9/19/2014

Der Grüffelo, Julia Donaldson, Axel Scheffler

Hier. Die verdammte Maus wird zum Helden eines finsteren Zeitalters in einer Situation, die derlei Protagonisten eigentlich längst in die präkoloniale Erzählhölle katapultierte. In einem doppelbödigen Kammerspiel hebelt sie die einzigen Verlässlichkeiten einer stetigen Erzählung aus und lässt den interessierten Leser ratlos und verunsichert zurück.

Der Wald ist von Anfang an zu grün und in einem irisierenden Gestrüpp aus Oberfläche marschiert sie als scheinbar einfacher Köder durch die Diegesis. Schon früh fallen dem Leser Ungereimtheiten auf. Was ist das für ein Pfad? Wieviele Mäuse gibt es hier sonst noch? Und dann diese Begegnungen. Warten die vermeintlichen Fressfeinde am Wegesrand oder bewegen sie sich auf die Maus und/oder den Leser zu?

Der namensgebende Grüffelo ist freilich das Opfer in diesem Drama, namensgebender Inbegriff der Hoffnungslosigkeit eines selbstbestimmten Lebens. Nicht nur furchtbar entstellt sondern auch hinterlistig verschaukelt taumelt er einem ungewissen Ende entgegen. Die symbolische Birke auf dem Cover ist eine Finte: keineswegs werden hier die drei Steine im Hintergrund als Teile eines archaischen Steinkreises entlarvt und eingesetzt. Die Maus setzt sich frei nach Beckett über den rationalistischen Imperativ hinweg und entspinnt ihr entropisches Spiel mit Kalkül. Dieses Werk wird noch in der hundertsten Auflage die Gemüter erregen und nachfolgend konsumierte Literatur nachhaltig prägen.

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