11/19/2008

Waltz with Bashir, Ari Folman

Dass sich graphic novels so langsam ins Literaturregal geschlichen haben, dürfte bekannt sein. Und auch im Kino geht man mittlerweile mit zweidimensionaler Ernsthaftigkeit an die Beschreibung der Welt.

Ein zentrales Thema ist die Erinnerung als dynamisches Gebilde. Da gibt es das Ereignis, den Krieg im Libanon, und da gibt es den Protagonisten, der sich mithilfe einiger Freunde an dieses Kapitel seines Lebens erinnern möchte. Die Zeichentrickoptik überzeugt hierbei: in groben Kontrasten und stimmigen Farben werden die Ereignisse dargestellt. Das Erinnern ist das Zeichnen, manche Schemen und Bildwiederholungen bilden das "innere" Bild, das jenseits von Ort und Zeit existieren kann.

Aber warum gefällt WwB trotzdem nicht so ganz? Die Filmmusik ist eher mäßig passend. Aber hauptsächlich bekommt das Werk keinen goldenen Spaten wegen des Endes. Der Schwenk zu den bekannten Fernsehbildern ist keine gelungene Pointe: weinende Kopftuchfrauen und Kinderleichen in Trümmern sind doch bekannt. Dieses Gesicht des monströsen Konfliktes im Nahen Osten bringt keinen weiter. Und es würdigt die vorangegangene Zeichentrickdarstellung herab. Es könnte meinen wollen, dass man sich nun der Vergangenheit in Technicolor (c) komplett bewusst wird. Wo doch alle wissen, dass Glotzen lügen! Die Frage, ob und wie das Werk vor Ort verstanden bzw. aufgenommen werden kann, muss im Konsumgraben freilich unbeantwortet bleiben.

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