4/04/2008

Sweeney Todd, Tim Burton

Der teuflische Barbier aus Londons Fleet Street wurde bereits in mehreren Werken bearbeitet und Burtons Film ist somit auch nur einer unter vielen. Ähnlich war es ja auch mit dem grandiosen Sleepy Hollow. Das Motiv der Rache und der Vergeltung ist wieder die Plot-Turbine. Aber hier spielt auch noch Sacha Baron Cohen (Unvergessen: Borat!) mit.

Vor allem optisch gibt's Sättigung: dank Prozessorenleistung entsteht ein düstergraues London welches jedweder Hygiene und Hoffnung entbehrt. Bonham Carter und Depp tragen ihre Kostüme nicht wie Spione im Gothrockkonzert sondern als wären sie für Manschetten und Rüschen geboren. Aber das kennt man ja bei denen.

Achja: die singen. Operettenhaft klabautert man sich durch die Szenen und auf überraschend kurzweilige Art und Weise. Da der Film eine einzige Übertreibung ist, kommt die breitgeränderte Theatralik hierbei sehr gelegen. Dazu blitzen die Messer blitzen sehr hübsch, bevor sie sich in Kehlen senken: der rigorose Einsatz von Blut verhindert, dass dieser Musical-Mutant bei der dankbaren Zielgruppe kleiner Singstar-Mädchen ankommen wird. Burtons Chefs hatten da sicherlich arge Bedenken.

Insgesamt ist Sweeney Todd natürlich auch ein Wirtschaftskrimi. Doch, klar! Rasiermesser und Restaurants gibt es nur in Städten, wo die Lebenswelt sich ausfasert und eine unheilige Nähe mit anderen Menschen gehalten werden muss. London ist nicht nur voller Wunder, sondern vor allem voller Fäkalien, die sich unter den Straßen ihren Weg zur Themse suchen. Des Mörderbarbiers Müllschlucker ist der Zulieferer für die Kochtöpfe im Erdgeschoss. Somit geht es in der modernen Stadtwirtschaft eigentlich nur um das möglichst effektive Verstecken von Abfall. Das Geschäft brummt, wenn Fleisch den Weg des Fleisches zurück zum Fleisch geht. Tiny Tim am Menschenfleischwolf symbolisiert freilich die Arbeiterklasse, die durch den Fund der Leichenteile erst Einblicke in die größere Maschinerie erhält.

Danke, Mr. Burton. Singen und Schlitzen reimt sich doch. Was Friseure können, können nur Friseure.

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