11/11/2012

21 Grams, Alejandro González Iñárritu

Hier und hier. Das wurde sogar im Kino gesehen und ist immer noch ein sicherer Ritt in den Untergang, aber im Guten.

Die Unfähigkeit des Einzelnen, die eigene Biographie zu begreifen und einzusetzen, macht verlegen und nachdenklich. Das ist vor allem ein Problem, da Menschen sich diesen Planeten teilen und manche sogar einen Haushalt und Gene teilen oder teilen wollen. Der Titel suggeriert es: es geht um die banale Materie, um die widerliche Zerbrechlichkeit von Knochen und Arterien und Zukunftsentwürfen.

Stoßstangen, deren Gewicht in Kilogramm und nicht in Gramm etwas zählt, werden stets zäher sein als geschundene Menschenleiber.

Und da ist die Rache: erzwungenermaßen baut sich Aggression auf, wenn Investitionen verfallen oder verschwinden. Bei 21 Grams ist der Übergang von Trauerarbeit zur Wut fließend, und gerade weil viele derartig hochklassig besetzte Filme hier strikt trennen, um die Psychohygiene der Kunden nicht zu erschüttern, ist dieses Produkt lobend zu erwähnen und zu huldigen. Herr Penn ist ja bockig genug, sich nur noch derlei bockige Stoffe auszusuchen. Herr del Toro macht ab und zu noch so einen Quatsch wie Savages, weiß aber auch hier zu punkten - vielleicht sind gerade Christen, die ihren Glauben verlieren, so eine Schau.

Die phantastische Naomi Watts ist allerdings mit ihrer Darstellung allem und jedem überlegen - als nachhaltig ruinierte Mutter geistert sie dahin und nimmt die borstige Schärfe ihrer Umgebung an. Sie wird nur noch von Routinen und small-talk zusammengehalten und steht nicht nur am Rand, sondern wird zum Rand - dieser eindringliche dumpfe Blick und das mädchenhaft-hysterische Gezeter mischen sich zu einer echten Ruine. Kommt schon, Ihr Schweine, heilt das Trauma, redet von fünf Schritten und Abschiednehmen und dem ganzen Dreck, Ihr könnt sie mal. Ach, Frau Watts. Dankesehr.

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