9/05/2014
Mud, Jeff Nichols
Hier und hier. Huck Finn und Tom Sawyer finden einen Jim: weiß und arm (nur ein Hemd) und auf der Flucht sorgt er für Aufregung und Entscheidungspflichten. Die unmögliche Hoffnung: ein Boot im Baum. In der Zivilisation: alte Wunden, Styroporhoffnungen. Das kleinere, weitere, südliche Nordamerika beeindruckt mit Morast und Schlangengruben. Eine Geschichte wie sie eigentlich nur als Jugenderinnerung existieren darf.
9/03/2014
Under the Skin, Jonathan Glazer
Hier und hier. So wird das gemacht: in der Gemütlichkeit des Genres (SciFi) einfach einmal mit beunruhigend ruhiger Kamera die Unbewohnbarkeit von Kubricks 2001 fortführen und dabei eine europäische Einöde bereisen. Die Heldin ist unglaublich glaubhaft und beeindruckt als Maschinenfrau. Die Effekte wirken auf unerhörte Art und Weise: karg, aber dröhnend wird die Fremdartigkeit betont und unterstrichen.
Ja, es gibt eigentlich auch bloss eine Reise und ja, das Ende ist wie Spielberg es verursacht haben mag, aber das hier ist ein zur Gänze herrlicher Film.
Ja, es gibt eigentlich auch bloss eine Reise und ja, das Ende ist wie Spielberg es verursacht haben mag, aber das hier ist ein zur Gänze herrlicher Film.
Straight White Male, John Niven
Hier und hier. Das ist etwas für drei Strandtage, denn Nivens hat die Formel der Unterhaltung verstanden und wendet sie rücksichtslos an. Verwandte hat die Geschichte freilich. Californication mit Hank Moody, freilich - und all das schreibende Volk die ebendeswegen (?) mehr Dionysos im Leben zulässt als normale Kunden. Prägnante Satiren gibt es auch bezüglich des Kunstbegriffes und der so entsetzlich oberflächlichen Unterhaltungsmaschine die Millionen Augenpaare regelmäßig zucken lässt. Die Schweine. Die armen reichen heteroweissmännlichen Schweine. Oink.
9/02/2014
Dawn of the Planet of the Apes, Matt Reeves
Hier und hier. Gesichter, Gesichter, Gesichter sind nicht alles - aber sie sind prachtvoll hier. Neben den Gesichtern sind die Materialien und Texturen wunderschön: das Holz, der Regen, die Waffen, der Mob - alles bewegt sich, alles schwingt. Die Geschichte ist beeindruckend unprätentiös und wenn man einmal sprechende Affen akzeptiert sogar schlüssig. Keiner schwingt die Metaphernkeule, aber das Humanistenpack wird bestimmt wieder Gleichnisse erkennen.
So kann das weiter gehen.
So kann das weiter gehen.
8/30/2014
1Q84, Haruki Murakami
Hier. Der erste von drei Teilen. Die anderen beiden Teile sind auch in der vorliegenden Ausgabe vorhanden aber ein Teil reicht erstmal.
Ja, der Autor ist berühmt und ja, er erfreut viele Gymmi-Spackos weil er ja so magisch-realistisch oder verzwickt-Austerianisch schreibt ohne Delilloesk zu verstören. Und es gibt Essen und Sex. Gibt es mehr? Von einigen Blickwinkeln entspannt sich eine Geschichte, die durchaus episches Potential hat, aber eigentlich geht es um die Idee einer Parallelwelt, einer transdimensionalen Kopie des Hier und Jetzt. Freilich wird das Unterscheiden schwierig und die beiden Protagonisten scheinen das Gewebe von zwei Seiten anzuschneiden. Wenn das hier SciFi wäre, müsste in Band 2 die Maschine auftreten, die das alles zu verantworten hat. Aber es ist ja Murakami. Das Ende wird wohl nicht befriedigen.
Aber das ist in Ordnung, denn süffig bleibt das alles. Gemächlich wird heruntererzählt und dann gibt es Whisky. Wahrscheinlich.
Ja, der Autor ist berühmt und ja, er erfreut viele Gymmi-Spackos weil er ja so magisch-realistisch oder verzwickt-Austerianisch schreibt ohne Delilloesk zu verstören. Und es gibt Essen und Sex. Gibt es mehr? Von einigen Blickwinkeln entspannt sich eine Geschichte, die durchaus episches Potential hat, aber eigentlich geht es um die Idee einer Parallelwelt, einer transdimensionalen Kopie des Hier und Jetzt. Freilich wird das Unterscheiden schwierig und die beiden Protagonisten scheinen das Gewebe von zwei Seiten anzuschneiden. Wenn das hier SciFi wäre, müsste in Band 2 die Maschine auftreten, die das alles zu verantworten hat. Aber es ist ja Murakami. Das Ende wird wohl nicht befriedigen.
Aber das ist in Ordnung, denn süffig bleibt das alles. Gemächlich wird heruntererzählt und dann gibt es Whisky. Wahrscheinlich.
North by Northwest, Alfred Hitchcock
Hier. Mit Erstaunen wurde zur Kenntnis genommen, dass NBNW der erste Actionfilm sein soll. Das macht Sinn: der episodenhafte Wettlauf gegen illustre Feinde, die Aneinanderreihung von verzwickten Situationen wird noch in einhundert Jahren zwei Stunden Zeit töten können. Und immer diese zarte Physis: abstürzen, klettern, laufen, verstecken, das berühmte Flugzeug ratatatatata von oben. Das wird Michael Bay irgendwann anders machen. Nicht besser. Anders.
8/28/2014
The Lookout, Scott Frank
Hier und hier. Wieder Verbrechen, wieder eine Variante von dem das man Noir nennt. Das wird nicht langweilig, weil Ursache und Wirkung nicht langweilig werden. Der Held ist freilich entstellt: die Wucht von beschleunigtem Metall hat ihn mehrfach zerfetzt. Die Vergangenheit eiert (Gedächtnis), die Gegenwart verunsichert (man kann dem Körper nicht trauen) und die Zukunft ist fraglich weil er das existentielle Update nicht verstanden hat, das ihm da widerfuhr.
Der sporadische Einsatz von Schusswaffen erfreut, denn Schusswaffen erfreuen fast immer. Sets und Hintergründe sind klug gewählt: die Enge der Bank, die Weite des Schneefeldes. Die Unentrinnbarkeit. Das entschuldigt fast den selten dämlichen deutschen Titel, wie immer.
Der sporadische Einsatz von Schusswaffen erfreut, denn Schusswaffen erfreuen fast immer. Sets und Hintergründe sind klug gewählt: die Enge der Bank, die Weite des Schneefeldes. Die Unentrinnbarkeit. Das entschuldigt fast den selten dämlichen deutschen Titel, wie immer.
8/25/2014
8/24/2014
22 Jump Street, Phil Lord, Christopher Miller
Hier. So gehen Komödien: niemals den Zuschauer unterschätzen und direkt Scherze über Fortsetzungen, das franchising insgesamt und über die Aktionsfilm-Albernheiten der letzten zwei Jahrzehnte machen. Und die US-College-Mythologien werden auch standesgemäß durchgeritten. Prost.
Und in dieser Zeile steht noch etwas Kluges: "Etwas Kluges". Boooom.
Und in dieser Zeile steht noch etwas Kluges: "Etwas Kluges". Boooom.
Justice, Alex Ross, Jim Krueger, Doug Braithwaite
Encore! Hier. Was Ross kann, kann nur Ross. Episch überkandidelte Bilder in einer runden Geschichte. So bunt, so strahlend: das ist die Idee der Umhangwesen. Und die von DC sind ja eh noch ein wenig seltsamer, weil traditionsreicher.
8/21/2014
Dallas Buyers Club, Jean-Marc Vallée
Hier und hier und hier. Wieder prämierte Zeitgeschichte, die sich zum Glück eine einigermaßen eindeutige und unauffällige Kameraarbeit leistet. Das Bild des Rodeo-Reitens ist angebracht und passend und dient als guter Rahmen der eigentlichen Geschichte. Jene findet dann nicht mehr zu so rührenden höchst geladenen Metaphern zurück und zeigt stumpfe Oberflächen: matte Augen, zerknitterte Kittel, altes Papier, und vor allem lädierte Haut. Der Hauptdarsteller ist eine Wucht und soll zum Glück auch nicht gemocht werden und auch der Rest des Ensembles verzichtet auf die Schwebefigur in melodramatischer Feldforschung zum zivilen Massensterben.
8/18/2014
The Incredible Burt Wonderstone, Don Scardino
Hier. Das alte Problem, an dem auch die TV-Satire leidet: wie kann man die eh schon lächerliche Welt noch einmal humoristisch aufbereiten? Und bei Zauberern ist es ähnlich. Die sitzen im unreflektierten Las Vegas und ziehen ihren Kram durch und Hasen aus dem Hut. Toll wird TIBW vor allem durch slapstick und hier ist es der wundervolle, gnadenlose, herzzermalmende Jim Carrey der alles reißt. Warum nicht ihn als Helden im sequel? Achja, die Schraube. Und auch Buscemi hat nicht genug Aufmerksamkeit erhalten, obgleich er wohl nie wirklich Komiker wie Carell war.
Hannibal, Ridley Scott
Hier. Und nun den Scheinwerfer auf den mörderischen Popstar. Wie sehr rollt eigentlich Sir Hopkins mit den Augen wenn man ihn darauf anspricht?
Jedenfalls bekommt die Meute hier ihr Fleisch und jede Gier wird befeuert. Letztlich bleibt H. ein Ventil für die Bedürfnisse der atmenden und stinkenden Massen. Nachvollziehbar sind die Unterschiede von Film und Buch. Ende gut, alles gut. Dessert und noch einen Espresso, grazie.
Jedenfalls bekommt die Meute hier ihr Fleisch und jede Gier wird befeuert. Letztlich bleibt H. ein Ventil für die Bedürfnisse der atmenden und stinkenden Massen. Nachvollziehbar sind die Unterschiede von Film und Buch. Ende gut, alles gut. Dessert und noch einen Espresso, grazie.
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