Hier und hier. Kurz und süffig und nicht so dämlich in seinem Lokalkolorit. Es ist eben *nicht* automatisch gemütlich wenn man die finsteren Hessen im Originalton auftreten lässt. Der Held mit dem einmal mehr und einmal weniger dramatischen Migrationshintergrund macht eine fabelhafte Figur und hält wie seine großen Vorbilder seine Moralismen unter Verschluss.
Das abgenudelte Frankfurt wird in teils wundervollen Absätzen beschrieben. Es ist und bleibt das beste Argument für lange Wanderungen im Taunus.
8/01/2014
7/29/2014
50/50, Jonathan Levine
Hier. Krebs, yeah. Sagt der Arzt und schaut dem Patienten nicht in die Augen. Letzterer fängt an zu googlen und rasiert sich paradigmatisch mit seinem besten Kumpel die Haare ab. Überhaupt ist das hier eine Männerfreundschaftstragikomödie, die freilich auch davon lebt dass die dämliche Freundin dämlich ist und die Herren das mitkriegen. Eine Neue ist dann aber doch am Start.
Junger weißer Mann sucht Orientierung: seit Garden State ging das nicht mehr so gut. Scheiß Krebs.
Junger weißer Mann sucht Orientierung: seit Garden State ging das nicht mehr so gut. Scheiß Krebs.
Tammy, Ben Falcone
Hier. Tammy hat traurig gemacht. Verwirrt sitzt man im leeren Kinosaal und sieht wie unglaublich menschlich hier agiert wird: die freilich gewinnende Hauptdarstellerin spielt eine Uneinsichtige, eine Unreflektierte und Abgehängte. Der Humor ist zerbrechlich: man kann das auch alles als furchtbare Tragödie begreifen. Somit wurde der Kern aller Komödien hier irgendwo begriffen. Und Susan Sarandon ist enorm alt geworden, zumindest für Tammy.
7/25/2014
Dark Property, Brian Evenson

Eine archaische Geschichte aus der gegenwärtigen Endzeit, ohne die ganzen allegorischen Schnörkel und das Gewinsele der Spezies-Liebchen: eine Frau trifft einen Mann. Erst mit Steinen, dann nicht mehr. Mann packt sie in einen Sack und will sie verkaufen.
Es werden auch Zigaretten geraucht und es erscheinen auch seltsame Phantome: ent-individualisierte Bürokraten, die beharrlich zur Volkszählung anheben.
Der einmalige Evenson zeigt wie wenig Literatur braucht und wie viel Worte anrichten können - sein Wortschatz ist dabei so zerbrechlich wie die Fossilien unter dem Wüstensand der Protagonisten.
Snowpiercer, Joon-ho Bong
Jawohl, jawohl! Hier und hier. Ein herrlicher, kluger, konsequent erzählter und optisch innovativ gefilmter Triumph. Man kann mit der großen Humanistenschaufel dahergehen und freilich Zombie-Marx jagen/anfeuern oder aber das Aktionskino genießen. Die zweidimensionale Anordnung der Geschehnisse lässt freilich an die grandiose Szene aus Old Boy denken, die viele Stuntmenschen und einen Hammer beinhaltete. So muss Film sein: keine Adaption irgendeiner sonstwie klugen Kiste sondern selbstbewusst und kühn. Nicht eine einzige Szene ist hier eine Wiederholung. Snowpiercer ist eine stetige Überraschung. Freier Fall, quasi.
7/22/2014
Criminal, Ed Brubaker & Sean Phillips
Das hier noch einmal. Und wieder fällt zuerst Sin City als unfairer Vergleich ein: auch graphic novel, auch diegetisch begrenzt. Aber welches Noir-Vehikel ist das nicht? Die Geschichten flankieren einander und Biographien verschmelzen zu einem großen finsteren Scheitern. Nüchterne Linienführung lässt darauf hoffen, dass Filmemacher sich dieser Epik annehmen.
Latter Days, C. Jay Cox
Hier und hier. Drama, Romanze. Zwei Romeos können nicht zueinander kommen da die Lebensstile zu unterschiedlich sind. Strandschlampe und Mormone brauchen anderthalb Stunden und weite Reisen, um sich dann im Schnee zu finden. Das funktioniert als dummer Liebesfilm, aber auch als unhysterische Unterhaltung. Man sieht das überschaubare Budget an der konservativen Kamera und den Bauten, aber die Dialoge sitzen und funktionieren - nicht bloss um irgendwelche Scherze unterzubringen. Die Schauspieler sind größtenteils erfrischend unbekannt. Warum blieben die das eigentlich?
We the Animals, Justin Torres

Der Titel ist so weise, so prägnant, so genial wie nur irgendetwas: erst die Meute von kleinen Brüdern, einmalige Sprache und eindeutige Perspektive auf Eltern und einander und die Umgebung. Dann die Aussonderung, die Ablösung, die Erstarrung.
Tiere brechen Herzen, Tiere fressen Herzen, Menschen lassen alles verkommen. Es ist egal wie fröhlich ein Kind lacht, irgendwann liegt die gealterte Kreatur in der kalten Finsternis und speichelt auf den Boden.
The Beaver, Jodie Foster
Hier. Zunächst wurde das Ding im Kino gesehen, und da funktionierte es auch ganz gut. Jetzt, nachdem gefühlte siebentausendundvier Prozac-Geschichten konsumiert wurden, erscheint der Biber wie eine zu geradlinige, manchmal unangenehm rührselige Weissbrot-Geschichte, die keinerlei Einsichten oder Provokationen enthält.
Der Biber ist ein Bonus, ähnlich wie Alf, der die Allmacht der Familie nur erneut beschwört und dann bestätigt. Die Hauptdarsteller sind sympathisch und die Leichtbauweise amerikanischer Häuser wird außerdem offenbar.
Der Biber ist ein Bonus, ähnlich wie Alf, der die Allmacht der Familie nur erneut beschwört und dann bestätigt. Die Hauptdarsteller sind sympathisch und die Leichtbauweise amerikanischer Häuser wird außerdem offenbar.
7/21/2014
My Struggle, Book Two, Karl Ove Knausgård
Diesmal ist er Vater und Ehemann und zeigt eine schlimme Person: eine Mutter und Ehefrau, aus deren Klauen sich der arme mittelalte Autor nicht befreien kann. Unleidliche Kinder helfen auch nicht, die Stimmung zu heben. Diese Frau: was für eine penetrante, selbstsüchtige, egozentrische, debile Furie. Eine schizophrene Kleinstadttussi-Notaufnahmenhusche-Sofakissenschlägerin die dem Karl seine Testikel in einem Safe hinter ihren Eierstöcken festgemacht hat.
Schwierig zu sagen: Warum heiraten Menschen? In diesem Buch ist das noch prägnanter: Warum heiratet dieser Typ genau diese Frau? War die in Band 1 geschilderte Jugend wirklich so schlimm?
Auch sehr fein hier: Karl erzählt wie er das Buchprojekt begann, dass hier konsumiert wird. Das Ende ist der Anfang ist das Produkt. Außerdem geht es um Freundschaft und wie sie sich ändert. Freilich wiederholt sich Karl hier, aber das ist sehr legitim und es wäre unaufrichtig wenn nicht: Menschen wiederholen sich nunmal, da sie an einem bestimmten Charakter festkleben, und "My Struggle" ist ja ein Menschenbuch.
Freilich liegt Band 3 schon hier. Verwirrend.
Harsh Times, David Ayer
Hier und hier. Schon wieder Bale, schon wieder Los Angeles. Abstieg, Euthanasie, große und kleine Verbrechen und nicht vorhandene Selbstdisziplin. Der Film konnte nur mäßig gefallen, da Ayer keine Freunde gewinnen wollte. Das wiederum beeindruckt beim Abspann. Kriegstraumata sind schwer umzusetzen, da sie um die Opfer|Täter-Achse oszillieren und oft nicht über neunzig Minuten hinaus tragen. Ayer will nichts tragen und nutzt seine Hauptdarsteller, um von Anfang an die Ausweglosigkeit derlei Entstellter zu zeigen. Katharsis ist was für Zivilisten.
7/14/2014
Bronson, Nicolas Winding Refn
Hier und hier. Ja, Refn von Drive und Hardy von Batman. Ähnlich wie Valhalla Rising ist hier der Kunstfilm, der Videoclip prominenter vertreten als die ehrliche Zurschaustellung eines berüchtigten Verbrechers und professionellen Asozialen. Bronson braucht seine Bühne und zeigt sich gern. Zieht sich aus und kloppt sich. Reine Physis als alternative Existenz. Dazu das Gefängnis: Zelle oder Hafen? Zuhause oder Ziel? Grab oder Kreißsaal? Vielleicht ist es der beengte Raum der Bronson schließlich Bühnen erfinden lässt, ein großes Publikum. Hardy wiederum konnte diesen Film als Casting-Video gut gebrauchen: die laute und plakative Art setzt ihn ins Zentrum und ein geduldiges Publikum ist dankbar, dass er dann doch auch noch in einem BMW ein herrliches Kopfdrama spielen kann.
The Fighter, David O. Russell
Hier und hier. Eine wahre Geschichte und dann auch noch die Themen Familie, Klassenkampf, Drogen und das Alter. Ausgeführt mit einem Mords-Cast und in Müll-Pastell abgefilmt. Sollte klappen, oder? Tut es aber nicht, da Bale den Junkie-Bruder zu gut spielt und sich keinerlei positive Emotionen einstellen - Wahlberg als zentraler Bruder bleibt nur eine Art Normalitätsreferenz. Vielleicht klappt The Fighter nicht, weil der Fight eben so erbärmlich ist. Das Motiv des Boxens polarisiert automatisch, gerade wenn man eher kopflastig (aber eben nicht hakenlastig) durch die Weltgeschichte wankt.
The War of Art, Steven Pressfield
Hier. Ein weiteres prägnantes Rüttelschüttelbuch von Herrn Pressfield. Es liest sich wie eine etwas ausuferndere Version seines Do the Work. Wieder bleibt die Einstellung in Erinnerung: unverwüstlich marschiert der Autor durch die sogenannten Blockaden und ist nicht dialogbereit, wenn es um ihre nachhaltige Beseitigung geht.
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