre alt ist, kann nur ein guter Historiker sein... normalerweise hält ein Buch länger als ein Mensch, nicht aber als ein Vampir. Dies ist freilich in heutiger Zeit interessant, da moderne Speichermedien meist eher sterben als moderne Menschen.

Kann das Werk denn leicht verdaut werden? Leider ja. Dabei bieten Vampire doch so viel Horrorpotential. Die Pfähle, das Blut... hier wird vor allem in Archiven rumgestolpert. Das ist ja recht interessant und die Geschichte von Byzanz und Rumänien mag ihre Highlights haben - doch als Leser weiss man doch, dass im Buchkosmos ein furchtbares Monster hockt, das knochenbrechend durch die Butzen stapfen könnte. Tut es aber nicht. Big D erscheint mal hier, mal da, mit breiten Schultern und einem fortwährend erwähnten Schnurrbart.

Horror ist das nicht.

Weihnachtsgrusel vielleicht.

An dieser Stelle muss an das Original verwiesen werden. Bram Stoker hat beiläufig Grosses vollbracht. Die Lektüre gestaltet sich als aufregend, da sein Dracula auch durch Abwesenheiten glänzt, wohl aber dann furchtbare Dinge tut. Ausserdem ist die Geschichte wahrlich epistolarisch erzählt und fortwährend rechtfertigen sich die jeweiligen Autoren, gerade jetzt in ihr Tagebuch zu schreiben oder ein längeres Memo zu verfassen. Der Charme des 19. Jahrhunderts vermischt sich mit einem unangenehmen und deshalb wohl stimulierenden pulp-Geschmack.

Genauer: Kostova nutzt die Briefform auch. Bei der Schilderung des Uuuuuuunglaublichen bietet es sich an, eine Autorität zwischen Leser und Autor zu setzen, einen Augenzeugen quasi. Doch Stoker verfährt plumper, ungeschickter, pulpiger.

Immerhin gibts ein grosses U für Unterhaltung. Kostova kann zumindest die Erwartung auf das Gemetzel aufrecht erhalten, deswegen lassen sich die Seiten recht flott blättern. Man fühlt sich an einen kurzen Sommerurlaub erinnert... der ist ja auch nicht sehr langweilig. Aber das Gemetzel am Schluss, das muss schon sein.

Der entsprechende wiki-Eintrag ist gross und lang. "Some critics have sarcastically nicknamed Historian "The Dracula Code" because of the hype surrounding it." Eine gewisse Nähe zu Dan Browns unsäglichem Renaissance-Gehetze ist tatsächlich vorhanden.

Der Umfang des Romans bleibt suspekt. Wenn das jeder so machen würde! Da würde die Konsumfrequenz arg abnehmen.

Der Umfang dieses Posts ist auch suspekt. Drum: Schluss.

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