4/11/2009

Mängelexemplar, Sarah Kuttner

Vor unendlich langer Zeit gab es mal das Brüllwort "Popliteratur" und nicht nur Stuckrad-Barre hatte dann irgendwann die Nase voll.

Mängelexemplar ist auch Pop, will aber lieber sein. Weniger plakatives Ennui und verspieltes Oberflächengeschlidder sondern mehr so Richtung outsourcing, downsizing und voll authentische realness. Die Depression schillert nicht mehr in ironischen Tönen sondern wird konkret zum Gegenstand von Handeln und Denken der Protagonistin. Das ist jetzt bestimmt Trend. Kann man Frau Kuttner etwas vorwerfen? NEIN. Man könnte sie verdammen, wenn sie denn sagen täte, dass sie selbst die Hauptperson ist und achsoschlimm leidet. Jeder darf schreiben.

In der Glotze ist Frau K. freilich eine Wucht. Die macht eigentlich immer Freude und von diesem Sympathiebonus profitiert auch Mängelexemplar. Die Autorin geht zwar nicht literarisch, aber doch frisch mit Sprache um, wie man es von ihr gewohnt ist. Es gibt sehr viel schlimmeres in den Bestsellerlisten, das sich sehr viel besser verkauft. Ohne den dicken Namen würde der Text vielleicht in der Jugendromanecke versauern.

Da zitiert man gern einen Imperativ der unvergessenen und unerreichten Primus: "Keep on sniffin' til your brain goes POP". Primus sind voll meta, Mängelexemplar ist wie Meta, die Marktfrau vom Samstag. Gemütlich und rund und recht fix vergessen. Pop halt. Erfrischend. Danke. Jetzt bitte weiter, zum Beispiel auf den Zauberberg.

3 Kommentare:

JCD hat gesagt…

Wenn jeder ein Buch schreibt, zitier ich Bushido:

Dann schreib isch üba Deine Mutta ein Buch // und zum Geburtstag schenk isch Deina dummn Mutta ein Buch.

o.ben hat gesagt…

hat bushido nicht einst eine tour unterbrochen um auf lesetour mit seinem BUCH zu gehen?

wessen mutta mag er das widmen?

JCD hat gesagt…

"Stuckrad-Barre hatte dann irgendwann die Nase voll"

Friedmann auch, moralisieren kann man dennoch...