3/01/2009

39,90, Jan Kounen

Ist die Schnute voll beladen, muss die Nase auch was haben. Und den Rest kann man sich ins Zahnfleisch massieren.

Diese Konsumkulturkritik kommt schnell und spritzig und wild daher und beschreibt das tragische Leben eines Menschen, der am Jüngsten Tag bestimmt nicht zur Rechten Gottes sitzen wird: eines Werbemenschen. Es gibt ja wenige Kreaturen auf diesem Planeten, die erbärmlicher sind als die Verantwortlichen für die unaufhaltsamen Kaufanforderungen. Marketing ist eine teuflische Wissenschaft und die ihr angeschlossenen Bilderschergen sind quasi die Handlanger des Untergangs - sie konstruieren die metaphorische Guillotine für die schnelle Enthauptung der Massen. Wenig ist sicher in der Welt doch es dürfte klar sein, dass Werber und Werbende jedweden Hass der Umworbenen unendlich verdient haben.

Das Urteil dürfte noch härter ausfallen, wenn man sich eingehender mit der italienischen Schokoladengestapo von Ferrero und ihrer schmerzvollen Volksbeschallung beschäftigt.

Jedenfalls hat dieser Werber im Film eine Sinnkrise und stellt seinen Lebensstil in Frage. Das ist nicht besonders überraschend. Interessant wird es, weil der Film andeutet, dass in diesen sogenannten "Kreativen" Künstler stecken. Und diese Künstler wollen ausbrechen. Sollte eine Internierung des PR-Gesockses etwa eine verfrühte Maßnahme sein?

Angenehme Assoziationen zu Clockwork Orange und Fear and Loathing kommen auf, was den humanistischen Auftrag dieses Produktes nur weiter bescheinigt. Oder wollen die Werber uns nur ein weiches Ruhekissen aus Ironie und Doppelironie anbieten? Lieber nicht drüber nachdenken.

Superfilm, er macht es uns schnell und hart und dreckig, so wie wir es mögen. Vive la France, merci.

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