Lasn ist dagegen: er zürnt auf die durchkommerzialisierte Welt, die den Konsumenten zur Kaufmaschine degradiert. Lasn scheint Humanist zu sein. Er schreibt von Psychohygiene und virulenten *memes*, die sich des menschlichen Geistes bemächtigen und letztlich die westliche Zivilisation verkrüppeln. Mit der Glotze in den Abgrund.
Nach der flinken Lektüre stellt man fest, dass Lasn gar nicht soviel neues erzählt. Widerstand gegen Marketing ist auf dumpfe Weise vielen Menschen bekannt - aber auf eine ganz eigentümlich oberflächliche Art und Weise. Das Erkennen von Manipulation gehört zum guten Ton und man überlegt schon arg, bevor man sich den Amazon-Warenkorb vollklickt wie ein neureicher Chinese.
Seit dem Erscheinen seines Buches ist mit den Matrix-Filmen sogar eine märchenhafte Visualisierung seines schmissig formulierten Anliegens entstanden. Lasns Rhetorik kann auf junge Leser nur sexy wirken, vor allen Dingen auf die arme (mit geringer Kaufkraft ausgestattete) Mehrheit davon. Wer sich die frischen Nikes nicht leisten kann muss sich halt einreden, dass er sie gar nicht haben will. Da kann man dann die Matrix schauen und grob eingespielte Gitarrenmusik hören und sagen, dass man ja gar nicht so ein Opfer ist wie die anonyme Rest-Masse, die döö(ö?)fere.
Culture Jam sagt: die Hölle, das ist der galoppierende Kapitalismus. Disney und Calvin Klein machen arm, doof, krank und depressiv. Lasn lobt explizit die Punk-Bewegung und distanziert sich von den GenXten Slackern der 1990er.
Wer will denn Revolution? Klar ist TV blöd, aber ohne TV schaut man nur eine Tapete an. Da kann man dann schlecht drüber reden. Und außerdem: die Hölle, das sind vor allem die anderen und warum sollte man denen durch Anti-McD-Aktionismus die Welt verschönern? Der Westen erfährt einen Anstieg der Kinderlosigkeit und somit ein Abebben von langfristig angelegten Zukunftsentwürfen.
Lasn ist eine der führenden Persönlichkeiten bei Adbusters. Ein nobles Ziel und mehr als ein zeitgeisty Exkurs.
Aber Lasn scheint eins nicht verstanden zu haben: hier kommt keiner lebend raus. Ist das nicht eine Grundmaxime des Punk? Ach, Kalle.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen