7/19/2009

A Thousand Years of Nonlinear History, Manuel de Landa

"Materialismus" ist ein hartes Schlagwort und hat eigentlich wenig mit Kaufrausch zu tun. Hier geht es auch weniger um die Akkumulation von Krempel, sondern um seine Produktion, Emission und den Krempelfluss im Allgemeinen und Speziellen. Geschichtsphilosophie also. Es gibt auch einen wiki zu dem Produkt.

Warum wird sowas im Konsumgraben erwähnt? Weil es unter anderen auch zur Unterhaltung beitrug.

Es geht um das zweite Jahrtausend. De Landa untersucht den Gang von drei Arten von Materie: geologische, ökonomische und linguistische. Ja, das nennt er alles Materie, obwohl man nur ersteres vielleicht direkt im Laden in Form von Kohlenbriketts oder Verlobungsringen kaufen kann. Also: alle drei Materialien wurden im letzten Jahrtausend gehörig durcheinander gewirbelt. Sie wurden an alle Enden des Globus getragen, verknüpften diese miteinander und ermöglichten die Schaffung neuer Abhängigkeiten und Zusammenhänge. De Landa betont dabei die vielschichtige Dynamik: er fängt bei der Energie der Sonne an und landet irgendwann beim Joghurt, aber er malt keinen einzigen schwarzen Pfeil zwischen beide. Sinnvollerweise setzt er um das Jahr 1700 einen kleinen Punkt: da waren die Systeme so vielschichtig verwurzelt, dass sie sich selbst erhalten konnten (obwohl diese Meinung eigentlich eher furchteinflössend ist).

Inhaltlich geht es (wie "nonlinear" schon impliziert) um die deleuzianische Perspektive, inklusive Emergenz, Werden statt Sein, Komplexität und Bifurkationen. A Thousand Years ist keineswegs düster grollend oder provokativ aber es entzieht jeglichem Anthropozentrismus oder sonstwelcher Romantik den Boden. De Landa schreibt sehr klar und verständlich und auch von Verlagsseite (Swerve) wurde durch das gute Layout eines der besseren geisteswissenschaftlichen Taschenbücher geschaffen. Hier ist es zu erstehen. De Landa ist kein Peter Lustig. Er erklärt nicht die Welt sondern argumentiert für eine bestimmte Sichtweise auf selbige. Sein Schlusswort ist, so wie es sein soll, am erhellendsten: einige Schlüsselbegriffe seiner Disziplin werden von De Landa einleuchtend kontextualisiert. Fragt sich nur, ob das so bleibt.

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