Jawohl, so wird das gemacht. Jede seiner vielen Minuten nutzt das vortreffliche Werk um ein Panorama zu zeichnen in das man sich als Zuschauer gern hineinflezt. Hier wird nicht auf Pointen oder den body count geachtet, hier spannt sich ein klassisches Drama ohne zu stauben. Die Ermordung des Jesse James erweitert den ausgehöhlten Begriff des Westerns und ist durchweg erfreulich und gut.
Große Bilder überall. Spätestens als die Banditen nächtens im Gehölz ihre Masken aufsetzen geht der Mund zum ersten Mal auf. Bei Tageslicht geht es weiter: das weite, leere Land isoliert alles und jeden. Kälte bleibt stets im Bild - und (Achtung Wortscherz) mit keinem der Charaktere kann man wirklich warm werden. Auch die Räume der Häuser wirken nicht sauber reduziert sondern wie kurz nach zuviel fiesem Schnaps in zu kurzer Zeit. Leergespien und ausgeblutet beinhalten sie die Verlorenen. Das eine Blut sprüht zum Dachbalken, anderes gegen die Wand.
Die Schauspieler leisten sich keinen Fehler. Rockwell ist der feixende Verlierer der tanzend tut während er taumelt. Pitt macht den James wie er den Achilles machte: müde, weitab der grossen Hoffnungen, für immer jenseits der Normalsterblichkeit. Hier ist er aber noch ein wenig gebrochener: beim Taktieren seiner potentiellen Mörder weiss man nie wirklich, wo Spiel und Ernst enden und wo Jesse selbst anfängt. Affleck meistert die uneitle Rolle des dümmlichen Welpen ganz hervorragend. Er schaut glasig in die Welt hinaus als ob er sich zu lange selbst in ihr suchte und nicht fand.
Eastwoods Erbarmungslos ist hierbei kein Pate. Jesse James behandelt das gute alte Thema Medien und Amerika. Der Fan, der Held, die Masse und der Tod bilden einen soliden Nährboden für ein erwachsenes Trauerspiel.
Der Film konnte wohl nur so gut werden, weil die Originalgeschichte fast zu gut ist, um wahr zu sein. Verbrecher sind in den USA etwas anderes, vielleicht sogar etwas notwendig-besonderes. Fakt und Fiktion brechen sich wohl dort in kaum einem anderen Archetypen so sehr. Schaun wir mal, was mit American Gangster demnächst ins Haus steht.
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