12/11/2010

Breaking Bad, Vince Gilligan

Drogenabhängige sind erfahren im seriellen Erleben bzw. streben es an. Endlich dürfen gesunde und Schlange-stehende Steuerzahler auch einmal diese Lebensführung besichtigen und böse brechen.

Mehr meth. Mehr Substanzen. Mehr von allem. Diese Serie ist ein Höhepunkt des televisionierten letzten Jahrzehnts. Da gibt es New Mexico und das wüste Grenzgebiet zum gesetzlosen Mittelamerika, dazu noch die Ferne zu Ost- und Westküste. Da gibt es einen wundervoll schwarzhumorigen Niedergang des Bürgertums. Chemielehrer und Assel tun sich zusammen, um mit Methamphetamin endlich Geld zu verdienen. Ersterer muss es tun: Krebs frisst ihn auf und die Logik des Todes befreit und befähigt ihn zur rücksichtslosen finanziellen Absicherung der Familie. Ja, Lügen. Ja, schlechtes Gewissen. Ja, die Hölle auf Erden. Aber geniale Sonnenuntergänge und -aufgänge.

Verblüffend ist das moralische Vakuum, das hier umtanzt wird. Das hat Dashiell Hammett nicht anders hinbekommen, doch hier geht es quer durch die Vorstadt und durch die eigentlich vorzeigbaren Familien. Wer will was und wie werden die Motive gebündelt? Der Urtumor, der MacGuffin der Geschichte, verschwindet bald und hat viele kleine Metastasen gebildet, die die Handlung auf unerhört dichte Art und Weise voranbringen. Jede Episode ist ein Gedicht mit eigenem cold open und Abschlussszene. Die Cliffhanger sind teils gewaltig und so verwundert es nicht, dass die dritte Staffel sehr feist endet und den Konsumenten cold turkey gehen lässt.

Rauchen, schnupfen, mischen, drücken. Mehr, mehr.

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