3/21/2007

Hard Candy, Regie: David Slade

Ui, ein Thriller, und noch dazu mit einem Thema, das jeden moralisch einigermassen korrekten Menschen polarisiert, namentlich Pädophilie.

Das Motto ist vom beliebten Limbo-Tanz abgeschaut: How low can (would) you go?

Was der Film ist: Ein effizient klaustrophopisches Kammerspiel in einem modernen artsy-fartsy Bungalow in den Hügeln von Hollywood also im Vorhof der Hölle für menschliche Kinder und anderen Gestalten im Wachstum.

Die Bildfarbe erinnert an ein Video von Muse.

Dieser Thriller (ein grobes Unwort, denn darunter fällt irgendwie auch "JFK" und "Das Experiment") funktioniert sehr gut, denn bei keinem anderen Genre ist weniger so oft so viel mehr. Fotograph und Mädchen wandeln sich von nett smalltalkenden urbanen Kreaturen in erbitterte Todfeinde und teilen die Rolle des Opfers unter sich auf.

Ab geht die Oszillation: des Zuschauers Sympathie springt von der einen zum anderen und dann wieder zurück, um gegen Ende im moralischen Abseits zu verkümmern.

Wäre der Film gemütlich so wäre er auch pervers, denn sein Thema schreit nach Ungemütlichkeit. Auch Slasher sind gemütlich. Es ist unendlich leichter, einen Kinderficker zu hassen als einen interessanten Film über seinen Dunstkreis zu machen. Die Macher wussten das. Und dennoch.

Ein Funken Perversion bleibt. Freilich bekommt die finsterst sexualisierte Unterhaltungsbranche ihr Fett weg, doch warum schaut man den Film überhaupt an? Dass Kalifornien auf zermarterten Seelen steht, wissen wir nun alle. Aber gerade weil der Zuschauer nicht mit einer eindeutig guten Figur belohnt wird, die am Ende in den Sonnenuntergang reiten darf, bemerkt er die eigene Faszination mit dem furchtbaren Schicksal anderer.

Somit ist "Hard Candy" wie einer der Hannibal-Filme. Katharsis ist Katharsis und der Wunsch nach ihr übersteigt anscheinend jedwedes moralische Bewusstsein. Aber bei insbesondere diesem Werk ist man beim Abspann noch ein wenig gereinigter, vermutlich weil Pädophilie noch immer eine tiefschwarze Wucht besitzt.

Zum weitergruseln, liebe Kinder: Marc aus Belgien.

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