7/13/2008

Only Revolutions, Mark Danielewski

Die Straße, der Weg, steter Aufbruch und endlose Ankünfte. Verhaltenes Echo.

Natürlich klingeln noch die Augen und der Abgrund dahinter wenn man sich Only Revolutions vornimmt, da Danielewski doch so arg mit dem House of Leaves beeindruckte. Klarer Fall von Erwartungszermalmung. Mit McCarthys Über-Straße hat das Ganze freilich wenig zu tun.

Eine Geschichte gibt es durchaus: Hailey und Sam lieben sich, sie sind jung und sie reisen durch die USA. Sie treffen Freunde und Feinde und trickstern und hetzen sich durch diverse Nöte.

Allein optisch scheint OR ein Schritt im Sinne vom House zu sein, aber auch ein Neuanfang: statt dem ominösen Kern in der Mitte geht es nun um die Bewegung in die Ferne, Bewegung in Zeit und Raum quer über den (amerikanischen oder einen imaginären) Kontinent. Wieder benutzt Danielewski das Layout mit, wobei die Aufteilung der Seiten deutlich stringenter ist als bei HoL. Es gibt bei dem Buch (wie bei einer epischen Reise) kein übergeordnetes Ende nach schmalem Anfang: von der einen Seite kann Haileys, von der anderen Sams Geschichte gelesen werden. Zusätzlich läuft eine Zeitleiste (-liste) der Geschichte der USA neben den in Versen vorgetragenen Erzählungen von Hailey und Sam her.

Das Schlagwort ist Geschichte an sich, der Umgang mit Zeit und Ort. Sam und Hailey preschen kometenhaft voran und nur teils zueinander. Die Geschichte eines Kontinents bildet dabei nur einen Horizont, der den Standpunkt beschreibt. Interessant wird es freilich, wenn die Vektoren sich schneiden und einzelne Koordinaten unterschiedliche Wertigkeiten erlangen.

Die Idee von OR beeindruckt leider mehr als der tatsächliche Konsum des Produkts. Vielleicht fesselt OR weniger als HoL da hier nicht im Sinne von Trent Reznor sondern mit Bob Dylan eine weniger düstere Tonart getroffen wurde (aber nichts gegen Bob, nein, nie). Es geht um Ichs, die Anderen und den Fahrtwind. Das Spektakel fehlt bzw. es ist ein anderes. Es wird vermutet, daß OR mit sehr viel mehr Begeisterung aufgenommen worden wäre wenn denn die Reise ins HoL erst danach angestanden hätte. Aber man kann ja die Zeit nicht zurückdrehen. Hätte, hätte, hätte. Der verlassene Raum existiert beim Wieder-Betreten nicht mehr.

Ganz schön viel Text trotz mittelmäßiger Begeisterung. Spontan-Assoziation: es muss gesagt werden, dass Rammstein sich dieser Poesie (die eh schon im maritimen Jargon vorhanden war) auch schon bedienten und ein Lied bauten: "Reise, Reise, Seemann, Reise / Jeder tut's auf seine Weise". Dem pflichtet OR bestimmt bei. Herr Danielewski möge trotzdem weiterhin so gescheite Bücher schreiben.

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