8/30/2010

Grand Theft Auto IV: Episodes from Liberty City, Rockstar Games

Episoden und Eskapaden: so wird die GTA4-Philosophie am besten veranschaulicht. Zwei neue Protagonisten, zwei neue Sortimente von Problemen. Einmal als crustiger Rocker und einmal als fescher Diskothekenbeschützer macht man Liberty City weder sicherer noch unsicherer sondern sichert das eigene Bestehen. Die Wege kreuzen sich mehrfach und so können Szenen des Hauptproduktes nun durch die Augen etwaiger Statisten betrachtet werden. Eine Quersumme verschieden schattierter Thriller, von Tarantino bis Mann, erlebbar mit zwei Daumen.

Blut, Benzin, Beton, Zuckerglasuren - und alles strudelt durcheinander. Die Kosmologie bestätigt sich: alle wollen irgendetwas in dieser tosenden Stadt und manchmal wollen manche so manches. Die Diamanten des einen sind die Motivation des anderen. Der Rufmord des nächsten ist der Nebeneffekt der Queste eines Dritten. Jawohl, dies ist ein Spiel, aber die Welt, die es so herrlich hyperironisch darstellt (bei normaler Ironie ist die Verzerrung wenigstens ersichtlich - aber dieses New York wirkt so erschreckend schlüssig), ist kompliziert: der Spieler ist nur einer von vielen und eine vollständige Eroberung. Jeder Raum ist begrenzt und jeder Erfolg hat seine Zeit. Am Ende gewinnt die Stadt, und zwar immer. Das Meta-GTA hieße dann nur noch Sim City, hu? Das ist aber in der Klassiker-Sammlung verschollen.

Mit GTA4 ist Rockstar Games wahrscheinlich ein größerer Pädagoge als ganz Iowa, nicht nur von der Reichweite her. Die Lektionen der Komplexität, vermittelt durch die drei Spieler (nicht Helden) dieses Epos', ermöglichen recht viel amerikanische Demut. Amen?

Wenn Red Dead Redemption nicht mehr so teuer ist, wird es hohe Erwartungen zu erfüllen haben, schon allein wegen diesem pseudospiritistischen Hokuspokus.

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