5/11/2009

Iron John, Robert Bly

Bly glaubt an Geschichten und die pädagogische Qualität von Märchen. Anhand der Erzählung vom grimmschen Eisenhans beschreibt er eines der größten (und teils auch absurdesten) Dramen der Gegenwart, nämlich die Zerstörung der kreativen Männlichkeit in Theorie und Praxis. Mit Iron John hat er damals einen ziemlichen Brecher auf dem Buchmarkt vorgelegt und das sogenannte "Men's Movement" durcheinandergewirbelt. Es ist keine Abrechnung mit Post-, Prä- und Semifeminismus.

Das ist ein sehr schönes Menschen- und Männerbild, dass Bly da hat. Es gibt Hoffnung. Vor allem gesteht er der "Freizeitbeschäftigung" namens Poesie große Relevanz zu. Der Autor ist erfreulicherweise kein Soziologe und, obgleich ihm Alice Miller sicherlich nicht unbekannt ist, auch kein Psychologe. Sein Buch ist leicht zu belächeln, da er sich auf altmodische Symboliken verlässt: da geht es um haarige Väter und Kissen der Mütter. Er plädiert dafür, anhand des Helden vom Eisenhans Männlichkeit neu zu denken und vor allem zu verstehen, dass Jungs eine zweite Wunde und noch einiges mehr brauchen. In einer Zeit, in der Männer und Väter von allen Seiten lächerlich gemacht und ausgehöhlt werden spricht sich Bly für ein Ende des Zynismus aus. Erfrischend. Vielsagend. Gut so.

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