2/16/2009

Metro 2033, Dmitry Glukhovsky

In der U-Bahn aus der U-Bahn durch die U-Bahn. Metro 2033 ist U-Literatur - U wie Unterhaltung. Es ist auch recht dick. Also passt es gut auf Knie, wenn man mit der U-Bahn pendelt. Und Metro 2033 spielt auch noch in einem U-Bahnnetz, nämlich dem von Moskau in ebenjenem Jahr. Nach der atomaren Apokalypse (ca. jetzt) haben die Menschen die verstrahlte Oberfläche verlassen, um im Finsteren Schweinetalg und Munition zu tauschen. Mad Max mit Wänden.

Die Idee ist alt, aber interessant: das Leben im ewigen Kerker, im Labyrinth, in neoarchaischen Höhlensystemen. Die Hohlwelt ist nicht mehr ominöses Exil sondern ein erzwungenes Heim und die Morlocks wohnen oben, in den strahlenden Ruinen von Moskau. Falltüren und Sackgassen inklusive.

Und Glukhovsky poltert die ganze Aura mit Oberflächlichkeiten kaputt. Es scheint, als schriebe er für die debilen Tunnelbewohner seiner doom zone: die Episoden reihen sich aneinander, der Protagonist humpelt durchs Tunnelnetz (dem Buch liegt auch eine Karte bei) und trifft vergessenswerte Nebencharaktere. Leider geht der Autor (mangels Ideen?) nicht auf die Jahre 2008-33 ein. Der hat bei Seite eins nicht gewusst, wo die Reise hingeht, wie Held und Leser auch. Ein stimmiger Hintergrund fehlt schlichtweg und dieser Umstand ist keineswegs mysteriös. Das Ende ist das schlimmste und unbefriedigendste, was seit Jahren in der U-Literatur gelesen wurde. Da hat er wohl keine Lust mehr gehabt.

Leider ist der Konsum von Metro 2033 ganz nah an der Zeitverschwendung - dummerweise müssen gerade in diesem Marktsegment die Vehikel immer so aufgebläht sein. Achja, russische Literatur. Harte Zeiten sind nicht mehr das, was sie einmal wahrten. Bei Tolstoi wird gescheitert, aber bei Glukhovsky wird höchstens leise geseufzt.

Das Buch wird angestrengt vermarktet, denn russische SciFi/Fantasy scheint gut zu gehen: online wird die Klientel angelockt und ein Egoshooter soll auch in Planung sein (Tunnelhatz hat da ja Tradition und Radioaktive Mutantenbrut geht immer - hoffentlich hat der dann mehr Tiefgang [huahuahua] als der Roman).

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