4/17/2008

The Echo Maker, Richard Powers

Powers ist ein furchtbar kluger Mensch. Er kann Romane über künstliche Intelligenzen schreiben (Galatea 2.2) und beiläufigst ringsum akademische Kopfnüsse verteilen. Mit Echo Maker ist das nicht anders: hier bekommt ein Mittzwanziger aus Nebraska eins auf den Kopf und erkennt nach der Genesung die eigene Schwester nicht mehr wieder. Jene ist schockiert und ein Spezialist wird geholt.

Powers gräbt sich tief in die zerfurchte Thematik von Geist, Psyche, Bewusstsein und Identität ein. Die Menschen kratzen nur an der Oberfläche (der Prärie und jener Thematik), wohingegen über ihnen die Zugvögel ihre ewigen Bahnen ziehen (über der Landschaft und unbetroffen von der menschelnden Wissenschaftlerei).

Mit der Metapher des Echos fährt man hier gut: kann ein Hirn für sich allein überhaupt als "defekt" oder "intakt" erachtet werden? Ist es nicht eher so, dass der Mensch nur unter Menschen (unter anderen Hirnen), die seinen Output reflektieren, wirklich der ist, der er war? Letztlich ist es die systemintern legitime Teilnahme an Prozessen (biologische Rhythmen, Erkenntnis der Familie), die den Bruder den Bruder bleiben lässt oder eben nicht. Das Konzept des Patienten ist mit dem Konzept der Individualität nicht kompatibel.

Powers weiss viel, kann viel, und schreibt auch viel. Wer prägnante Plots mit blitzlichternden Ausblicken bevorzugt, ist bei diesem Herrn falsch.

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