6/20/2014

Pam Ann – Non Stop – Live from NYC, Laurel Parker

Hier und hier. Erst war da der Zweifel wie viele Scherze man über Stewardessen machen kann. Und dann fällt es einem ein: Nationalitäten! Diese Unterschiede bieten freilich ein weites Feld. Ob nun "Luft-han-SAAA" oder "Air Coward" - da geht immer etwas.

Die Dame ist allerdings auch ein bisschen furchteinflößend - mit dem Cape und den Haaren und dem Lächeln, das selten gegen jemanden gerichtet ist. Sie scheint von einer sehr brutalen Welt zu erzählen, einer in der Tomatensaft und Kissen alles bestimmen und bei denen asiatische Flugreisende entweder Segen oder Fluch sein können.

Es wäre schön zu erfahren, was die Dame noch so kann.

6/16/2014

Thor: Tales of Asgard, Sam Liu

Hier. Wenn Kinder das schauen wird ihnen irgendwann so übel dass die Froot Loops nach Cini Minis schmecken.

6/15/2014

Ever, Blake Butler

Hier und hier. Oh nein, Experimentalliteratur. Zum Glück ist BB manchmal seltsam und oft genial und meistens äußerst abendfüllend. In einem Rutsch wurde also diese Mär vom Untergang konsumiert, die von Zimmern und Häusern und Wänden erzählt. Kein Gruselstück und doch beunruhigend, keine Novelle und doch kurz und präzise. Traumhaft, fieberhaft, mit Bildern durchsetzt und durchaus mit der Form einer Queste zu verstehen. Was passiert, wenn die Perspektive stetig "passiert"? Wie soll man vom Phänomen des "Wohnens" berichten, wenn man das eigene Haus eben nie überflogen hat? Ever steht den anderen Werken des Autoren (Insomnia & Scorch Atlas) in nichts nach.

The Bell Jar, Sylvia Plath

Hier und hier. Ein Klassiker, der freilich unterschiedlichsten jungen Menschen in sogenannten Bildungseinrichtungen aufgenötigt wird. Bei seinem Erscheinen fix vom Meinungsmarkt vereinnahmt und dann vielleicht Ursache für einige anstrengende Gutmenschdiskussionen. Autorin und Helden leiden viel, jaja, everybody likes a trainwreck. Ach wie unangenehm die weiße Welt doch sein kann.

Jedoch.

Wenn man dieses ganzen Echtweltschrott abzieht bleibt eine Art Thriller, verblüffenderweise: die Heldin steigt ab und die Welt zieht an ihr vorbei. Es bleibt nicht nur bei der griffigen titelgebenden Grundmetapher des Einschlusses, der Isolation, und des Erstickens: irgendwann kippt auch die Stimme und als Leser sieht man sich einer Fremden gegenüber, die sich selbst ebenfalls nicht geheuer zu sein scheint aber eben viel zu erschöpft ist, das in Ruhe zu würdigen. Zu recht ein Klassiker und vielleicht Beihilfe zur effektiven Ablehnung des Humanismus. Das lässt hoffen.

Magic Mike, Steven Soderbergh

Hier und hier. Ziemlich gute Überraschung: in sehr fein eingefärbten Bildern wird eben von einer besonderen Art des Broterwerbs erzählt. Pseudo-Dokumentation trifft coming-of-age-Geschichte und zwischendrin wird sich ziemlich witzig ausgezogen.

Fraglich sind wie immer die Weiber. Das finden die gut? Da machen Sie "whooo-whooo" und kichern? Solang es keinem weh tut...

Das Potential für ein sequel ergibt sich allerdings weniger. Ist doch alles fein zu Ende erzählt. Ist es, weil die Fleischbeschau niemals endet? Darf die Fleischbeschau-Schau auch nicht enden?

Locke, Steven Knight

Hier und hier. So wird das gemacht mit dem Kammerspiel: bayrische Räder drunter, ab dafür.

Hier wird nur telefoniert und gefahren und der arme Herr Hardy muss alles selbst machen, und zwar ohne seinen Körper einzusetzen. Und toll macht er das. Kein Gewinner, kein Schuft, einfach ein Mann der nur Beton und Genetik im Kopf hat. Geht es gut aus? Weiss man nicht. Blinker setzen, durchatmen.

Super Idee und perfekte Ausführung.

6/11/2014

Punch-Drunk Love, Paul Thomas Anderson

Hier. Man könnte den Film hassen, weil man Sandler beschuldigen könnte nun doch nur etwas für den CV zu machen und ein bisschen Drama zu wagen. Muss man aber nicht. Problematisch ist sein love interest hier: klar dass die Lady keine Ultra-Ische sein darf, aber muss sie denn so farblos sein? Man weiss nicht genau, ob man die Dialoge oder die Leistungen der Schauspielerin als Grund dessen ansehen kann. Was bleibt ist ein eher unangenehm egomanisches kleines Rührstück.

Immerhin ein sehr erfrischender Philip Seymour Hoffmann.

Punisher Max - Volume 1: In the Beginning, Garth Ennis, Lewis Larosa

Hier und hier. Die ewige Geschichte der Rache wieder einmal neu bebildert, diesmal mit viel Munition und dem Mob - denn da kommt genug Kanonenfutter her. Frank Castle ist freilich eine dumpfe Figur und dient als Auffangbecken für etliche Motive der Aktionsunterhaltung. Sein "Kostüm" ist auch sehr dumpf und no-nonsense: knifflig wäre es, ihn in einem team-up unterzubringen. Cap würde nie mit ihm spielen. Spider-Man tat es mal, bereute es aber schnell. Thor könnte Frank nichts sagen. Black Widow? Die ginge. Keine echten Superkräfte und schwarze Klamotten. Mehr braucht es eigentlich nicht.

Bang, bang.

6/03/2014

Warum es die Welt nicht gibt, Markus Gabriel

Hier und hier. Weglesen, durchlesen, aufessen, blättern, blättern, aus: zunächst kommt einem die Fluffigkeit seltsam vor, denn hier wird recht aktuelle Philosophie äußerst verdaulich aufbereitet. Dabei verbügelt der Autor nicht die Sicht, indem er sich hinter einem Dickicht aus Zitaten versteckt. Im Gegenteil: Konkurrenten und Komplizen werden offen genannt und auch gleich für jeden klar evaluiert. Das schafft Orientierung.

Dass es die Welt nicht gibt, sollte eigentlich jedem klar sein. Beziehungsweise ist es doch eigentlich so, dass jeder der einem die Welt tatsächlich und endlich und "wahrhaftig" erklären will, ein abgehängter Brückentroll ist. Das gibt einen medium-sexy Titel und langt für Feiertagslektüre von abgebrochenen Pädagogik-Muttis, die nicht nur Brigitte lesen wollen. Kann man keinem vorwerfen und ist ja auch nicht schlimm. Aber Gabriel bereichert den Leser nicht nur mit seiner literarischen Chuzpe sondern auch mit einem Einblick in Philosophie als sinnvolle Praxis. Sein Programm eines perspektivenabhängigen Realismus ist "open source", es ist eher weltöffnend als definierend. Vorwärts immer, rückwärts nimmer. Nicht viele Nicht-Romane schaffen es, so eine Stimmung auf der letzten Seite zu verbreiten.

6/02/2014

Batman Begins, Christopher Nolan

Hier und hier und hier. Schon wieder. Dem ist nichts hinzuzufügen. Vielleicht das: eigenartig schöne Parallelen: erst haut R'as al Ghul Bruce hinunter durch das Eis, dann, bei der eigenen Geburstagsfeier, kommt von oben ein brennender Balken. Vertikale Bewegungen allerorten. So ist das mit dem Aktionskino.

Jeff, Who Lives at Home, Jay Duplass, Mark Duplass

Hier. Nicht viel zu vermerken: der sehr kurze Film ist beileibe kein zweites Garden State und kann auch mit keiner wirklich überzeugenden "Botschaft" (bah!) aufwarten. Unangenehm fällt das Loch in der Logik auf: da ist der leidlich sympathische Held also zu etwas vorherbestimmt aber fängt erst an zu laufen, als das Auto schon im Wasser ist. Und dann kommt er gerade richtig, um das zu tun was zu tun ist. Er sieht gar nicht, wie es passiert. Man glaubt ja so einiges, aber das... knifflig. Außerdem ist es immer schade, wenn schöne Autos unprätentiös kaputt gehen.

Außerdem gibt es hier insgesamt eine nette Wasser-Metaphorik. Vertrocknet (ungewaschen) in der Wanne sitzen, Regen im Büro (Säuberung, Läuterung, Taufe), Gefahr durch Ertrinken (Tiefe, Sog, Zeitdruck). Eine treffliche Erweiterung des insgesamt vorgestellten konservativen Existenzentwurfs. So ein Durst.

5/30/2014

My Week with Marilyn, Simon Curtis

Hier und hier. Seufz, ach, seufz, die Legende, schnief. Was war sie doch einmalig, diese nicht gealterte Legende. Diese Biographie ist nun recht bescheiden in ihrem Umfang, zeitlich gesehen, und umreißt ihre Hauptattraktion doch maßgeblich: die Unsicherheit, die Unberechenbarkeit, die teils verstörende Verletzlichkeit und auch die uneingeschränkte Strahlkraft. Das Prinzip "star" übersteigt (überstrahlt!) gängige Konzepte von Person und Schauspieler. Dieser eigentlich recht leise Film (mit einer unglaublichen Hauptdarstellerin) hat das verstanden.

5/28/2014

A Serious Man, Ethan & Joel Coen

Encore von jenem. Diesmal fällt die Kürze auf, aber nicht unangenehm: es steuert alles sehr zügig auf das nachhaltige Ende hin, auf den dunklen Himmel. Das Erhabene und Unmenschliche lässt sich ja immer am besten erkennen, wenn es visuell zu erfassen ist und nicht durch Menschenworte erst kommuniziert werden muss.

Bleibt die Frage, wer der ernsthafte Mann ist. Der Verlassene? Der Frauenräuber? Der Sohn, der in einem vollkommen veränderten Amerika aufwachsen wird? Der driftende Bruder? Ernsthaftigkeit ist eines dieser Worte, die stets flüchtig und implizit erscheinen. Wenn der Tod männlich ist, dann ist er natürlich der ernste Mann. Der grim reaper macht eben seinen Dienst nach Vorschrift und lässt nicht mit sich spaßen. Der Humor der Coens akzeptierte das immer.

Fack ju Göhte, Bora Dagtekin

Hier und hier. Die Überraschung schlechthin: deutsche Filme können lustig sein ohne brachialst die RomCom-Sau durchs Dorf zu reiten. Freilich wird hier auch umherverliebt, aber vor allem geht es hier enorm schnell und bunt geschnitten zur Sache. Kinder beschimpfen kommt eigentlich immer gut, ist leider unpopulär. Hier ist es famos und zu recht. Junge Menschen sind aus besonderem Grund meist besonders verachtenswert. Lehrer sind in Theorie und Praxis sowieso furchtbare Beispiele für die Nichtigkeit der Welt. Hier auch.

FJG kommt nur ganz zum Schluss in die Nähe von "Hurra, die Schule brennt" (Wer würde bei einem Remake wohl Theo Lingen ersetzen?). Richtig so. Ansonsten ist das ein wirklich grundsympathischer atemloser Film, der Hoffnung gibt. Wenn das vergorene Lehrerpack eines Tages zu recht durch Cyborgs ersetzt wurde wird der Referenzrahmen leider fehlen.