10/13/2008

Neverwhere, Neil Gaiman

Ah, die komplette Umkuschelung durch das dicke U der Unterhaltung. Gaiman hat hier eigentlich nur ein Fernsehfilm-Projekt romanisiert. Wer das nicht kennt, darf sich gern nach Neverwhere flüchten.

Es geht um sehr bildhaften Eskapismus: der Protagonist fällt in London (wo sonst?) durch eine Lücke im Bürgersteig und stolpert nach London Below, das aus einer phantasmagorischen Tunnelwelt des Kulturechos vergangener Stadtbilder besteht. Da unten herrschen die Ratten und sprechen zu ihren Jüngern, es gibt Untiere und Kloakentrödelmarktschreier. Es gibt weniger Fäkalien als erwartet, aber viel Schlamm. Der gothic Karneval des history channel, quasi. Die normale Bevölkerung setzt sich dort mehr oder weniger aus Pennern zusammen, die an der Oberwelt wundersam ignoriert und ausgeblendet werden. Aber keine Angst, Gaiman macht keine Sozialkritik, denn die kuschelt nicht. So mag es der amerikanische Markt (und der Konsumgraben)! Schöne tiefe Fundamente, Dungeon-Erlebnisse und dazu ein bisschen Totschlag. Wie bei Ghostbusters gibt es auch Schlüsselmeister und (diverse) Torwächter und die Idee dahinter ist freilich das exhumieren weiterer Geheimnisse und Unterwelten.

Auf der Rückseite des Produkts wird Neverwhere von Tori Amos gelobt und da wundert man sich schon ein bisschen. American Gods ist aber besser. Sorry, Tori.

Keine Kommentare: