5/27/2011

The End of Alice, A. M. Homes

Hell, yes. Hier. Der Typ steckt halt gern Finger in Mädchen rein. Und es gibt auch noch Mädchen, die es drauf anlegen. Klingt schlimm, oder? Wieder ist es der Verweis auf Nabokovs Lolita, der diesen Päderastenroman verkaufen soll. Hat er das nötig? Nicht wirklich.

Denn hier ist das Übel noch verwirrender polarisiert: eine junge Frau wird Brieffreundin eines Kinderschänders und läuft selbst den minderjährigen Jungs der Nachbarschaft hinterher. Der unheilbare Triebtäter (was für ein Wort), längst an die Abgründe der Einkerkerung gewöhnt, sieht die Briefe von draußen als Lohn, Hohn, Strafe. Vor langer Zeit war es Alice, die ihn hinter Gitter brachte und ein Unfall, der in den Augen der Obrigkeit keiner war, gab seiner traurigen Biographie den Rest.

Klar ist das ein derbes Ding. Aber die sorgsam arrangierten Worte schaffen feine Haarrisse in der Schauergeschichte und reißen sie aus der bloßen Thriller-Schublade heraus. Es ist ziemlich einleuchtend, dass die Marke Lolita ob der Schwere des Tabus immer bedient/zitiert werden muss. Und ihre Qualitäten will auch keiner verneinen. Aber TEOA macht klar, dass da noch so viel zu beschreiben ist: das Unaussprechliche ringt weiterhin nach Worten. Ein dumpfer Grund-Slogan aller Poesie: seek the unseekable, speak the unspeakable. Mannigfaltige Penetrationen bestärken das nur. Menschen haben verwirrend viele Geschlechtlichkeiten zu durchleben.

Wer hängt von wem ab und wie hängen wir drin? Eigentlich ist Homes Roman ein Blick nach Suburbia, in das beschauliche Inselreich der Kinderaufzucht und der sanft-rigiden Lattenzäune (Ha! "Lattenzäune"... hihi... sorry). Was sind Nachbarn eigentlich für Wesen? Wie weit hinein lässt man ihre Blicke und Begierden? Und wie verknüpft das Gewebe der Medien (der "Maschendrahtzaun", ha!) das Ganze? Nur schauen, nicht anfassen. Alice wollte es anders. Sie wollte es doch, oder? Ach, Alice.

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