11/04/2007

Tannöd, Andrea M. Schenkel

Im Wald, da sind die Räuber. Zwischen den Wäldern sind die einsamen Gehöfte. Die Geschichte trägt sich in der deutschen Provinz der 50er Jahre zu, eine unheimlich-schattenhafte Welt der Grosseltern zwischen dem Kriegsende und weit weg vom Wirtschaftswunder. Und freilich haben dann Verbrechen, die in jener temporal-spatialen Einsamkeit geschehen, eine ganz eigene Aura. Eine Hof-Besatzung wird dahingemetzelt und fragmentarische Augenzeugenberichte erschliessen dann den Tathergang für den Leser.

Könnte es sein, dass dies ein Bestseller ist, weil gestresste Städter nicht wirklich Zeit für normale Text-Längen haben? Jene läsen dann Tannöd um bei feinem Grusel die Unzulänglichkeiten im eigenen Lebenskosmos spielerisch auszuloten. Schenkel schreibt wunderbar und ein paar Seiten mehr hätten dem Werk bestimmt nicht geschadet.

Für die einen ist es nur Krimi, doch das ganze schürft schon ein wenig tiefer. Es bedient sich der Linien zwischen Einsamkeit, Verantwortung, Gemeinschaft und Legenden. Tannöd ist weder Herbstmilch noch Pater Brown in Bayern sondern ein auch an Schlafes Bruder erinnerndes feines kleines Textlein deutscher Neben-Geschichte. Ob das den Hype rechtfertigt?

"Stadl" heisst übrigens "Scheune." Das ist gut zu wissen.

Keine Kommentare: