4/10/2007

John Henry Days, Colson Whitehead

Man muss zugeben, dass John Henry ein prima Mythos ist. Ein schwarzer Übermensch, der sich nur mit einem Hammer einem ganzen Berg stellte und der lediglich von der wogendenen, entmenschlichenden Industrialisierung besiegt werden kann. Eine bezeichnende Episode in der Erschliessung des Westens. Auch eine perfekte Tragödie, zuckersüss und rhetorisch vielseitig einsetzbar.

DC hat ihm gar einen Platz im Superman-Dunstkreis gesichert.

Whiteheads Roman baut John Henry nicht auseinander. Er macht sich über ihn und die Leute die auf vielerlei Art an ihn glauben auch nicht lustig. Trotzdem befällt den Leser Trauer, denn wenn einem Mythos soviel Verwurstung widerfährt, dann bleibt am Ende freilich keine vielfach benötigte Authenzität übrig. Für manche ist John Henry ein Idol, für manche eine Last in Form der väterlichen Devotionaliensammlung - für die nächsten ist John Henry ein Job, und für wieder andere mehr als das.

Beeindruckend ist die schmerzhafte Schilderung der Welt der PR-Menschen, der Lohnschreiber und Zeilenfüller der aktuellen Presse. Die Schnittchen-Clique hängt am Pool ab und schreibt Geschichte in winzig kleinen Fetzchen, wobei ihnen die Galle bis zum Hals steht.

Gutes Buch. Mit Geduld zu lesen.

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