11/18/2008

The Savage God, Al Alvarez

Alvarez schrieb diesen kompakten Text über die Kulturgeschichte des Suizids Anfang der 1970er. Ausgangspunkt war der Tod einer befreundeten Dichterin, niemand geringerem als Sylvia Plath (Kopf in den Gasofen, zwei Kinder, davor Lyrik wie Glassplitter unter den Fingernägeln).

Die Sachbuchebene bedient Alvarez angesichts des überschaubaren Umfangs des Buches ganz wunderbar. Die Reise geht von der von nüchterner Konsequenz bestimmten Antike zur sündigen Selbstötung im Mittelalter. Weiter geht es über Kaffeehaus-Duelle und Werther-Kult hin zum Dada. Anhand einiger Textbeispiele breitet Alvarez seine Analysen aus, ohne dabei ins (natur-) wissenschaftliche Faktenschwingen abzudriften.

Das Buch ist höchst subjektiv und so beginnt Alvarez nicht nur mit persönlicher Trauer sondern endet auch mit einer Beschreibung seines eigenen Selbstmordversuchs. Das grausamste dabei scheint das Fehlen jedweder eindeutiger Epiphanie zu sein - er überlebte, nicht mehr und nicht weniger. Wenn der Magen ausgepumpt ist, wird der Kopf nicht zwangsläufig mit Neuem gefüllt. The Savage God ist ein kleines Buch aber gerade durch seine Bescheidenheit ermöglicht Alvarez eine interessante und ernsthafte Lektüre.

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