Hier. Zack! So wird das gemacht! Eine irre Idee haben und lospitchen. Einen Schauspieler finden, der anscheinend hungrig und/oder bekloppt genug ist, das Ganze mitzumachen und los geht's.
Der Held ist das Opfer und liegt tatsächlich in der Dunkelheit. Spannend und einigermaßen anschaubar wird der Film durch die beiliegenden Gebrauchsartikel wie Feuerzeug, Lampe und vor allem Mobiltelefon. Nur durch erzählte Rede, ohne Rück-, Auf- und Abblenden wird die Ausweglosigkeit der Situtation klar. Und die Hoffnung stirbt in kaum einem Film so schön zuletzt wie in diesem Ding.
Großes Tennis, da man sich auf die Größe des Platzes besonnen hat. Bitte kein Sequel machen.
12/27/2011
Vollkommen leblos, bestenfalls tot, Antonia Baum
Die TAZ findet es OK. Der Konsument murmelt beim Lesen: "Na, dann mach doch, du Kuh." Die Protagonistin ist so ein versprengtes verbildetes großstadtinkompatibles Käsemädchen, dass eigentlich in irgendeiner Dorfschenke Schmalztöpfe spülen sollte statt neben irgendwelchen Werberaffen mit Koks kokettierend durch die Gegend zu ziehen. Na hui, und dann gibt es auch noch eine herbe Gewaltphantasie in der Mitte des Romänchens, da fühlt man sich dann als sei es 1985 oder so. Dann will sie sich auch noch, umringt von einer Herde abgesägter Erziehungsberechtigter, umbringen. Ach, wie neu. Und so überraschend und tragisch, auch wegen des ganzen jugendlichen Potentials. "Mach doch, du Kuh." Dumpfdreist wird sie schwanger und ist freilich erstmal voll crazy drauf. Richtiges Interesse kann für sie niemand entwickeln.
Zu wenig, zu spät, zu alt, zu bräsig. Sprachlicher Ausdruck wie einer dieser Amseln, die in den Vorstädten mittlerweile Klingeltöne imitieren und von denen es genug gibt. Bei irgendwelchen Preisvergabestellen, die sich auf das Leiden junger Menschen im Allgemeinen und den Preisverleihungs-Event im Speziellen vorbereiten ist das Produkt hier bestimmt erste Wahl. Hier nicht. Noch nicht einmal zur Mitleidsabgewöhnung langt dieses Textlein. Es ist einfach nur pffffft. Hat der Konsument ein Ironiegewitter verpasst? Will Frau Baum genau das? Immerhin diese Frage bleibt am Ende im faden Raum stehen.
Zu wenig, zu spät, zu alt, zu bräsig. Sprachlicher Ausdruck wie einer dieser Amseln, die in den Vorstädten mittlerweile Klingeltöne imitieren und von denen es genug gibt. Bei irgendwelchen Preisvergabestellen, die sich auf das Leiden junger Menschen im Allgemeinen und den Preisverleihungs-Event im Speziellen vorbereiten ist das Produkt hier bestimmt erste Wahl. Hier nicht. Noch nicht einmal zur Mitleidsabgewöhnung langt dieses Textlein. Es ist einfach nur pffffft. Hat der Konsument ein Ironiegewitter verpasst? Will Frau Baum genau das? Immerhin diese Frage bleibt am Ende im faden Raum stehen.
Wilbur Wants to Kill Himself, Lone Scherfig
Hier. Das Erwartbare zuerst: es geht verhältnismäßig gut aus. Das Unerwartete: das überrascht. Gut? Was soll an einem toten Bruder gut sein? Sein Tod ist im Gegensatz zum geplanten Suizid Wilburs konstruktiv für die Verbliebenen. Infamerweise macht er den Platz frei, den Wilbur dann einnehmen und verteidigen kann.
Selten wurden bei einem eher leisen Film solche Innenräume und Städte gesehen. Bei so räudigen Oberflächen will doch eh keiner wirklich bleiben! Beige ist der Film, und grau, und braun. Die Küche, der Flur, die Straße: alles die geballte Abnutzung, alles voller Gewesenes. Man schaut den Film und ahnt, wie muffig es da riecht. Wer in dieser Filmwelt kein Ticket zur Abreise hat, muss Alternativen suchen. Raus, raus, raus.
Wilbur erklärt sich nicht großartig. Es gibt auch keinen melodramatischen Ausbruch der Erkenntnis im letzten Fünftel oder eine dramatische Aussöhnung mit verloren geglaubten Verwandten. Am Ende ist nichts wirklich aufgeräumt, aber es geht doch weiter - vor allem, da Wilbur auf seltsame Art und Weise Gefallen an Verantwortung findet. Finden kann. OK, Verantwortung in einer klebrig-dumpf-grauen apathischen Staubwelt, aber immerhin.
Selten wurden bei einem eher leisen Film solche Innenräume und Städte gesehen. Bei so räudigen Oberflächen will doch eh keiner wirklich bleiben! Beige ist der Film, und grau, und braun. Die Küche, der Flur, die Straße: alles die geballte Abnutzung, alles voller Gewesenes. Man schaut den Film und ahnt, wie muffig es da riecht. Wer in dieser Filmwelt kein Ticket zur Abreise hat, muss Alternativen suchen. Raus, raus, raus.
Wilbur erklärt sich nicht großartig. Es gibt auch keinen melodramatischen Ausbruch der Erkenntnis im letzten Fünftel oder eine dramatische Aussöhnung mit verloren geglaubten Verwandten. Am Ende ist nichts wirklich aufgeräumt, aber es geht doch weiter - vor allem, da Wilbur auf seltsame Art und Weise Gefallen an Verantwortung findet. Finden kann. OK, Verantwortung in einer klebrig-dumpf-grauen apathischen Staubwelt, aber immerhin.
12/25/2011
R.E.D., Robert Schwentke
Hier. Oje, da macht Bruce Willis etwas außerhalb des Die Hard franchises... ach nein, ist ja eine Comic-Verfilmung. Und die Grundidee lautet: nicht mehr ganz taufrische Agentenübermenschen krachen sich durch die Gegend um eine Verschwörung rund um den ehemaligen Arbeitgeber aufzudecken.
Ein lockerer Film, aber nicht triumphal. Als Konsument muss man an dieses eine Murtaugh-Zitat denken, dass mittlerweile schon erfolgreiche Sitcoms beschwingt. Was begeistert, ist das Arsenal: endlich benutzt einmal jemand automatisches Feuer ohne Unterlass außerhalb der Matrix. R.E.D. ist eigentlich sehr bunt und die fähigen Schauspieler bilden sich nicht ein, hier ein wenig existentialistische Tiefe unterbringen zu wollen.
Ein lockerer Film, aber nicht triumphal. Als Konsument muss man an dieses eine Murtaugh-Zitat denken, dass mittlerweile schon erfolgreiche Sitcoms beschwingt. Was begeistert, ist das Arsenal: endlich benutzt einmal jemand automatisches Feuer ohne Unterlass außerhalb der Matrix. R.E.D. ist eigentlich sehr bunt und die fähigen Schauspieler bilden sich nicht ein, hier ein wenig existentialistische Tiefe unterbringen zu wollen.
The Big Lebowski, Ethan & Joel Coen
Hier. Der Film ist erschreckend alt und erschreckend präsent. Es vergeht kaum eine Woche, in der man sich nicht an den Dude und seine endliche Quest erinnert. Was würde er tun, er, der er nicht der große Lebowski aber eben ganz bewusst der kleine Lebowski ist (aber auch keiner von der Schar förderungswürdiger kleiner Lebowskis, die als urban achiever die kalifornische Einöde urbarer machen sollen)?
Der Dude strahlt eine kosmische Beruhigung aus und infamerweise muss man dem grotesken Cowboy-Phantom zustimmen, dass ganz schnauzbärtig und traditionell seinen Stil lobt. Ja, Stil. Ein hilfreiches Wort, denn es bringt keine Argumente vor oder zelebriert sonst einen expliziten Konflikt. Ist das nicht vielleicht die Hoffnung eines jeden Konsumenten, wenn er einmal den Spaten weglegt und den Blick von den Auslagen der Geschäfte für einen Moment abwendet und sich nach dem Sinn erkundigen möchte, dem Endzweck der Anstrengungen? Egal was es ist: he, ihr habt den Falschen. Was für ein schöner Satz. Ich habe mit eurem Mist nichts zu tun. Ihr könnt mich mal, müsst ihr aber nicht. Lasst mich einfach nach Hause, ich nehme auch gern diesen Teppich hier.
TBL hat längst eine institutionalisierte Gemeinschaft der Gönner und Gläubigen, die sich zum Beispiel beim Lebowski Fest, 2002 in Kentucky entstanden, kenntlich machen. Das rückt diesen Coen-Höhepunkt für Außenstehende in die Nähe der Rocky Horror Picture Show und Star Trek. Aber eigentlich ist er das Gegenteil dessen. Da wollen einfach ein paar Leute ihren Teppich genießen und vielleicht ein wenig Walgesänge in der Wanne hören. Keiner schminkt sich. Einfach mal gepflegt ein paar pins umlegen. Nichts für ungut.
Erhebend.
Der Dude strahlt eine kosmische Beruhigung aus und infamerweise muss man dem grotesken Cowboy-Phantom zustimmen, dass ganz schnauzbärtig und traditionell seinen Stil lobt. Ja, Stil. Ein hilfreiches Wort, denn es bringt keine Argumente vor oder zelebriert sonst einen expliziten Konflikt. Ist das nicht vielleicht die Hoffnung eines jeden Konsumenten, wenn er einmal den Spaten weglegt und den Blick von den Auslagen der Geschäfte für einen Moment abwendet und sich nach dem Sinn erkundigen möchte, dem Endzweck der Anstrengungen? Egal was es ist: he, ihr habt den Falschen. Was für ein schöner Satz. Ich habe mit eurem Mist nichts zu tun. Ihr könnt mich mal, müsst ihr aber nicht. Lasst mich einfach nach Hause, ich nehme auch gern diesen Teppich hier.
TBL hat längst eine institutionalisierte Gemeinschaft der Gönner und Gläubigen, die sich zum Beispiel beim Lebowski Fest, 2002 in Kentucky entstanden, kenntlich machen. Das rückt diesen Coen-Höhepunkt für Außenstehende in die Nähe der Rocky Horror Picture Show und Star Trek. Aber eigentlich ist er das Gegenteil dessen. Da wollen einfach ein paar Leute ihren Teppich genießen und vielleicht ein wenig Walgesänge in der Wanne hören. Keiner schminkt sich. Einfach mal gepflegt ein paar pins umlegen. Nichts für ungut.
Erhebend.
12/19/2011
The Haunted World of Superbeasto, Rob Zombie
Hier und hier und hier.
Was kann man dazu sagen? Was darf man dazu sagen? Dieses Juwel der Filmkunst besticht durch seine ausgeklügelte Narration und seine detaillierte Veranschaulichung von Problemen, die wohl jeder kennt.
Diese Probleme wären zum einen Roboter, die nach dem Kindchen-Schema entworfen wurden und trotz Gauss-Kanonen im Bauch auch eine Libido haben. Zum anderen ist da die Disziplinierung von Brustwarzen, die sich in jeder Lebenslage freilich der Zukunft entgegenrecken sollten. Und auch die traurige germanische Gegenwart schildert Herr Zombie in majestätischen Bildern: konsternierte Nazi-Untote, die sich die eigene Bräsigkeit nicht eingestehen wollen und noch immer nach dem Führerkopf im Einmachglas gieren.
Mittendrin ist Superbeasto, ein Mutant aus mexikanischem Wrestling und spätkapitalistischer Ergo-(Aero-)dynamik. Das Beste beider Welten quasi. Der hiesige Dr. Satan in diesem dramatischen Epos ist sein Widersacher und wahrscheinlich nur ein entfernter Vetter des gleichnamigen Charakters in der bezaubernden Vorstadtkomödie House of Thousand Corpses. Wahrscheinlich möchte der Autor auf die Mehrdimensionalität der schmerzhaften Katharsis hinweisen, die so ein moderner Sisyphus für uns darstellen kann.
Was kann man dazu sagen? Was darf man dazu sagen? Dieses Juwel der Filmkunst besticht durch seine ausgeklügelte Narration und seine detaillierte Veranschaulichung von Problemen, die wohl jeder kennt.
Diese Probleme wären zum einen Roboter, die nach dem Kindchen-Schema entworfen wurden und trotz Gauss-Kanonen im Bauch auch eine Libido haben. Zum anderen ist da die Disziplinierung von Brustwarzen, die sich in jeder Lebenslage freilich der Zukunft entgegenrecken sollten. Und auch die traurige germanische Gegenwart schildert Herr Zombie in majestätischen Bildern: konsternierte Nazi-Untote, die sich die eigene Bräsigkeit nicht eingestehen wollen und noch immer nach dem Führerkopf im Einmachglas gieren.
Mittendrin ist Superbeasto, ein Mutant aus mexikanischem Wrestling und spätkapitalistischer Ergo-(Aero-)dynamik. Das Beste beider Welten quasi. Der hiesige Dr. Satan in diesem dramatischen Epos ist sein Widersacher und wahrscheinlich nur ein entfernter Vetter des gleichnamigen Charakters in der bezaubernden Vorstadtkomödie House of Thousand Corpses. Wahrscheinlich möchte der Autor auf die Mehrdimensionalität der schmerzhaften Katharsis hinweisen, die so ein moderner Sisyphus für uns darstellen kann.
12/18/2011
Continental Drift, Russell Banks
Hier. Ah, Realismus, hu? Richtige Erzählung, die zackzack nach vorne schreitet und richtige Menschen erfindet und ausleuchtet und gegeneinander ansetzt.
Mit Affliction hat Russell Banks nachhaltige Spuren im Konsumgraben hinterlassen, mit Rule of the Bone haben sich die Wogen ein wenig geglättet. CD ist ziemlich süffig, zumal es die nötige Härte ausstrahlt, die ein Autor, der auch einen Roman namens Trailer Park veröffentlicht hat, besitzen dürfte. Da gibt es den unschlüssigen jungen Arbeitervater aus dem Norden, und da gibt es die Flüchtlinge aus Haiti. Beide Parteien treffen sich im illegalen Grenzgebiet von Florida. Es wird überall betrogen, gehofft und gestolpert. Schwere Materie zählt: Fleisch, Drogen, Benzin, fangfrischer Hochseefisch. Man könnte Banks Voodoo-ploitation vorwerfen. Benutzt er die Nicht-Amerikaner nicht eigentlich nur für ein Ethno-Theater, das die Tragik der (materiell und geistig) armen Weißen besser leuchten lässt?
Die ein wenig predigenden Passagen über Orogenese und Plattentektonik sind sehr gelungen. Davon hätte der Roman mehr vertragen können. Weniges verdeutlicht die erbärmliche menschliche Existenz so treffend wie Erdbeben und hohe Wellen. Am Ende werden die Leichen an- und weggespült. Das ist stimmig und grimmig und wäre durch mehr finstere Geophysik noch tosender in der Wirkung.
Mit Affliction hat Russell Banks nachhaltige Spuren im Konsumgraben hinterlassen, mit Rule of the Bone haben sich die Wogen ein wenig geglättet. CD ist ziemlich süffig, zumal es die nötige Härte ausstrahlt, die ein Autor, der auch einen Roman namens Trailer Park veröffentlicht hat, besitzen dürfte. Da gibt es den unschlüssigen jungen Arbeitervater aus dem Norden, und da gibt es die Flüchtlinge aus Haiti. Beide Parteien treffen sich im illegalen Grenzgebiet von Florida. Es wird überall betrogen, gehofft und gestolpert. Schwere Materie zählt: Fleisch, Drogen, Benzin, fangfrischer Hochseefisch. Man könnte Banks Voodoo-ploitation vorwerfen. Benutzt er die Nicht-Amerikaner nicht eigentlich nur für ein Ethno-Theater, das die Tragik der (materiell und geistig) armen Weißen besser leuchten lässt?
Die ein wenig predigenden Passagen über Orogenese und Plattentektonik sind sehr gelungen. Davon hätte der Roman mehr vertragen können. Weniges verdeutlicht die erbärmliche menschliche Existenz so treffend wie Erdbeben und hohe Wellen. Am Ende werden die Leichen an- und weggespült. Das ist stimmig und grimmig und wäre durch mehr finstere Geophysik noch tosender in der Wirkung.
12/13/2011
Red Dead Redemption, Rockstar Games
Nochmal nachgeladen. Hier.
Bei diesem hervorragenden Produkt wird die Macht des Films als Vorstellungsmaschine mehr als deutlich. Klar gibt es auf der einen Seite die inhaltlichen Verweise, die reitenden und galoppierenden Klischees.
Aber es gibt auch Bilder im übertragenen Sinne. Mit einer auf den ersten Blick einfarbigen und sogar biederen Bebilderung gibt man sich zunächst zufrieden bis... ja, bis die Sonne untergeht. Oder aufgeht. Oder man tatsächlich an der Oberkante eines simulierten Grand Canyons steht und das Pferd wiehert und der Staubmantel weht und man sieht die räudige Dämmerung des nordamerikansichen Jahrhunderts. Die Bilder werden auf einmal wuchtig und herb und überhaupt nicht so, wie man es von einem Spiel erwartet.
Die passende Erzählung mit ihrem fantastischen Ende stützt die Bilderwucht. Sehr feines Ding.
Bei diesem hervorragenden Produkt wird die Macht des Films als Vorstellungsmaschine mehr als deutlich. Klar gibt es auf der einen Seite die inhaltlichen Verweise, die reitenden und galoppierenden Klischees.
Aber es gibt auch Bilder im übertragenen Sinne. Mit einer auf den ersten Blick einfarbigen und sogar biederen Bebilderung gibt man sich zunächst zufrieden bis... ja, bis die Sonne untergeht. Oder aufgeht. Oder man tatsächlich an der Oberkante eines simulierten Grand Canyons steht und das Pferd wiehert und der Staubmantel weht und man sieht die räudige Dämmerung des nordamerikansichen Jahrhunderts. Die Bilder werden auf einmal wuchtig und herb und überhaupt nicht so, wie man es von einem Spiel erwartet.
Die passende Erzählung mit ihrem fantastischen Ende stützt die Bilderwucht. Sehr feines Ding.
12/12/2011
Breaking Bad, Vince Gilligan

Die Staffel ist konsequent und gnadenlos wie alle vorherigen. Mit der letzten Kameraeinstellung (achwas, mit der ganzen letzten Folge) wurde das Gesamtkonsumerlebnis noch einmal potenziert und schoss frohlockend durch die Decke.
Verlitten wird dem Konsumenten allerdings der Genuss durch den enormen Mainstream-Erfolg der Serie. Es tut ein wenig weh, wenn etwas so Wundervolles so viel vulgäre Aufmerksamkeit findet. Zombies darf jeder mögen. Aber Walter White? Der kann doch nicht für alle sein. Freilich weiss man vom Kopf her, dass das sein muss und mit guten Quoten einhergeht. Und man weiß auch, dass nur wegen des Packs noch der letzte Akt gedreht wird, der mit dem Freitod zumindest eines der beiden Helden enden muss. Das Herz sagt leise "au".
Trotzdem danke an Nerdcore für das Verlinken dieses Clips. Au.
30 Rock, Tina Fey

In einer Folge von Roseanne ist sie einmal mit Dan aus den Kulissen gerannt und die Kamera schwenkte mit. Der Zuschauer war erstaunt und fasziniert. Das Finale der Cosby-Show war ähnlich, denn er tanzt mit ihr vom Set, nachdem ein Betätigen des Klingelknopfes sanfte outro-Musik beginnen ließ. Die Sache mit der Selbstreferenz im süffigen TV ist so neu also nicht. Bei 30 Rock ist sie allerdings keine Ausnahme von der Regel sondern produktkonstituierendes Prinzip. Somit kann sich natürlich gar kein Drama einstellen, keine herzerwärmende Anprangerung von Inhalten, die ansonsten nur in den Nachrichten auf den anderen Kanälen Verwendung finden. Ist das jetzt Ultraironie oder post-ironische Rebellion?
Enorm lustig und enorm schnell und verwirrenderweise fast frei von Fäkalhumor und kruden Satirekeulen. 30 Rock ist nicht zynisch, nichts wird nachhältig mit böser Galle verätzt. Denn die Welle würde ja nur zurückschwappen und die Laune verderben: es gibt kein Draußen mehr - bei einer Sendung, die nach einer ganz bestimmten (echten) Adresse benannt ist, fällt das besonders auf. Wir sind alle eine große Wissensgesellschaft, wir inszenieren und genießen ein Kasperletheater und haben eigentlich ganz genaue Vorstellungen, wie was in corporate USA auf den Flachbildschirm kommt, denn flach war gestern.
12/07/2011
The Day of the Locust, Nathanael West
Hier. Wie soll man einen Abriss des zwanzigsten Jahrhunderts verfassen und sich dabei auf sehr wenige Romane beschränken? Knifflig, aber einer der Romane muss DotL sein. Die Kritik und der Schulbetrieb wissen das freilich.
Der Held kommt in eine Welt voller Kulissen und inszenierter Schlachten und trifft dort zum einen ein Produkt (und Arbeitsmittel) dieser Welt, eine Frau namens Faye (-ke) die die Oberflächlichkeit und ihre Ökonomie verstanden hat und anwendet. Und zum anderen trifft er Homer Simpson, ja, so heißt er, und der als autistisch-debiler Gegenpol der Filmwelt verstanden werden kann oder als Vertreter des affektgestörten (-überforderten) Publikums der Zukunft. Homer kommt nicht mit, denn er war vielleicht schon da. Mit dem neuen kalifornischen Menschentypus und den Implikationen einer Schauwirtschaft kann er nicht auskommen.
Das Zeitalter der Massen. Später schildert Delillo in Mao 2 eine Massenhochzeit - irgendwie erinnert sie an das Finale von DotL. Man fragt sich: wo kommen die alle her? Was haben die alle vor? Wer genau ist ein Teil, wer genau ist Ursache der Masse? Es ist der Bildschirm, die potenzierte Spiegelwunschbrunnenmaschine. Flackernde Lichter provozieren und dirigieren den Ozean aus Synapsenfleisch.
Der Held kommt in eine Welt voller Kulissen und inszenierter Schlachten und trifft dort zum einen ein Produkt (und Arbeitsmittel) dieser Welt, eine Frau namens Faye (-ke) die die Oberflächlichkeit und ihre Ökonomie verstanden hat und anwendet. Und zum anderen trifft er Homer Simpson, ja, so heißt er, und der als autistisch-debiler Gegenpol der Filmwelt verstanden werden kann oder als Vertreter des affektgestörten (-überforderten) Publikums der Zukunft. Homer kommt nicht mit, denn er war vielleicht schon da. Mit dem neuen kalifornischen Menschentypus und den Implikationen einer Schauwirtschaft kann er nicht auskommen.
Das Zeitalter der Massen. Später schildert Delillo in Mao 2 eine Massenhochzeit - irgendwie erinnert sie an das Finale von DotL. Man fragt sich: wo kommen die alle her? Was haben die alle vor? Wer genau ist ein Teil, wer genau ist Ursache der Masse? Es ist der Bildschirm, die potenzierte Spiegelwunschbrunnenmaschine. Flackernde Lichter provozieren und dirigieren den Ozean aus Synapsenfleisch.
12/06/2011
Fat City, Leonard Gardner
Hier. Ähnlich einsilbig wie der Titel gibt sich der Inhalt: die heruntergekommene (war sie je oben?) Welt der Berufsboxer und Obstpflücker in Stockton, CA, ist Hintergrund vielerlei Arten des Scheiterns. Die einen hatten einmal einen Lauf und sind jetzt nicht mehr fit und bekommen im Ring ordentlich ins Gesicht und finden das dann zunächst unangebracht und dann gerechtfertigt. Das Boxen als vermeintlich ehrlichstes aller Feedback-Systeme wird entlarvt, und zwar als Erweiterung einer grundlegenden Stagnation.
Freilich stehen die Herren im Zentrum, die von den Damen teils missverstanden und dann auch wieder motiviert werden. In Fat City ist der Strand weit weg. Gardner schreibt staubtrocken und schmucklos und hat mit Fat City vielleicht einen prägnanteren Vorfahren von Updike's Rabbit geliefert.
Freilich stehen die Herren im Zentrum, die von den Damen teils missverstanden und dann auch wieder motiviert werden. In Fat City ist der Strand weit weg. Gardner schreibt staubtrocken und schmucklos und hat mit Fat City vielleicht einen prägnanteren Vorfahren von Updike's Rabbit geliefert.
12/04/2011
The Creativity Book, Eric Maisel
"A Year's Worth of Inspiration and Guidance". Hier. Ach, wie erfrischend. Da schreibt ein Mensch, dem andere Menschen am Herzen liegen. Eigentlich ist das Produkt als ein Einjahresselbsthilfemotivationswerkzeug gedacht, doch hier wurde es gleich ganz durchkonsumiert. Denn Maisel ist ein sehr fähiger Motivator und man hört ihm mit seiner unprätentiösen und rigiden Sprache gern zu. Er entwirft keine Schemata eines idealen kreativen Subjekts und leitet das Ideal des Schaffens nicht aus abendländischer Chaka-Propaganda ab. Es scheint wirklich, als kümmerten ihn andere Menschen und die Dinge die selbige schreiben, komponieren, meißeln und malen könn(t)en. Begriffe wie Geist, Materie, Konatus, Zen, und Perfektion werden im Schlagschatten deutlich - vermutlich die beste Art, sich ihnen zu nähern.
Interessant ist auch sein Berufsbild: er bezeichnet sich als Coach für Kreative und meint, schon mehreren Menschen zu großer Kunst und zu großen Taten verholfen zu haben. Kann jemand, der die Werkzeuge nachhaltigen Schaffens so zupackend und simpel schildert, ein Scharlatan sein? Immerhin will er keine TShirts oder Fernkurse verkaufen. Ein seltsames Genre und ein teils sehr beflügelndes kleines Buch.
Interessant ist auch sein Berufsbild: er bezeichnet sich als Coach für Kreative und meint, schon mehreren Menschen zu großer Kunst und zu großen Taten verholfen zu haben. Kann jemand, der die Werkzeuge nachhaltigen Schaffens so zupackend und simpel schildert, ein Scharlatan sein? Immerhin will er keine TShirts oder Fernkurse verkaufen. Ein seltsames Genre und ein teils sehr beflügelndes kleines Buch.
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