8/17/2008

Lullaby, Chuck Palahniuk

Worte, die töten. Nur weil CP hier einmal das Paranormale aus dem Zylinder kramt, macht er noch lange keinen Potter. Es geht um ein Lied zur Euthanasie - einen Reim, der Menschen sauber ausschaltet. Freilich kommt das lullaby aus Afrika, wo der Mensch eh viel näher am wuchtigen Tode existiert.

Carl untersucht plötzliche Kindstode. Muster ergeben sich. Er kommt den mörderischen Worten, die ihm die eigene Familie kosteten, auf die Spur. Er verbündet sich mit Helen, der es ebenso erging. Helen makelt Gruselhäuser. Zusammen mit zwei goth twens machen sie sich auf die Suche nach den tödlichen Texten - alle vier formen die wohl unwahrscheinlichste Familie, die je den Weltuntergang verhindern wollte.

Die tötenden Worte sind freilich virulent, denn sie befallen Gedächtnisse. Sobald der Reim in Carls Kopf ist, fallen ihn nervende Zeitgenossen um. Carl muss seine Wut kontrollieren. Lullaby ist eine frevelhaft-treffende Arbeit über die Überinformationskultur der Gegenwart und die fortwährende Berieselung mit inhaltlichem und akustischem Müll. Nur taubstumme Nachbarn ohne Möbel, Gliedmaßen und Besuch sind gute Nachbarn - Carl hat so recht. Dauerhafter Radiokonsum ist Zeichen hochgradiger Kulturdemenz (oder dessen Ursache?).

Das Totenlied und das Grimoire, das schließlich gefunden wird, sind hochinteressante Pistolen in der Wand. Carl ist bald im Superheldendrama gefangen: wie kann man verantwortlich mit all der Macht umgehen? Was nutzt "Du sollst nicht töten" wenn andere Menschen das anders sehen? Da kann man die Nekrophilen ja fast schon in Schutz nehmen.

1 Kommentar:

Yvonne hat gesagt…

Tolles Buch, das mich von Anfang an gefesselt hat. Vor allem der Gedanke, wie man mit dieser Macht umgeht / umgehen kann, hat es mir angetan. Wie alle Palahniuk-Bücher rasant geschrieben und schnell gelesen.

Meine Rezension dazu gibt's hier: http://www.leselink.de/buecher/horror/lullaby.html