6/11/2010

Friends, David Crane & Kevin Bright & Marta Kauffman

Zehn Staffeln kleinster gemeinsamer Nenner.

Es ist verblüffend, wie viel Geld mit dieser Marke verdient wurde. Aber wie ging das? Was passierte da? Nur mit Vielleichts kann so ein Blog-Gesumpfe darüber ausgestattet sein.

Vielleicht kommt das hohe Maß an Massenkompatibilität durch den unbestimmten Begriff. Es sind nicht THE friends, nicht SOME, sondern schlicht friends im Allgemeinen. Welch demütige kleine setcard: auch noch die graffiti-handschriftmäßige Schreibart. Hier fasst niemand etwas in steinerne Lettern, nein, hier notiert jemand eine flüchtige Zusammenkunft einiger Leute mit denen man sich mehr oder weniger auseinandersetzen kann, wenn man denn will.

Vielleicht ist es das Fehlen der Kinder. Die Familienstrukturen sind im Aufbau, aber auch das Scheitern jener Bemühungen wird dramaturgisch genutzt. Ah, furchtbare Kinder. Da kann man gleich dressierte Pudel einbauen, die die Zuschauer dann zum "ooooch"-machen triezen. Jagut, irgendwann gab es dann (Klein-)Kinder. Und sogar junges Geflügel.

Vielleicht ist es das perfekte Maß an Vorabenderotik. Der Konsument ist derweil bei Cheers (noch so'n Dauerbrenner) in der dritten Staffel. Mit dem Maß an Frivolität hat er nicht gerechnet. Das lebt bei Friends weiter. Beischlaf... ergibt sich. Immer munter im Kreis herum. Will das der Zuschauer? Wünscht sich das der Zuschauer? Verachtet er/sie es und genießt die moralische Überlegenheit?

Vielleicht ist es der Kaffee. Wann begann die Starbucks-Invasion? Wann trafen sich Menschen auf Kaffee anstatt um sich tüchtig zu besaufen (Cheers, s.o.)? Und dann auch noch so komplexer Kaffee, jenseits von allein "heiß" und "schwarz". Die Individualisierung des Kaffees als Konsumprodukt bezeichnet eine Überversorgung durch dasselbe. Fast schon dekadent. Lernt man echte potentielle Freunde (oder "friends") nicht dadurch kennen, dass man ihnen beim speien morgens die Haare hält oder halten läßt? Achja, das Alter. Die friends sind ja schon gewissenhaft und ausgelernt. Trotzdem benötigen sie eine Gastronomie, um juvenile Verhaltensweisen der außerfamiliären Zusammenkunft und Kommunikation aufrecht zu erhalten.

Vielleicht ist Friends einfach nur eine effiziente Verkörperung des viel älteren amerikanischen Volkstheaters namens sitcom: am Zielpublikum orientiert, auf geschmeidige gute 20 Minuten getrimmt und mit nicht fetten Menschen besetzt (denn da ist ja ein erotischer Unterton, s.o., und Fett und Sex schließen sich im mainstream derzeit aus, da eh alle viel zu viel zu essen haben und wer ist denn schon Rubens und trallala...). Dazu Seifenopernelemente, da der Zuschauer heute mehr Zeit zum schauen hat und die Puzzleteile, Anspielungen und Links eher verstehen kann.

Vielleicht ist es ganz allein Chandler, der den für die 1990er typisch gewordenen Prototypen des arbeitsentfremdeten Großstädters mit tödlich-humorigem modus operandi am eindringlichsten anhand diffuser Sexualität und exorbitant überspielter Selbstzweifel erleuchtet.

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NACHTRAG: Vielleicht sollte man auch noch How I Met Your Mother erwähnen. In mehrfacher Hinsicht gibt es eine Fortführung der Friends-Mechaniken, außerdem spricht niemand geringeres als Bob fuckin' Saget aus der Zukunft. Im Zuge der dritten Staffel scheint HIMYM dem überlangen Schatten von Friends entkommen zu sein (Konsumprozess ist derweil in der Mitte der vierten angekommen.) Ganze zehn Staffeln traut der Gräber jenem Vehikel aber nicht zu. Vertiefend dazu dieser Artikel bei popmatters.com.

5 Kommentare:

Muriel hat gesagt…

Schade! So eine schöne Serie, jede der 10 Staffeln war toll! Und der Gräber schwafelt in seiner sogenannten Rezension nur über die Erklärung, wie es zu dem Erfolg der Serie kommen konnte und das mit möglichst vielen Fremdwörtern. Schade, ich dachte beim Schauen von 10 Staffeln wäre mehr hängengeblieben.

o.ben hat gesagt…

man kann doch keine 8 absätze nur mit "schön" füllen? dass 10 staffeln überhaupt geschaut wurden, beweist das doch schon. &: fremdwörter=subjektiv, rezension=subjektiv. dies ist weder taz noch zeit, dies ist ein erdreich voller schlamm. eine suhle, quasi.

Muriel hat gesagt…

Trotzdem wäre eine auführlichere "Rezension" schön gewesen, was ja nicht heißen muss, dass nur Lobeshymnen gesungen werden. Sich jedoch nur über die Gründe für den Erfolg dieser Sitcom auszulassen, war doch sehr enttäuschend, ist man doch vom Gräber normalerweise gewohnt, dass er sich auch über Inhalte auslässt. Mag eine Rezension auch subjektiv sein, muss man mit Reaktionen auf die Rezension rechnen, wenn denn die Rezensionen veröffentlicht werden, wir hier im Graben zum Beispiel.

o.ben hat gesagt…

Muriel, ich hab den Blogtitel geändert, um Verwirrungen zu vermeiden.
Gerngeschehen!

jcd hat gesagt…

Das Spannungsverhältnis zw. Academia und dem Zwang zur sprachlichen Überhöhung kommentiere ich an dieser Stelle nicht.

Ich sag nur. Seinfeld.
"Hey, Ben, imma let u finish - but Costanza was one of the best characters of all time! Of ALL Time"

Was man für eine Mammut-Rezension von Friends schreiben sollte, ist mir unklar. War 10 Staffeln lang gefällig, nicht gfährlich, und machte sehr viel Spass. Die Gags waren eher lahm.

Und zu BOB Saget: Nach HBO kam noch kurz "Surviving Suburbia", dann war Feierabend.

Zuletzt: Louis CK, einer meiner Lieblingskomedians, hat jetzt ne Show: Louie:
YAY!!