9/12/2010

Never Let Me Go, Kazuo Ishiguro

Kaum gelesen, schon als Film von Mark Romanek im Anmarsch.

Der Text selbst ist unterschätzbar. Es sind mehr Seiten als man denkt, vor allem wegen des aufgedonnerten Plaudertons, den die Erinnererin anschlägt. Watteweich und flauschig wird hier eine analoge Welt geschildert, in der elternlose Internierte nur einander hatten bzw. haben. Jane Austen my ass. Und noch'n Spaziergang und ein entschämter Blick und eine verlorene Geste am Tisch.

Die folgende Frage ist schon ein spoiler, also Obacht: könnte man NLMG als science fiction bezeichnen? Freilich ist das Ding phaserfrei und zivilisiert, aber doch wird ein England (was auch sonst?) geschildert, wie es nur von Engländern im phantastischen Versionsvergleich getan werden kann. Sehr schön ist es, das Ishiguro seiner Figur und seinem Roman Zeit gibt, ohne auf die nächste Plot-Rakete zu schielen. Er hat alles unter Kontrolle ohne ein Staunfaschist zu sein. Den moralisch Entrüstbaren, die das Thema von NLMG gerne in die Tagespolitik der öden Jetztwelt ziehen wollen, setzt der Autor beiläufig einen Haufen aufs Buffet. So einfach ist das nämlich nicht mit der Genetik und der Wirtschaft und dem Überlebensmanagement in der Technokratie.

Gut so. Lasst mich nicht gehen. Entlasst mich nicht. Teil von euch, Teile von mir. Teil mich. Zerteilt mich nicht.

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