Haut die Bullen platt wie Stullen? Hier.
Leicht kann man hier in der Rhetorikmühle der verdorbenen Jugend landen. Pfui, wie unmoralisch, diese kosmische Freiheit des Ungehorsams. In zwei Jahrzehnten sind die nichtspielenden Zeterer aber wahrscheinlich eh verstorben. Das Tagesaktuelle ist im Konsumgraben insgesamt sehr egal, deshalb werden folgende Gedanken notiert.
Ein Knopf bewegt den Avatar in der Welt um ihn herum und der andere ändert die Position des Spielerauges, das sich auf ebenjenen konzentriert. Bewegen und Anschauen. Das (und ein herrlich diverses Waffenarsenal) reicht. Bei Doom war Bewegen und Anschauen noch eins.
Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten wird mit Liberty City wunderbar überzeichnet. Es sind die Einwanderer und andere demographisch Auffällige, die hier für Aktionen und Reaktionen und Massaker sorgen. Durchpflügt wird alles von Nico, dem Veteranen vom Balkan. Neue Welt, alte Welt: letztlich sind Ortsnamen nur Dekoration. Die alte Noir-Schule: keiner kommt hier narbenfrei rein oder raus. (Auf der Strukturebene bleibt freilich alles blütenweiß: die Stadt kann nicht dauerhauft beschädigt werden und Nico verliert keine Finger oder Augen. Ist das nicht beruhigend? Sturmgewehre im Berufsverkehr und morgen wird alles wieder gut sein - eine der Explosionen muss die letzte sein...)
Wundervolle Metapher dabei ist der Autoklau: man nimmt sich das, was man braucht, also einen temporären Käfig, mit dem in der Außenwelt navigiert werden kann. Durch die Autotür gerät man in die Geschwindigkeitswelt, die aus mehr besteht als die statische Stadt auf einer endlichen Anzahl Inseln. Und wer zu fix gebremst wird, steigt durch die Frontscheibe wieder aus.
Der Spieler ist kein Aufdecker, kein private eye, sondern ein Mitmacher. Der kleine arme Serbe in der Fremde ist ein Korrumpierer im (außergerichtlichen oder metajudikativen?!) Korruptionsprozess: es herrscht die Direktive des Überlebens, aber eine Vielzahl von Methoden treffen aufeinander. Bei GTA4 ist sogenannte Kriminalität auf der Inhaltsebene das Dogma der Strukturebene: subversiv sein, nie schlafen, eine Geschwindigkeitsparanoia entwickeln.
Ommmmm... und jener Text könnte sogar auf einem der Radiosender in einem der Wagen in der Spielwelt gefaselt werden. Jawohl, so reflektierend ist dieses Produkt. Wenn ein Spiel weiß, was es ist, was bleibt dem Spieler dann zu tun?
Ist doch nur Spaß.
3 Kommentare:
Sind wir nicht die verdorbene Jugend und sind die alt 38ger nicht inzw. Außenminister AD?
Ist Absatz 2 tatsächlich ein relevanter Gedanke und nur die Implikation eines andere Controllers?
Und ja: Es ist alles nur Spass, aber eben ein sehr treffender. Ein überzeichneter Howard Sterne (mit total passenden Stimmen) wird durch den Kakau gezogen - obwohl er eine Bastion dargestellt hat, als er mit Bill Hicks noch Jay Leno dafür verurteilt hat, seine Seele verkauft zu habe. Jetzt hat er ja Autos und Conan's Show wieder.
Amerikanische Werte und Ikonen sind seit dem 3. Teil im Focus, GTA4 ist aber sehr viel treffender.
Wenn man nicht hinhört, merkt man gar nicht, wie furchtbar alles ist, dann man soll ja fröhlich sein und konsumieren.
Ist nur die Frage, was und wie man konsumiert, das gilt auch für GTA.
Wenn mein Patenkind das vor der Schule spielt, find ich es eher beunruhigend...
ach ja:
http://www.youtube.com/watch?v=a1nsBwLqLTE
Chapelle:
http://www.youtube.com/watch?v=-2XMxHrkyoA
sehrgut. die kannt ich noch nicht... letztens sah ich wieder gta3... ach, was war ich da angestachelt, vor fast 10 jahren... nur deswegen verbinde ich soviel vorfreue mit diesem unterhaltungsproduzenten. aber chinatownwars will ich nienienie spielen. zuwenig serbisch.
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